Ich bin ein Mensch der keine grossen Menschenmengen mag. Ich bin zwar nicht Menschenscheu, ich lerne gerne immer wieder neue Leute kennen, ich bin auch sehr kommunikativ aber bitte nicht alle auf einemal. Ich meide also Festivitäten und andere Orte mit viel Menschen. Ich bin zwar nicht Kontaktscheu aber ich muss auch nicht gleich mit jedem der auf mich zu kommt Händchenhalten, umarmen oder Küsschen verteilen, das ist dann schon Leuten vorenthalten die ich lange und gut kenne. Aber genau dass ist doch das Problem, heute werden Autorinnen und Autoren doch auch schon ziemlich vermarktet, auf Lesereisen, Messen oder sonstigen Anlässen, kommen sie mit vielem Menschen in kontakt. Meine Frage geht daher auch in diese Richtung und hab die Autoren folgendes gefragt...
Martin A. WalserBerührungsängste habe ich gottlob nie gekannt, im «Schaufenster» zu stehen, gehört seit vielen Jahren zum Alltag. Doch bin ich glücklicherweise kein «Pop-Star» und schreibe ich ja keine Bücher, die Millionen von Menschen in schiere Verzückung versetzen, so dass ich mich der Fans kaum erwehren könnte, so dass sich aus solchen Konstellationen kaum Probleme ergeben. Und ausserdem bin ich sehr, sehr zurückhaltend im Suchen von «Öffentlichkeit», die sehr kärgliche Zeit, die mir zur Verfügung steht, nutze ich primär dazu, zu schreiben, zu überarbeiten und die besten Worte und Formulierungen zu suchen und - um nachzudenken. Meine grösste Angst würde somit nicht darin bestehen, vom riesigen Andrang der Fans erdrückt zu werden - sondern noch weniger Zeit dafür aufwenden zu können, was ich eigentlich wirklich tun will: Bücher schreiben . . .
Und generell gilt: Jede Anerkennung freut mich natürlich, so besehen wäre und ist «ein Andrang» immer auch (sehr) positiv.
Simone Edelberg
So bekannt bin ich noch nicht, dass ich in der Masse der Fans zerquetscht werden könnte (lacht). Aber es stimmt schon – zuweilen geht es auf Lesungen, Conventions und Messen ganz schön rummelig zu. Glücklicherweise bin ich kein Mensch, der an Demophobie (Angst vor Menschenansammlungen) leidet. Im Gegenteil! Ich genieße das Bad in der Menge, genieße es, meine Leser persönlich kennenzulernen. Sogar dann, wenn auch mal kritische Worte fallen. Vielleicht sogar gerade dann.
Literatur ist nicht der Mittelpunkt der Welt. Aber sie ist der Mittelpunkt meiner Welt. Daher ist es für mich als Autorin wichtig, von den Lesern wahrgenommen zu werden, mich mit ihnen auszutauschen. Ich möchte erfahren, welche Filme ich mit meinen Texten in ihrem Kopfkino abspiele. Denn beim Schreiben geht es weniger um Ruhm und Reichtum (beides erlangen ohnehin nur wenige Auserwählte), sondern darum, gelesen zu werden. Ich schreibe für meine Leser, nicht für mich. Und wenn sich jemand die Mühe macht, meine Bücher zu kaufen und sie zu lesen, dann hat er auch das Recht darauf, mit mir zu sprechen, wenn ich persönlich vor Ort bin. Ich bin eine Autorin zum ›Anfassen‹, beantworte gern – fast – jede Frage. Am liebsten wäre es mir, wenn ich nach jeder Lesung noch eine ›Frage & Antwort-Stunde‹ zur Verfügung hätte. Aber das lässt sich bei den meisten Veranstaltungen leider nicht machen.
Irritiert bin ich immer dann, wenn meine Leser mir mit zu viel Ehrfurcht begegnen, sich womöglich kaum trauen, mich anzusprechen. Respekt vor meiner Arbeit? Ja, bitte! Zuneigung zu meinen Figuren? Fabelhaft! Aber Ehrfurcht? Nur weil ich eine veröffentlichte Autorin bin, bin ich noch lange kein Wundertier. Autoren sind Menschen. Menschen haben und machen Fehler. Ich bin beispielsweise ein Genussmensch. Und das sieht man mir auch an. Autoren sind nicht intelligenter als Angehörige anderer Berufsgruppen. Bewunderung ist da fehl am Platz. Schließlich würde auch niemand vor einem Schreiner auf die Knie fallen, oder? Mir gefallen Leser, die mich kritisch hinterfragen und ich gehe gern auf ihre Kritik ein. Was ich dagegen gar nicht leiden kann, sind Leser, die mich beim Essen stören oder mich gar auf der Toilette ansprechen. Irgendwo gibt es eine Grenze. Ich mache dann in solchen Fällen höflich, aber bestimmt, darauf aufmerksam, dass dies weder die passende Zeit noch der passende Ort für ein Plauderstündchen ist, und schlage ein Treffen zu einem späteren Zeitpunkt vor. Normalerweise wird das auch respektiert.
Guido M. BreuerLesungen und Messeauftritte machen mir noch viel mehr Spaß als das eher einsame Schreiben im stillen Kämmerlein. Und wer für eine Öffentlichkeit schreibt, sollte sich für diese Öffentlichkeit (und die besteht aus Menschen!) interessieren - das sehe ich nicht etwa als Pflichtübung, sondern als Selbstverständlichkeit des an Menschen interessierten Autors. Und wenn diese Menschen sich umgekehrt auch für mich interessieren, was sollte mich daran stören? Es zeigt mir doch vielmehr, dass die vielen einsamen Stunden an der Tastatur nicht ganz vergebens oder nur textuelle Selbstbefriedigung waren ... Aber zugegeben: ich werde auch nicht belagert wie Bill Kaulitz. Aber auch dies sei zugegeben: ein extrovertierter Typ wie ich würde selbst das mögen ;-)
Ein Autor darf ja heute fast keine Berührungsängste mehr haben. Wie machst du das wenn du auf Lesungen oder an Messen bist, wo man doch sehr exponiert ist und der Andrang der Fans manchmal doch erheblich sein kann? Wie gehst du damit um?
Martin A. WalserBerührungsängste habe ich gottlob nie gekannt, im «Schaufenster» zu stehen, gehört seit vielen Jahren zum Alltag. Doch bin ich glücklicherweise kein «Pop-Star» und schreibe ich ja keine Bücher, die Millionen von Menschen in schiere Verzückung versetzen, so dass ich mich der Fans kaum erwehren könnte, so dass sich aus solchen Konstellationen kaum Probleme ergeben. Und ausserdem bin ich sehr, sehr zurückhaltend im Suchen von «Öffentlichkeit», die sehr kärgliche Zeit, die mir zur Verfügung steht, nutze ich primär dazu, zu schreiben, zu überarbeiten und die besten Worte und Formulierungen zu suchen und - um nachzudenken. Meine grösste Angst würde somit nicht darin bestehen, vom riesigen Andrang der Fans erdrückt zu werden - sondern noch weniger Zeit dafür aufwenden zu können, was ich eigentlich wirklich tun will: Bücher schreiben . . .
Und generell gilt: Jede Anerkennung freut mich natürlich, so besehen wäre und ist «ein Andrang» immer auch (sehr) positiv.
Simone Edelberg
So bekannt bin ich noch nicht, dass ich in der Masse der Fans zerquetscht werden könnte (lacht). Aber es stimmt schon – zuweilen geht es auf Lesungen, Conventions und Messen ganz schön rummelig zu. Glücklicherweise bin ich kein Mensch, der an Demophobie (Angst vor Menschenansammlungen) leidet. Im Gegenteil! Ich genieße das Bad in der Menge, genieße es, meine Leser persönlich kennenzulernen. Sogar dann, wenn auch mal kritische Worte fallen. Vielleicht sogar gerade dann.
Literatur ist nicht der Mittelpunkt der Welt. Aber sie ist der Mittelpunkt meiner Welt. Daher ist es für mich als Autorin wichtig, von den Lesern wahrgenommen zu werden, mich mit ihnen auszutauschen. Ich möchte erfahren, welche Filme ich mit meinen Texten in ihrem Kopfkino abspiele. Denn beim Schreiben geht es weniger um Ruhm und Reichtum (beides erlangen ohnehin nur wenige Auserwählte), sondern darum, gelesen zu werden. Ich schreibe für meine Leser, nicht für mich. Und wenn sich jemand die Mühe macht, meine Bücher zu kaufen und sie zu lesen, dann hat er auch das Recht darauf, mit mir zu sprechen, wenn ich persönlich vor Ort bin. Ich bin eine Autorin zum ›Anfassen‹, beantworte gern – fast – jede Frage. Am liebsten wäre es mir, wenn ich nach jeder Lesung noch eine ›Frage & Antwort-Stunde‹ zur Verfügung hätte. Aber das lässt sich bei den meisten Veranstaltungen leider nicht machen.
Irritiert bin ich immer dann, wenn meine Leser mir mit zu viel Ehrfurcht begegnen, sich womöglich kaum trauen, mich anzusprechen. Respekt vor meiner Arbeit? Ja, bitte! Zuneigung zu meinen Figuren? Fabelhaft! Aber Ehrfurcht? Nur weil ich eine veröffentlichte Autorin bin, bin ich noch lange kein Wundertier. Autoren sind Menschen. Menschen haben und machen Fehler. Ich bin beispielsweise ein Genussmensch. Und das sieht man mir auch an. Autoren sind nicht intelligenter als Angehörige anderer Berufsgruppen. Bewunderung ist da fehl am Platz. Schließlich würde auch niemand vor einem Schreiner auf die Knie fallen, oder? Mir gefallen Leser, die mich kritisch hinterfragen und ich gehe gern auf ihre Kritik ein. Was ich dagegen gar nicht leiden kann, sind Leser, die mich beim Essen stören oder mich gar auf der Toilette ansprechen. Irgendwo gibt es eine Grenze. Ich mache dann in solchen Fällen höflich, aber bestimmt, darauf aufmerksam, dass dies weder die passende Zeit noch der passende Ort für ein Plauderstündchen ist, und schlage ein Treffen zu einem späteren Zeitpunkt vor. Normalerweise wird das auch respektiert.
Guido M. BreuerLesungen und Messeauftritte machen mir noch viel mehr Spaß als das eher einsame Schreiben im stillen Kämmerlein. Und wer für eine Öffentlichkeit schreibt, sollte sich für diese Öffentlichkeit (und die besteht aus Menschen!) interessieren - das sehe ich nicht etwa als Pflichtübung, sondern als Selbstverständlichkeit des an Menschen interessierten Autors. Und wenn diese Menschen sich umgekehrt auch für mich interessieren, was sollte mich daran stören? Es zeigt mir doch vielmehr, dass die vielen einsamen Stunden an der Tastatur nicht ganz vergebens oder nur textuelle Selbstbefriedigung waren ... Aber zugegeben: ich werde auch nicht belagert wie Bill Kaulitz. Aber auch dies sei zugegeben: ein extrovertierter Typ wie ich würde selbst das mögen ;-)