Ein Autor darf ja heute fast keine Berührungsängste mehr haben. Wie machst du das wenn du auf Lesungen oder an Messen bist, wo man doch sehr exponiert ist und der Andrang der Fans manchmal doch erheblich sein kann? Wie gehst du damit um?
Und generell gilt: Jede Anerkennung freut mich natürlich, so besehen wäre und ist «ein Andrang» immer auch (sehr) positiv.
So bekannt bin ich noch nicht, dass ich in der Masse der Fans zerquetscht werden könnte (lacht). Aber es stimmt schon – zuweilen geht es auf Lesungen, Conventions und Messen ganz schön rummelig zu. Glücklicherweise bin ich kein Mensch, der an Demophobie (Angst vor Menschenansammlungen) leidet. Im Gegenteil! Ich genieße das Bad in der Menge, genieße es, meine Leser persönlich kennenzulernen. Sogar dann, wenn auch mal kritische Worte fallen. Vielleicht sogar gerade dann.
Literatur ist nicht der Mittelpunkt der Welt. Aber sie ist der Mittelpunkt meiner Welt. Daher ist es für mich als Autorin wichtig, von den Lesern wahrgenommen zu werden, mich mit ihnen auszutauschen. Ich möchte erfahren, welche Filme ich mit meinen Texten in ihrem Kopfkino abspiele. Denn beim Schreiben geht es weniger um Ruhm und Reichtum (beides erlangen ohnehin nur wenige Auserwählte), sondern darum, gelesen zu werden. Ich schreibe für meine Leser, nicht für mich. Und wenn sich jemand die Mühe macht, meine Bücher zu kaufen und sie zu lesen, dann hat er auch das Recht darauf, mit mir zu sprechen, wenn ich persönlich vor Ort bin. Ich bin eine Autorin zum ›Anfassen‹, beantworte gern – fast – jede Frage. Am liebsten wäre es mir, wenn ich nach jeder Lesung noch eine ›Frage & Antwort-Stunde‹ zur Verfügung hätte. Aber das lässt sich bei den meisten Veranstaltungen leider nicht machen.
Irritiert bin ich immer dann, wenn meine Leser mir mit zu viel Ehrfurcht begegnen, sich womöglich kaum trauen, mich anzusprechen. Respekt vor meiner Arbeit? Ja, bitte! Zuneigung zu meinen Figuren? Fabelhaft! Aber Ehrfurcht? Nur weil ich eine veröffentlichte Autorin bin, bin ich noch lange kein Wundertier. Autoren sind Menschen. Menschen haben und machen Fehler. Ich bin beispielsweise ein Genussmensch. Und das sieht man mir auch an. Autoren sind nicht intelligenter als Angehörige anderer Berufsgruppen. Bewunderung ist da fehl am Platz. Schließlich würde auch niemand vor einem Schreiner auf die Knie fallen, oder? Mir gefallen Leser, die mich kritisch hinterfragen und ich gehe gern auf ihre Kritik ein. Was ich dagegen gar nicht leiden kann, sind Leser, die mich beim Essen stören oder mich gar auf der Toilette ansprechen. Irgendwo gibt es eine Grenze. Ich mache dann in solchen Fällen höflich, aber bestimmt, darauf aufmerksam, dass dies weder die passende Zeit noch der passende Ort für ein Plauderstündchen ist, und schlage ein Treffen zu einem späteren Zeitpunkt vor. Normalerweise wird das auch respektiert.