Cyrill Lachauers multimediales Projekt "Full Service" ist im Rahmen der Ausstellungsreihe RICOCHET seit 15. Januar bei uns zu sehen. Im Rahmen der Führung "Einblicke" wird heute das Buch zur Ausstellung "RICOCHET #9 Cyrill Lachauer Full Service" vorgestellt, das im Kerber Verlag erschienen ist und das multimediale Projekt Lachauers dokumentiert. Einen ersten Einblick in das Buch und die heutige Veranstaltung bietet ein Gastbeitrag von Charlotte Reimann (Kerber Verlag). Außerdem führt unser Direktor Michael Buhrs in Anwesenheit des Künstlers gemeinsam mit Kuratorin Anna Schneider durch die Ausstellung.
Harter Alltag und verzauberte Welt
Cyrill Lachauer, Full Service
Die Ausstellungsreihe RICOCHET präsentiert zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit Diskursen unserer Zeit sowie aktuellen politischen oder gesellschaftlichen Problematiken auseinandersetzen. In ihrer neunten Folge präsentiert das Museum Villa Stuck im Rahmen von RICOCHET den 1979 geborenen Künstler Cyrill Lachauer mit dessen erster institutioneller Einzelausstellung, kuratiert von Anna Schneider.
Full Service ist das Ergebnis ausgedehnter Aufenthalte des Künstlers im Hinterland des amerikanischen Nord- und Südwestens zwischen Las Vegas und Wounded Knee. Cyrill Lachauer suchte dort nach den Spuren einer indianischen Widerstandsbewegung und ihrer Spiritualität. Gefunden hat er soziale Missstände, die weiße wie indianische Bewohner des amerikanischen Hinterlands betreffen. Die Menschen und Landstriche, die er in seinen Bildern und Filmen zeigt, zeugen von Arbeitslosigkeit, Drogen, Armut und Perspektivlosigkeit.
Eine Reise durch den amerikanischen WestenDie Ausstellung umfasst mehrere Filme, Prints, Sounds, eine Diaprojektion und eine Fotoserie. Mit der farbigen Fotoserie Full Service - From Walker River to Wounded Knee begibt man sich mit Landauer auf eine Reise durch die vernachlässigten Gebiete des amerikanischen Westens, durch unterschiedliche Klimazonen und unterschiedliche Jahreszeiten. Cyrill Lachauer beschreibt den Anstoß zu dieser Fotoserie folgendermaßen:
Verfall und Todessymbolik„Der Ausgangspunkt des fotografischen Teils von Full Service war [...] vor allem die Idee und Frage nach einer erzählenden Landschaft. Mein Landschaftsbegriff schließt alles sich in einem bestimmten Raum befindliche ein: physikalische Landschaft, materielle Kultur, Menschen, Tiere, Atmosphäre, Einschreibungen und Leer stellen. Landschaft ist also ein Raum, in dem alle Teile, belebt wie unbelebt, von einer Sache erzählen - von einer bestimmten Kultur, einer bestimmten Geschichte oder eben einer bestimmten Spiritualität."
Landauers Bilder sind vor allem eine Erzählung und folgen einem fotografischen Interesse. Trotz der oft zarten und sehr ausgewogenen Farbigkeit scheint den Bildern eine Dunkelheit, eine sehr starke Präsenz von Verfall und Todessymbolik eingeschrieben zu sein.
Entzauberung und WiederverzauberungZugleich ist Landauer ein Weg zwischen Entzauberung und Wiederverzauberung in seiner Arbeit wichtig. Die Fotoserie lässt beides zu, wie Landauer konstatiert:
Ausstellungsbegleitende Publikation„Eine oft harte Alltagswirklichkeit und gleichzeitig eine verzaubernde andere Welt. In Amerika, vor allem in seiner Erzählkultur, gibt es diese Freiheit, sich nicht entscheiden zu müssen: zwischen erfunden und real."
Zur Ausstellung erscheint ein begleitender Katalog im Kerber Verlag. Die Publikation dokumentiert Cyrill Lachauers multimediales Projekt Full Service. Zahlreiche Abbildungen schildern ein Amerika, das innerlich längst zerfallen ist, dessen Landschaften dennoch die ursprüngliche mythische Kraft und den Zauber des Landes beschwören. Mit einem Interview von Anna Schneider mit Cyrill Lachauer sowie Beiträgen von Michael Buhrs, Claus Biegert, Krista Geneviève Lynes und Arnd Schneider.
RICOCHET #9, Cyrill Lachauer. Full Service, hrsg. von Michael Buhrs / Anna Schneider, 96 Seiten, zahlreiche Abb., Kerber Verlag 2015 (ISBN 978-3-7356-0078-3). Online bestellbar.
EINBLICKE Spezial
Kuratorenführung und Buchpräsentation mit Cyrill Lachauer und Anna Schneider
Museum Villa Stuck, Prinzregentenstr. 60
Der Eintritt ist frei.
Tags: Ricochet