... letztes Jahr am Heiligen Abend erreichte mich die Nachricht, dass mein Vater tot ist. Ohne Vorwarnung, ohne dass er krank war, ist er ganz plötzlich und viel zu früh mit 72 gestorben.
Zurück blieben meine Schwestern und ich, aber auch meine Mutter, die von meinem Vater gepflegt worden war.
Es folgte eine mehrmonatige Odyssee auf der wir uns auf die Suche nach einem guten Ort für unsere Mutter machten. Mit Pflegestufe 3 ist sie in jedem Lebensbereich auf Hilfe angewiesen.
Einen Platz zu finden ist im Raum Erlangen/Nürnberg ÜBERHAUPT kein Problem. Aber einen GUTEN Platz zu finden, das ist schon sehr viel schwerer.
Wir haben 5 Monate gesucht, zig Einrichtungen angesehen. Von schrecklich bis ganz schrecklich. Ein hübsches Gebäude ist nur für die Angehörigen, den Pflegebedürftigen nutzt das nichts. Wenn niemand da ist, der einem den Trinkbecher anreicht, wenn man das selbst nicht mehr kann, ist die Schönheit des Gebäudes oder die Innenarchitektur irrelevant.
Fünf Monate war unsere Mutter in einem Pflegeheim, dass den allerbesten Ruf genießt, die höchsten Bewertungen des Medizinischen Dienstes hat, dass aber so schrecklich war, dass wir das Gefühl hatten, wenn wir da nicht JEDEN Tag nach dem Rechten sehen, ist nicht gewährleistet, dass auch nur die Grundversorgung gesichert ist.
Auf unserer Suche sind wir auf das Modell: Alten- oder Demenz-WG gestoßen. Wir haben uns mehrere Einrichtungen dieser Art angesehen und waren sofort sicher: nur so geht das.
Zehn alte, hilfsbedürftige Menschen leben in einer Wohngemeinschaft zusammen und werden von einem Pflegedienst 24 Stunden/rund um die Uhr betreut und gepflegt.
Gepflegt UND betreut, das klingt nach nichts besonderem. Jeder der sich damit noch nicht beschäftigt hat, denkt jetzt wahrscheinlich: ja, klar, was denn auch sonst? Die Frage ist berechtigt, denn übliche Praxis in Pflegeheimen ist, dass die Pflege und die Betreuung abrechnungstechnisch getrennt betrachtet werden. In der Praxis heißt das: es sind bestimmte Pfleger NUR für die Pflege zuständig und andere NUR für die Betreuung. Die einen helfen auf Klo, waschen die Bewohner oder helfen beim Essen und ganz andere sorgen für Beschäftigung. Das heißt das Pflegepersonal ist nicht für Zuwendung zuständig, hat dafür auch keine Zeit, weil das nicht vorgesehen ist. Und das Personal, dass für die Betreuung zuständig ist, darf nicht zu Essen geben und nicht auf Klo helfen, weil sie möglicherweise gar nicht die Ausbildung dazu haben.
Das heißt die Altenpfleger können sich gar nicht richtig kümmern, weil das was eigentlich zusammen gehört, getrennt verrechnet wird. Und dazu kommt natürlich der "Betreuungsschlüssel" der fest legt wie viele Pfleger pro zu pflegender Person bezahlt werden. In dem "tollen" Pflegeheim waren das 3 Pfleger Vormittags, 2 Nachmittags und 1 in der Nacht, für 23 (!) Personen unterschiedlicher Bedürftigkeit.
In einer Alten-WG wird der Pflegedienst von den Angehörigen beauftragt. Die Angehörigen haben Mitsprache darüber wie es sein soll. Es sind genauso viel Pflegende dort wie in dem Heim, jedoch nicht für 23, sondern für 10 Personen. Die Beschäftigten des Pflegedienstes kümmern sich um alle Bedürfnisse der Bewohner. Hinzu kommen externe Angebote, Therapien etc. die von zusätzlichen Personen geleistet werden. Es wird dort gelebt, wie in einer Familie. Es gibt eine große Wohnküche und eine angestellte Hauswirtschafterin kümmert sich um den Haushalt. Da wird gekocht gegessen und gelebt. Wer noch mit helfen kann, hilft mit, wer das nicht kann, ist einfach dabei. Jeder hat ein mit eigenen Möbeln eingerichtetes Zimmer und es sind immer Angehörige da, die zu Besuch sind oder mit helfen oder sonst etwas tun. Es ist eine wirklich schöne Atmosphäre.
In so einer WG lebt meine Mutter nun. Das ist wirklich die einzige Form, die nach unserer Meinung, gut ist. Viele fragen sich jetzt vielleicht: und kann man das überhaupt bezahlen? Ja, man kann, es kostet in unserem Fall (das hängt von der Pflegestufe ab) tatsächlich ein ca. 200 € WENIGER als das Pflegeheim im 2-Bettzimmer.
Hier zwei Adressen: Es gibt für beide Häuser eine Warteliste, wobei in der Villa Ströhla aktuell ein Platz frei ist.
Villa Ströhla, in Erlangen/Sieglitzhof Tel: 09131 9 20 18 70
Haus Schlossberg in Höchststadt a.d.Aisch Tel: 09193 5011152
Hier ein schöner Bericht über das Haus Schlossberg. In den anderen Wohngemeinschaften ist es sehr ähnlich.
Diese beiden Häuser waren unsere Favoriten, da es sie schon länger gibt und sich schon funktionierende Routinen in den Abläufen eingestellt haben.
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Weihnachten wird allerdings NIE mehr wie zuvor. Ich kann mir einfach im Moment nicht vorstellen zu feiern. Der Gedanke daran, dass wir nie wieder am 26.12. zu unserem traditionellen Familienfest zusammen kommen werden, macht mich einfach nur unendlich traurig.