Doch dann standen sie da, die vermeintlichen Berichterstatter und doch eigentlichen Regisseure des grausamen Spektakels, inmitten ihrer ekeleregenden Inszenierung mit einem großen Kreuz im Mittelkreis, alleingelassen von den sonst bei jedem angesagten Krawall so zuverlässig strömenden Massen. Die Plätze leer, im Stadion keine 3000 Fans, die Heuchler allein zu Haus. Am Riesentrauertresen Sabine Scholt und Jörg Schönenborn auf Analysetour durch die eigene Jämmerlichkeit, pietätlos bis auf den Binder, der selbstverständlich schwarz ist und feucht vor fadenscheinigem Mitgefühl. Von "langsamer, bedrückter Stimmung" faseln die Kommentatoren, von einem "Wochenende, bei man eher allein vor den Fernseher trauert", quasseln Experten.
Die Enttäuschung ist unübersehbar, denn das werden grauenhafte Quoten. Auch bei der politischen Klasse, die sich aus dem Strandkorb in die Trauerstadt gewälzt hatte, um vor den reichlich angreisten Kamerateams ein paar umfragewirksame Tränen zu verdrücken, ist man betroffen. Angela Merkel habe eigentlich vorgehabt, dem nach allen Planungen der Festregie nach erlösenden Worten dürstenden Volk einige Sätze mit auf den Heimweg zu geben, sprechen sollte sie von den Stufen der Kirche herab. Doch nun, wo keine Fans draußen warten, sagt die Kanzlerin ab: Trauer ohne Publikum ist keine Trauer, Tränen ohne Zweck erfüllen auch keinen.