Ursachen und Merkmale
Die Praxis für die Langlebigkeit findet sich im Buddhismus in mehreren Aspekten. Da das Nehmen von Leben eines anderen Lebewesens die eigene Lebensspanne verkürzt, fördert das Aufgeben von Handlungen des Tötens und des Zufügen von körperlichem Schaden ganz natürlich die Ursachen für langes Leben. Soweit aus der Sicht des Ursachenfahrzeugs der persönlichen Befreiung.
Das Gebet der sieben Zweige beinhaltet auch den Aspekt des langen Lebens, da man in einem Zweig die Buddhas bitte, nicht zu verlöschen, sondern hier zu verweilen, solange es fühlende Wesen gibt. Dieser Aspekt berücksichtigt die Annäherung des Ursachenfahrzeugs vom Standpunkt des Bodhisattva-Pfades aus.
Pfad der geschickten Mittel und Leerheit
Im Fahrzeug der geschickten Mittel und Weisheit – dem tantrischen Aspekt des Buddhismus – gibt es verschiedenste Methoden, um die Lebensspanne zu verlängern. Neben den beiden oben erwähnten Verfahren, gibt es zum einen Langlebensgebete für den Lehrer oder die Lehrerin. Dabei bittet man, dass diese mit den Lotusfüssen im Daseinskreislauf weiter festverwurzelt bleiben und so ihren Segen den fühlenden Wesen spenden mögen. Weiters gibt es auch noch die Praxis des Ten Zhug – der stabilen Präsenz oder des festen Verweilens. Bei dieser Praxis, die im Rahmen einer Ganachakra-Puja durchgeführt wird, werden dem Lehrer verschiedenste segensreiche Gaben dargebracht und man bittet, dass seine Lebensspanne lange währen möge.
Eine bedeutende Praxis für die Langlebigkeit ist die Praxis des Buddha Amitayus – des Buddhas des langen Lebens. Diese Praxis wird häufig auch als der todlose bzw. unsterbliche Lebenstropfen (tib., chime sogthig) bezeichnet. Im Kommentar zur Praxis des Chime Sogthig wird er als „der quintessenzielle Essenznektar von 100 Millionen Methoden der Vollendung der Unsterblichkeit, die schriftliche Überlieferung zur Vollendung des Vitalsamens der Lebenskraft“ beschrieben. Besonders wirksam ist diese Praxis, „wenn das Land von Elemantargeistern unterdrückt und unangebrachtes übles Verhalten bereitwillig akzeptiert wird, wenn die Zufluchtsobjekte verkehrt aufgefasst werden, das Samaya der Disziplin unmoralisch verfälscht ist, wenn der Guru, der tantrische Meister, der eigene Vater und die eigene Mutter, die Familienoberhäupter und Respektablen auf gewaltsame Weise getötet werden und man auf Böses trifft, wenn Träger von Körper, Rede und Geist des Buddha zerstört wurden, wenn es innere Unstimmigkeiten in der Sangha gibt und dazugehörige Anhänger sich untereinander bekämpfen, wenn Armeen, Banditen, Räuber und Schwindler listige Täuschungen ausführen,wenn Ursache und Wirkung mit Verachtung behandelt werden und Wesen sich am Bösen erfreuen, wenn Handlungen der zehn Heilsamen wie Gift gemieden werden, wenn es keine Scham für das Brechen von Eiden oder dem Anstand gegenüber gibt, weil die Leute die Pfade der unheilsamen Taten akzeptieren, dann sind die Mamos der Erscheinungswelt, die Dakinis, die Planetengötter, Nagas, die Königlichen und die Kriegergötter der Berge etc., alle acht Klassen der Götter und Dämonen aufgewühlt, sodass die magischen Tricks der vier äußeren Elemente sich erheben.
„Die Fruchtbarkeit der Erde ist verbraucht und die Früchte der Ernte vertrocknen, der Atmosphäre mangelt es an Regen und das Land ist von Trockenheit befallen und dann wird es von Donner, Hagel, Sturmfluten und den Wassern der schlechten Zeichen heimgesucht. Der Himmel ist von Wolken der Krankheit verdunkelt, die giftige Dämpe mit sich bringen.
„Bla-gnyan (Beschwerden), stechende Schmerzen, blutige Ruhr, Krankheiten bewirken, dass man während des Laufens hinfällt, schwarzes Gift, Geisteskrankheiten, Ohnmachtsanfälle, Atembeschwerden und alle Arten von plötzlich auftretenden und chronischen Krankheiten, eine Vielzahl an Krankheiten, die nicht diagnostiziert werden, überschwemmen die Lebenskraft und den Atme der sterblichen Wesen, übelwollende Geister treten in die Herzen von großartigen und tugendhaften Frauen und Männern ein.
“Dies führt zu schlechten Omen und Unfällen. Die Lehren des Buddhas und die politische Regierung sind getrennt und ruiniert. Sogar jene, die die Lehren hochhalten, haben kurze Leben. Umstände behindern ihre Aktivität, bewirken, dass sie die Kontrolle verlieren.
„Das ist die Zeit des Eindringens von Armeen, die aufrühren, aufkochen wie Wasser. Welch Jammer für die Wesen von Tibet, das ist eine Zeit des Leidens durch die Störungen von Dukha.” Soweit die Worte aus dem Kommentar des Chime Sogthig.
Die Praxis des Chime Sogthig wird dann als ein Heilmittel gepriesen, dass die durch die Glieder des abhängigen Entstehens, „geschaffen durch die Kraft des Karma und des Strebens, der tiefgründige Pfad nicht unter die Macht von Hindernissen fällt, dann wird dies wie eine höchste Medizin sein, die Krankheiten kuriert, der tiefgründigste Lebenssamen der Lebenskraft, welcher durch die doppelte Emanation des großen Übersetzers und durch Nanam Dorje Dudjom Licht auf die Erde bringen wird.“
Zum Wohle und Heilen der Wesen und ihres Umfeldes
Gerade das beginnende 21. Jhdt. ist von vielen Umbrüchen und Schwierigkeiten dieser Art gekennzeichnet und daher ist diese Praxis äußerst wertvoll, besonders wenn man sie mit Einweihung verbunden in mehreren Praxissitzungen zum Wohle der Wesen ausführt.
Die Praktiken des Chime Sogthig umfassen viele Aspekte. So gibt es u.a. auch Methoden zum Rückholen der verlorenen Lebensenergien und Geistesaspekte, sowie Praktiken um den nahenden Tod zu täuschen.
Durch die Praxis des Buddhas des langen Lebens – Amitayus – eröffnen wir uns eine positive Energiequelle, durch die wir die lebensspendenden und lebenserhaltenden Energien wieder in uns aufnehmen. Da aber diese Praxis nicht nur dem eigenen Wohlergehen dient, wird diese Energie auch an die fühlenden Wesen der sechs Daseinsbereiche verteilt. Von ihnen bekommen wir auch wieder die Lebensenergie der Elemente, den Lebensatem und verschiedene verlorengegangene Geistaspekte in Gestalt von Licht und bestimmter Keimsilben zurück. Auf diese Weise schaffen wir einen Ausgleich, was auch bedeutet, dass uns keine „energetischen Schulden“ miteinander verbinden und wir nicht mehr auf karmisch verstrickte Spiele unser Sein begründen müssen.
Darüber hinaus ist die Praxis des Chime Sogthig auch eine ausführliche Heilzeremonie, die man jährlich in einem längeren Ausmaß praktizieren sollte, um die verlorenen Lebensenergien wieder zu erneuern. Auch kann man den Segen dieser Einweihung und Praxis für andere einsetzen.
Am 22. Aug. 2014 gibt der Lopon Ogyan Tanzin Rinpoche eine Übertragung der Praxis des Chime Sogthig – der Lebensessenz des todlosen Lebens – und leitet anschließend das Drubchö – die Verwirklichungspraxis – des großen Mandalas. (Anmeldung hier)