Über was wirst du nie schreiben? (Thematik)Und so haben die Drei dieses mal geantwortet.
Ersteres ist das ein Thema, das meiner Meinung nach nun wirklich schon derart oft durchgekaut wurde, dass es langsam nicht viel Neues mehr dazu zu sagen gibt. Eine grauenhafte Zeit, verabscheuungswürdige. Dinge sind geschehen, aber wenn es nicht gerade ein Zeitzeuge ist, der seine Erlebnisse verarbeiten will, dann würde ich keinen Roman, Bericht oder sonstwie gelagerte Abhandlung mehr zu diesem Thema lesen wollen. Irgendwann muss mal Schluß sein. Vergessen werden wir nie, was damals schreckliches geschah, aber es geht einfach nicht an, immerzu mit dieser Thematik überschüttet zu werden. Man muss nur den Fernseher anmachen und irgendwo läuft hundertprozentig etwas zu dem Thema. Hitlers Pläne, Hitlers Frauen, Die Bombennacht usw.
Zweiteres Thema, das ich niemals anfassen würde, sind allgemein Kriege. Ich würde nicht einmal einen Krieg für meine Romane erfinden wollen. Es gibt so viel Unfrieden auf der Welt, dass ich nicht auch noch einen Roman dazu verfassen muss. Eigentlich möchte ich lieber durch Spannung, Erotik, Humor und die Kriminologie den Leser zu meinen Büchern verführen. Es darf mystisch sein, mörderisch oder auch fantastisch. Selbst vor Horror würde ich nicht zurückschrecken, aber einen Krieg muss man nicht auch noch erfinden. Ich jedenfalls nicht.
Ich denke fast alle anderen Themen würde ich anpacken, mich dazu einlesen, recherchieren und mein Bestes geben, um es für den Leser auf irgendeine Weise interessant zu gestalten. Aber diese beiden Themen sind für mich tabu.
Aber beim Schreiben?
Wohl muss ich dieses vertrackte «Nie» also etwas genereller fassen: Ich würde (unter meinem eigenen Namen und belletristisch) nie etwas schreiben mit blossem Blick auf Auflagezahlen, ich würde grundsätzlich kaum etwas schönschreiben oder nur in der Absicht einen Text verfassen wollen, um damit Aufsehen zu erregen (was letzteres ohnehin schwierig geworden ist), damit fallen Fäkal- und andere eher unappetitliche Orgienformen schon einmal weg. . .
Spass beiseite: Ich wähle meine Themen nicht nach dem Ausschlussverfahren, das heisst, ich habe keine Aufzählung vor mir, die ich unterteilen würde in «bestimmt nicht», «nur in Notfällen», «eventuell», «wäre reizvoll» und «ganz bestimmt».
Was dann innerhalb eines Generalthemas angesprochen wird und was nicht, das hängt letztlich nicht mit solchen «Nie» zusammen, sondern mit der Geschichte und deren Rhythmus.
Bei der neuen, noch titellosen Erzählung, an der ich derzeit arbeite, stellt sich dieses Problem. Das eine Seitenmotiv wäre zwar einerseits ganz reizvoll, wird andererseits aber eventuell nur deshalb weichen, damit der Erzählfluss nicht unnötig abgebremst wird (und wird vielleicht anderswo später «gebraucht»).