Heute frage ich: Jennifer Benkau, Wolfgang Schwerdt und Victoria Schlederer

Heute frage ich: Jennifer Benkau, Wolfgang Schwerdt und Victoria Schlederer

Wie schon bei der letzte frage denke ich etwas fliessendes wenn ich mir einen schreibenden Menschen vorstelle. Entweder fliessen die Worte in der gedachten form durch einen Stift aufs Papier, was heute wohl eher äusserst selten passiert, oder durch das tippen in virtueller Form in ein Dokument auf dem Computer. Was wenn die Worte einfach nicht mehr fliessen wollen? Wenn es irgendwo eine Blockade gibt? Was macht Autor dann? Genau... dieser Frage will ich dieses mal nachgehen und hab folgende Frage gestellt...
Schon einmal eine Schreibblockade gehabt? Wenn ja, was hast du gemacht um diese zu lösen und wenn nein, hast du Angst davor? Was machst du dagegen?
Dazu haben folgende Autoren geantwortet:
Heute frage ich: Jennifer Benkau, Wolfgang Schwerdt und Victoria Schlederer

Jennifer Benkau Eine wirkliche Schreibblockade ist mir bisher *klopfaufholz* gänzlich unbekannt. Was ich dagegen gut kenne, ist das Gefühl, einfach mal keine Lust zu haben. Selten betrifft das eine Geschichte im Speziellen (dann stimmt idR etwas am Plot nicht), gerne aber auch mal die Tipparbeit. Jetzt wäre es wahnsinnig professionell zu sagen, dass man da einfach durch, und trotzdem seinen Job erledigen muss.
Mach ich aber nicht *lol*.
Mir sagten Leser, dass man meinen Texten meine Liebe und meinen Spaß am Schreiben anmerkt. Das hat mich sehr gefreut und ich würde keinesfalls etwas tun, was dies in Gefahr bringt. Zwinge ich mich zum Schreiben, merke ich das hinterher am Text, der aufmerksame Leser vermutlich ebenso. Daher tu ich das nicht.
Jeder meiner Sätze wurde *gern* geschrieben. Das ist mir total wichtig, denn wie sollte ich einen Leser begeistern, wenn ich keine Begeisterung ins Produkt stecke, weil ich sie in dem Moment schlicht nicht habe? Soweit, mir das nicht im Text anmerken zu lassen, bin ich noch nicht.
Von daher lass ich alles liegen, wenn ich mal keine Lust habe. Ich kenne mich gut genug, um zu wissen, dass sich das Problem nach wenigen Tagen selbst erledigt und ich dann doppelt so effektiv schreibe. Bisher bin ich den Abgabefristen ohnehin immer Monate voraus, sodass das ohne Probleme möglich ist, und wenn ich doch mal Druck habe, dann heizt dieser mir meistens nur ein und motiviert mich.
Heute frage ich: Jennifer Benkau, Wolfgang Schwerdt und Victoria Schlederer

Wolfang SchwerdtAn eine richtige Schreibblockade, bei der einem nichts mehr einfällt und verzweifelt die Tastatur zwischen den Fingern zerkrümelt, kann ich mich eigentlich nicht erinnern.
Aber natürlich kenne ich die Situation, dass das alles recht zäh wird, man sich durch seine wirren Gedanken quält, und einfach keine Ordnung hinein, geschweige denn verständliche Formulierungen hervorbringt, obwohl man die Geschichte, die man niederschreiben möchte geradezu bildlich vor sich sieht. Da heißt es bei mir dann: einfach im Hinterkopf sacken lassen und mich mit Texten oder Arbeiten beschäftigen, die ohnehin erledigt werden müssen, mir noch schwerer fallen, die sich aber handwerklich abarbeiten lassen (beispielsweise Rezension eines Sachbuches, dessen Thema einen jetzt gerade überhaupt nicht interessiert, oder notwendige Hintergrundrecherchen zu einem Buchprojekt - derzeit beispielsweise 'die Abenteuer des Schiffskaters Rotbart). Nach dieser Arbeit bin ich erst einmal geheilt und es dürstet mich geradezu, zu meiner geliebten Geschichte zurückzukehren um sie dann erstaunlich leicht in Worte zu fassen.
Diese selbst auferlegte kreative Enthaltsamkeit kann durchaus auch mal ein oder zwei Wochen dauern, aber sie funktioniert. Solche Phasen versuche ich übrigens in meine vereinbarten Abgabetermine einzukalkulieren, so dass sich der Druck vom Verlag durchaus in Grenzen hält.
Schlimmer ist es allerdings, wenn ich zu viele andere Dinge zu tun habe, sich Probleme häufen und ich sozusagen von außen daran gehindert werde, genau dann konzentriert und ungestört zu schreiben, wenn die Geschichte, das Kapitel reif zur Niederschrift ist. Das ist dann eine 'externe' Schreibblockade, die leider häufiger vorkommt, als mir lieb ist. Dann droht der Kopf zu platzen, denn die Geschichte muss raus. Und dann bekomme ich tatsächlich Angst vor so etwas wie einer echten, inneren Schreibblockade, denn ich befürchte immer, dass wenn ich die Geschichte nicht dann zu Papier bringen kann, wenn sie reif ist, dass sie dann 'verfault', 'zerfällt', verloren geht.
Meine Erfahrung sagt zwar etwas anderes, die Angst davor ist aber allgegenwärtig.
Was mache ich dagegen? Ich denke und schreibe Geschichten, wann immer ich kann, sozusagen auf Vorrat.
Heute frage ich: Jennifer Benkau, Wolfgang Schwerdt und Victoria Schlederer

Victoria Schlederer Schreibblockade... das ist so ein großes, dramatisches und ja, furchteinflössendes Wort, dass ich für mich persönlich in diesen Kategorien gar nicht denken will; dessen ungeachtet kenne ich natürlich auch die Tage, an denen viel Zeit mit so unglaublich nützlichen Dingen, wie dem Cursor beim Blinken vor dem beunruhigend weißen Hintergrund des Schreibprogramms der Wahl zu zuschauen verbracht wird. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass in diesen Situationen nur eines schlechter ist, als nicht zu schreiben: nämlich mich zum Schreiben zu zwingen. "Setz' dich hin und schreib' einfach irgendetwas, es muss nicht gut sein, Hauptsache du schreibst, Hauptsache du kommst nicht aus der Geschichte heraus"... das hat bei mir noch nie funktoniert. Im besten Fall endete es in Löschorgien, und im schlimmsten Fall habe ich es auch schon zustande gebracht, mir auf diese Weise ein Projekt für mehrere Wochen gründlich zu verleiden. Wie dem auch sei, es frisst Zeit, die sich sinnvoller nützen lässt.
Was mir in derartigen Situationen hingegen hilft, ist mich auch ohne zu schreiben mit dem jeweiligen Projekt zu beschäftigen; der ideale Zeitpunkt für Planungen und, vor allem, Recherchen - beides Tätigkeiten, die stark inspirativen Charakter haben.
Grundsätzlich versuche ich aber die schreibblockierten Tage mit einer kleinen List zu umgehen: immer in dem Moment aufzuhören, wo es am schönsten ist; mitten in der Szene, in einem interessanten Dialog, bei der Einführung eines neuen Charakters, unmittelbar vor einer Wende im Plot, oder einfach bei einer Kleinigkeit, über die zu schreiben ich mich schon freue. Das erleichtert mir den Wiedereinstieg in die Geschichte sehr.
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