Wie schmecken Heuschrecken?
Wer in der Ferne reist, hat etwas zu erzählen – oder kann die Menschen daheim an besonderen kulinarischen Erfahrungen teilhaben lassen. Zum Beispiel zu Weihnachten. Kulinarisches unter dem Weihnachtsbaum ist gern gesehen. Diverse Schoko-Leckereien. Ein edler Likör. Ausgewählte Teesorten. Ein besonderer Whiskey. Ein Gutscheinheft für Restaurants in der Umgebung. Selbstgebackene Plätzchen. Warum also nicht einmal Heuschrecken zu Weihnachten verschenken?
Kulinarisches Neuland
Pralinen aus Kamelmilch des in Dubai ansässigen Hersteller Al nassma
„Warum also nicht einmal Heuschrecken zu Weihnachten verschenken?“, so hatte sich ein Freund der Familie gedacht, der am zweiten Weihnachtentag mit uns feierte. Bereits im Jahr zuvor hatte er mich kulinarisches Neuland betreten lassen, hatte er mir doch aus Dubai Pralinen aus Kamelmilch mitgebracht. Eine edel verpackte Auswahl an aus Kamelmilch gewonnenen Köstlichkeiten (vom in Dubai ansässigen Hersteller Al nassma, Link zur Homepage). Lecker! Etwas ganze Besonderes. Er hatte mir eine Freude mit seinem Mitbringsel aus der Ferne gemacht.
Vergangenes Weihnachten wollte er dann eine andere in der Ferne, im fernen Thailand, gemachte kulinarische Erfahrung mit mir teilen: Heuschrecken.
Und so hielt ich am zweiten Weihnachtstag ein schön eingepacktes Geschenk rechteckiger Form in Händen. Nachdem ich das Geschenkpapier geöffnet hatte, entdeckte ich eine schmucklose durchsichtige Plastikverpackung, wie man sie als Verpackung von frischen Oliven beim Händler um die Ecke oder Krautsalaten beim Hähnchengrillwagen kennt. Die Verpackung der Kamelmilchpralinen hatte da schon mehr hergemacht.
Umso interessanter, weil ungewöhnlicher war dann aber der Inhalt der Verpackung: Heuschrecken, circa drei Dutzend an der Zahl. Oder anders gesagt: Eine Menge regloser Insektenbeine und über 30 blicklose, rote Insektenaugenpaare. Wie ich dem Kommentar des Freundes der Familie und der auf der Verpackung aufgeklebten Produktinformation entnehmen konnte, verzehrfertig zubereitet.
Das war doch einmal ein wirklich überraschendes Geschenk! Wie ich erfuhr, waren die Heuschrecken online erstanden worden. „Die Heuschrecken sind aus einer kontrollierten Zucht und entsprechen den deutschen Lebensmittelstandards.“, erfuhr ich. Also wohlan. Dann also forsch in die Verpackung greifen und sich eine Heuschrecke zu Gemüte führen.
Anklicken umUnd wie schmecken Heuschrecken?
Die direkt aus der Packung probierten Heuschrecken hatten wenig Eigengeschmack. Ich schmeckte eine Tendenz in Richtung Soja, wenn man das „Würzige“ weglässt. Eine dezente muffige Unternote machte sich bemerkbar, die man bereits, wenn man sie in die Hand nahm, spüren konnte: fühlten sich die Heuschrecken doch feucht-weich an, ohne dass sie wirklich nass waren. Direkt aus der Packung waren die Heuschrecken weder in den Fingern noch im Mund knusprig.
Der Produzent gibt den Tipp, die Insekten vor dem Essen noch kurz durch eine Pfanne mit einer Mischung aus heißem Bratöl und einen Schuss Sesamöl zu schwenken. „Die Mischung peppt die Insekten geschmacklich noch einmal auf“ (Link zum Angebot des Anbieters Yummy Food Shop). Und so warf ich die restlichen Heuschrecken in die Pfanne. Und siehe da: Nun fühlten sie sich bereits in den Fingern knusprig an, als ich sie noch heiß vom Teller nahm. Knackig im Biss (ohne dass man beim Hineinbeißen das Gefühl hatte, einen Insektenpanzer zu durchknacken), Geschmack nach Sesamöl, und dann – wenn auch dezenter als ungebraten – die leichte muffige Unternote. Auch nochmals angebraten ist wenig Eigengeschmack vorhanden.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich Heuschrecken (ähnlich wie Tortillachips, die ja auch vergleichsweise wenig Eigengeschmack haben) sich aufgrund ihrer recht festen Konsistenz sehr gut zum Dippen eignen. Die zum Insekt passenden Dips müsste man dann noch herausfinden. Zudem könnte den Heuschrecken mit ein wenig mehr Kochkunst und Würzraffinesse sicherlich – ähnlich wie bei Tofu – mehr Geschmack entlockt werden.
Das Geschmacksfazit: Nicht eklig, nicht sonderlich lecker. Ein spannendes Geschenk und eine interessante kulinarische Erfahrung, aber kein Kandidat für eine Lieblingsspeise. Das Anbraten ergab ein Geschmacksplus, dass gleichwohl nicht dafür sorgte, Heuschrecken fortan als eine gerne gesehene Ergänzung zukünftiger Menüs zu sehen. Somit werde nicht ich die zum Insekt passenden Dips herausfinden. Sollte ich aber ein gutes Lokal besuchen, das Heuschrecken auf der Karte anbietet, so ist es durchaus möglich, dass ich mich durch die Künste des Koches zu einem zweiten Geschmackstest verleiten lasse.
Isst man die eigentlich komplett?
PS, einige Fragen, die mir gestellt wurden:
- „Kann man Heuschrecken eigentlich auch grillen?“, wurde ich ein paar Tage später gefragt. Da die Heuschrecken, die bei mir auf den Tisch kamen, verzehrfertig zubereitet waren, denke ich Ja. Wenn man dafür sorgt, dass sie nicht zwischen die Grillroste rutschen. Stelle mir aber vor, dass die Zubereitung in der Pfanne mit Öl ein insgesamt schmackhafteres Ergebnis zeitigt.
- Eine weitere Frage war: „Was haben die anderen Teilnehmer des Festmahls zu den Hüpfern gesagt?“ Die waren neugierig, was ich sage. Wollten aber nicht selbst probieren.
- „Isst man die eigentlich komplett… so wie sie sich gerade in der Pfanne räkeln?“ Ja, die Heuschrecken, die ich geschenkt erhielt, waren verzehrfertig, also isst man sie ganz und gar.
- „Waren die Heuschrecken bekömmlich?“ Wenn ich von der kleinen Portion ausgehe, die ich gegessen habe: Ja, die Heuschrecken waren bekömmlich.
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