Die 2. Runde geht online. Diese Woche wollte ich wieder etwas über die Arbeit des Autors erfahren. Und zwar, bevor Autoren zu schreiben beginnen können müssen sie ja eine Idee haben. Dann, je nach dem, muss man sich an die Arbeit des recherchierens machen und das kann doch ziemlich aufwendig werden. Und daher war ich so neugierig und hab folgende Frage dazu gestellt...
Ich war natürlich sehr neugierig was für Antworten mich erreichen, und diese möchte ich euch natürlich gerne weiter heben. Und geantwortet haben dises mal...
Andrea GunscheraEin Großteil meiner Recherche läuft ganz unspektakulär über Internet oder die Lektüre von Büchern ab oder über einen Email-Austausch mit Fachleuten, die ich mit meinen Fragen belästige. Spannend und durchsetzt von kleinen Abenteuern ist dagegen die Vorort-Erkundung, also das Erforschen von Schauplätzen im echten Leben - auch wenn es oft umgekehrt geschieht, dass ich zuerst einen aufregenden Ort finde, den ich dann anschließend in das Manuskript einbaue.
Für meinen Thriller 'Das dunkle Fenster' hatte ich mir in den Kopf gesetzt, ich müsse mir unbedingt einen Zedernwald ansehen, denn das Buch beginnt in einem Kloster in den libanesischen Bergen, die von Zedern bestanden sind. Libanon war zu dieser Zeit kein gutes Reiseland, aber während eines Urlaubs auf Zypern fand ich heraus, dass sich dort in den Bergen einer der letzten Zedernbestände der Welt befindet. Wir besuchten die Insel im Januar, und das milde Klima beschwert zwar den Küstenbereichen frühlingshafte Temperaturen, in den Bergen allerdings hatte es gerade frisch geschneit. Das fanden wir jedoch erst auf halbem Weg heraus - und wollten dann nicht umkehren, denn der Zedernwald stand in einem Tal auf der anderen Seite der Berge und unser Plan war, auf dem Rückweg die Küstenstraße zu nehmen. Natürlich fuhren wir auch keinen SUV als Mietwagen, sondern einen Kleinwagen mit Frontantrieb und Sommerreifen. Auf diese Weise wühlten wir uns immer tiefer in den Schnee, so dass wir zuletzt mit Schritttempo die einspurigen, vereisten Serpentinen entlangrutschten. Schneewehen verbargen die herabgebrochenen Reste von Steinschlag, bis die Felsbrocken am Unterboden entlangkratzten. Nach vier Stunden und ohne die geringste Spur von Zivilisation, während die Eispiste sich immer höher hinaufschraubte, begannen wir uns ernsthaft Sorgen zu machen. Plötzlich waren wir uns gar nicht mehr sicher, ob wirklich eine Straße von der anderen Seite des Zederntals an die Küste führte. Und wir waren noch mindestens dreißig Kilometer von den verdammten Zedern entfernt.
Als wir auf eine ebenso verschneite, aber etwas breitere Straße trafen, die mit einem Wegweiser zur nächsten größeren Stadt unterhalb der Berge ausgeschildert war, also der Richtung, aus der wir gekommen waren, entschied ich kurzerhand, dass ich mir auch anhand von Bildern sehr gut vorstellen könne, wie ein Zedernwald aussieht, riecht und sich anfühlt.
Nach weiteren vier Stunden erreichten wir die Küstenebene, von der wir aufgebrochen waren, gerade rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit. Und waren unendlich froh, dass uns die Nacht nicht in den tief verschneiten Bergen erwischt hatte.
Ein paar Tage später setzte Tauwetter ein und wir machten einen zweiten Versuch, dieses verwunschene Zederntal zu erreichen. Dieses Mal mit Erfolg. Es war überwältigend. Urtümlich. Tausend Jahre alte Bäume, aus denen die Herrscher versunkener Königreiche Galeeren und Tempelgewölbe errichtet haben.
Und wie es oft so spielt, ist vom Ergebnis dieser Recherche genau ein einziger Satz im Buch übrig geblieben.
Karl-Heinz Witzkoes wäre vielleicht besser, wenn du jemanden anderen fragst, denn an meinen Recherchen ist absolut nichts spektakuläres.
Ich durchsuche mit Google das Internet, telefoniere mit Leuten, die ich eh kenne, lese vielleicht etwas zum Thema oder schaue mir einen Film an. Das ist schon alles.
"Verrückt, interessant, peinlich, aussergewöhnlich" kommt dabei überhaupt nicht vor und selbst "mühevoll" hält sich in Grenzen. Es ist halt sozusagen ganz langweilige Fußarbeit.
Aber ich fürchte, dass das den meisten Autoren ähnlich geht.
Markus WaltherDa ich Kurzgeschichten schreibe, muss ich selten tiefer gehende Recherchen durchführen. Ich arbeite gerne mit Klischees. Um diese gekonnt zu verwenden (und zum richtigen Zeitpunkt zu brechen) muss man diese Allgemeinplätze allerdings gut kennen und auch hinterfragen. Dabei reicht häufig ein Blick ins Wikipedia. Überhaupt ist das Internet eine wahre Fundgrube an Wissen und Ideen. Das ist wenig spektakulär.
Inspirationen sammeln ist allerdings für mich auch ein Teil der Recherche. Um ein Buch fertigstellen zu können, brauche ich pro Story mindestens eine eigenständige Plotidee. Manchmal sogar zwei. Beim ersten Buch waren es also über 136 Storyideen, beim zweiten nicht weniger. Um sich da nicht zu wiederholen zu wiederholen zu wiederholen braucht man alle Quellen, über die man nur stolpert. Da verwende ich alles was ich höre, sehe und lese.
Eine meiner liebsten Recherchen habe ich mal im Autorenforum "Federfeuer" gestartet. Ein Brainstorming. Meine Frage war, ob man mir Namen von typischen Örtlichkeiten der Literatur nennen könne. Städte, Länder oder sonst was, was unzertrennbar mit einer Geschichte verbunden ist. Es war faszinierend, wie viel da zusammen getragen wurde. Wenn jemand zum Beispiel Baskerville, Hogwarts und Gripsholm erwähnt, denkt man ohne umschweife an bestimmte Geschichten.
Diese gemeinschaftliche Recherche ermöglichte mir eine kleine Liebeserklärung an die Welt der Bücher.
Wie immer bedanke ich mich natürlich bei den teilnehmenden Autoren für ihre offene Antworten, ich bin immer wieder begeistert wie interessiert ihr immer seid und es macht mir wirklich freude mit euch zusammen zu arbeiten!!!
Was war das verrückteste, interessanteste, peinlichste, aussergewöhnlichste und oder mühevollste, das du während einer Recherche gemacht hast oder machen musstest?
Ich war natürlich sehr neugierig was für Antworten mich erreichen, und diese möchte ich euch natürlich gerne weiter heben. Und geantwortet haben dises mal...
Andrea GunscheraEin Großteil meiner Recherche läuft ganz unspektakulär über Internet oder die Lektüre von Büchern ab oder über einen Email-Austausch mit Fachleuten, die ich mit meinen Fragen belästige. Spannend und durchsetzt von kleinen Abenteuern ist dagegen die Vorort-Erkundung, also das Erforschen von Schauplätzen im echten Leben - auch wenn es oft umgekehrt geschieht, dass ich zuerst einen aufregenden Ort finde, den ich dann anschließend in das Manuskript einbaue.
Für meinen Thriller 'Das dunkle Fenster' hatte ich mir in den Kopf gesetzt, ich müsse mir unbedingt einen Zedernwald ansehen, denn das Buch beginnt in einem Kloster in den libanesischen Bergen, die von Zedern bestanden sind. Libanon war zu dieser Zeit kein gutes Reiseland, aber während eines Urlaubs auf Zypern fand ich heraus, dass sich dort in den Bergen einer der letzten Zedernbestände der Welt befindet. Wir besuchten die Insel im Januar, und das milde Klima beschwert zwar den Küstenbereichen frühlingshafte Temperaturen, in den Bergen allerdings hatte es gerade frisch geschneit. Das fanden wir jedoch erst auf halbem Weg heraus - und wollten dann nicht umkehren, denn der Zedernwald stand in einem Tal auf der anderen Seite der Berge und unser Plan war, auf dem Rückweg die Küstenstraße zu nehmen. Natürlich fuhren wir auch keinen SUV als Mietwagen, sondern einen Kleinwagen mit Frontantrieb und Sommerreifen. Auf diese Weise wühlten wir uns immer tiefer in den Schnee, so dass wir zuletzt mit Schritttempo die einspurigen, vereisten Serpentinen entlangrutschten. Schneewehen verbargen die herabgebrochenen Reste von Steinschlag, bis die Felsbrocken am Unterboden entlangkratzten. Nach vier Stunden und ohne die geringste Spur von Zivilisation, während die Eispiste sich immer höher hinaufschraubte, begannen wir uns ernsthaft Sorgen zu machen. Plötzlich waren wir uns gar nicht mehr sicher, ob wirklich eine Straße von der anderen Seite des Zederntals an die Küste führte. Und wir waren noch mindestens dreißig Kilometer von den verdammten Zedern entfernt.
Als wir auf eine ebenso verschneite, aber etwas breitere Straße trafen, die mit einem Wegweiser zur nächsten größeren Stadt unterhalb der Berge ausgeschildert war, also der Richtung, aus der wir gekommen waren, entschied ich kurzerhand, dass ich mir auch anhand von Bildern sehr gut vorstellen könne, wie ein Zedernwald aussieht, riecht und sich anfühlt.
Nach weiteren vier Stunden erreichten wir die Küstenebene, von der wir aufgebrochen waren, gerade rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit. Und waren unendlich froh, dass uns die Nacht nicht in den tief verschneiten Bergen erwischt hatte.
Ein paar Tage später setzte Tauwetter ein und wir machten einen zweiten Versuch, dieses verwunschene Zederntal zu erreichen. Dieses Mal mit Erfolg. Es war überwältigend. Urtümlich. Tausend Jahre alte Bäume, aus denen die Herrscher versunkener Königreiche Galeeren und Tempelgewölbe errichtet haben.
Und wie es oft so spielt, ist vom Ergebnis dieser Recherche genau ein einziger Satz im Buch übrig geblieben.
Karl-Heinz Witzkoes wäre vielleicht besser, wenn du jemanden anderen fragst, denn an meinen Recherchen ist absolut nichts spektakuläres.
Ich durchsuche mit Google das Internet, telefoniere mit Leuten, die ich eh kenne, lese vielleicht etwas zum Thema oder schaue mir einen Film an. Das ist schon alles.
"Verrückt, interessant, peinlich, aussergewöhnlich" kommt dabei überhaupt nicht vor und selbst "mühevoll" hält sich in Grenzen. Es ist halt sozusagen ganz langweilige Fußarbeit.
Aber ich fürchte, dass das den meisten Autoren ähnlich geht.
Markus WaltherDa ich Kurzgeschichten schreibe, muss ich selten tiefer gehende Recherchen durchführen. Ich arbeite gerne mit Klischees. Um diese gekonnt zu verwenden (und zum richtigen Zeitpunkt zu brechen) muss man diese Allgemeinplätze allerdings gut kennen und auch hinterfragen. Dabei reicht häufig ein Blick ins Wikipedia. Überhaupt ist das Internet eine wahre Fundgrube an Wissen und Ideen. Das ist wenig spektakulär.
Inspirationen sammeln ist allerdings für mich auch ein Teil der Recherche. Um ein Buch fertigstellen zu können, brauche ich pro Story mindestens eine eigenständige Plotidee. Manchmal sogar zwei. Beim ersten Buch waren es also über 136 Storyideen, beim zweiten nicht weniger. Um sich da nicht zu wiederholen zu wiederholen zu wiederholen braucht man alle Quellen, über die man nur stolpert. Da verwende ich alles was ich höre, sehe und lese.
Eine meiner liebsten Recherchen habe ich mal im Autorenforum "Federfeuer" gestartet. Ein Brainstorming. Meine Frage war, ob man mir Namen von typischen Örtlichkeiten der Literatur nennen könne. Städte, Länder oder sonst was, was unzertrennbar mit einer Geschichte verbunden ist. Es war faszinierend, wie viel da zusammen getragen wurde. Wenn jemand zum Beispiel Baskerville, Hogwarts und Gripsholm erwähnt, denkt man ohne umschweife an bestimmte Geschichten.
Diese gemeinschaftliche Recherche ermöglichte mir eine kleine Liebeserklärung an die Welt der Bücher.
Wie immer bedanke ich mich natürlich bei den teilnehmenden Autoren für ihre offene Antworten, ich bin immer wieder begeistert wie interessiert ihr immer seid und es macht mir wirklich freude mit euch zusammen zu arbeiten!!!