Heute frage ich: Nicole Rensmann und Aileen P. Roberts

Von Alexandra @Alexandra71
Diese Runde zieht und zieht sich, irgendwie erreiche ich dieses mal einfach keinen Herrn, also werde ich nach 3 wöchiger Suche mal einfach nur 2 Antworten online stellen, damit ich mal weiter machen kann und so erfährt ihr was die beiden Autorinnen zu meiner Frage meinten. 
Dieses mal geht es um das Verhalten an sich der Autoren. Bei Schauspielern ist es ja so, je mehr sie sich in die Rolle hineinbegeben, also den zu spielenden Charakter, je realistischer wird die Figur. Nun hab ich mich natürlich gefragt, wie es bei den Autoren aussieht und hab deshalb folgende Frage gestellt... 
Näherst du dich während des Schreibens den Personen (Protagonisten) an? Wie Charakterzüge, Macken u.s.w


Nicole Rensmann
Das ist eine interessante Frage. Nicht, dass mir dabei sofort eine pauschale Antwort einfiele, vielmehr finde ich die Vorstellung, die Macken und Charakterzüge einiger Charaktere – oder auch nur des Protagonisten – meines aktuellen Romans „Niemand“ zu übernehmen, als amüsant.
In der Tat geschieht es sehr häufig, dass mich eine starke Empathie mit meinen Charakteren verbindet. Ich fühle ihren Schmerz, freue, leide und weine mit ihnen. Besonders bei problematischen Themen, bin ich manchmal tagelang „mitdepressiv“, zumindest war das früher immer so in den akuten Schreibphasen, wie z.B. bei »Firnis«, »Anam Cara«, »Ciara«, oder »Philipp und Melanie«.
In den letzten Monaten, vielleicht auch schon in den letzten Jahren, schreibe ich anders. Das ist eine Entwicklung, die ich noch nicht näher benennen mag.
Fakt ist: Ich habe noch nicht, oder zumindest nicht, dass es mir bewusst wäre, eine Macke oder einen Charakterzug übernommen. Eher umgekehrt. Ich gehöre zu den Autoren, die bewusst oder unterbewusst den Protagonisten den ein oder anderen Charakterzug meiner Wenigkeit aufdrücke. Wie gut, dass sie sich nicht wehren können.
Ansonsten muss ich ja sagen, ich nähere mich meinen Protagonisten an, sehr sogar. Und manchmal ist es mehr als Freundschaft oder mütterliche Gefühle. Manchmal ist es fast so etwas wie Liebe. Die Vorstellung sie zu töten, sie zu verlassen, sie mit einem „Ende“ in eine ungewisse, noch nicht geschriebene Zukunft, zu entlassen, ist manchmal schwer erträglich.
Aileen P. Roberts Natürlich nähert man sich im Laufe des Schreibens seinen Protagonisten an, und für meinen Teil fühlt es sich auch so an, als würde man für die bestimmte Szene oder den Abschnitt, den man gerade schreibt, auch in den jeweiligen Körper schlüpfen. Man lacht, weint, leidet mit den Protagonisten, und im Idealfall bekommt man dann auch nette Mails oder Leserundenbeiträge, in denen Lesern berichten, dass es ihnen genauso geht :) Vielen Dank an dieser Stelle an meine Leser/innen. Anders als ein Schauspieler, der  für einen Film nur in eine Rolle schlüpft, ist das bei Schriftstellern etwas anders, denn sie haben ja i.d.R. mehrere Protagonisten, also muss man dafür vielleicht ein Stück weit schizophren sein *g* Nein, mal im Ernst, mir macht es immer sehr viel Spass, beim Schreiben in verschiedene Rollen zu schlüpfen, und je nachdem, über wen man schreibt, auch mal böse, skrupellos oder völlig verrückt sein zu können.Bisher ist es - glaube ich - noch nicht so weit gegangen, dass ich dann wirklich die Charaktereigenschaften in mein "normales" Leben übernommen habe. Umgekehrt ist es aber wohl so, dass die ein oder andere Hauptperson in meinen Romanen etwas von mir in sich trägt ... wer, das werde ich jetzt nicht verraten ;-)