Herzneurose

Angst vor einem Herzinfarkt? Kontrollierst Du ständig Deinen Puls? Trotz einer Vielzahl EKG’s glaubst Du immer noch, mit Deinem Herz-Kreislauf-System stimmt etwas nicht? Dann leidest Du vermutlich an einer Herzphobie. Wie Du die Herzneurose in den Griff bekommst, erfährst Du in diesem Artikel.

Unter  einer Herzneurose oder auch Herzphobie versteht man die Angst unter einer ernsthaften Herz-Kreislauferkrankung zu leiden. Menschen, die unter einer Herzneurose leiden, nehmen normale Veränderungen des Herz-Kreislaufsystems als bedrohlich war und interpretieren diese als Symptome einer ernsthaften Erkrankung, beispielsweise als Vorbote eines Herzinfarkts.

Diese Angst löst oftmals Panikattacken aus. Zudem tritt die Herzphobie nicht immer isoliert, sondern auch im Zusammenhang mit einer Panikstörung oder Hypochondrie auf.

Häufige Arztbesuche sind bei Menschen, die unter einer Herzphobie leiden, an der Tagesordnung. Dabei verschaffen die Diagnosen des Arztes allenfalls kurzzeitige Beruhigung. Schließlich meint der Betroffene zu spüren, dass mit seinem Herzen etwas nicht in Ordnung ist. “Ein EKG ist schließlich nur eine Momentaufnahme.

Menschen, die an einer Herzneurose leiden, kontrollieren mehrmals täglich ihre Herz-Kreis-Lauf-Funktionen und horchen ständig in ihren Körper hinein: Ständiges Überprüfen des Pulsschlags und Blutdruckmessungen sind typisch für Herzneurotiker.

Die Herzneurose verfestigt sich

Da Betroffene der Überzeugung sind, körperlich schwer krank zu sein, vermeiden sie mit der Zeit alles, was ihr Herz-Kreislauf-System belasten könnte. Körperliche Betätigungen werden auf ein Minimum reduziert, an Sport ist oft überhaupt nicht mehr zu denken.

Das wiederum führt dazu, dass sie mit der Zeit tatsächlich immer weniger belastbar sind. Die Kondition nimmt rapide ab. Bereits beim Treppensteigen geraten sie außer Puste und der Herzschlag beschleunigt sich merklich. Diese Veränderungen werden jedoch nicht auf die mangelnde Kondition geschoben, sondern werden als Bestätigung empfunden, dass mit ihrem Herzen etwas nicht stimmt.

Also vermeiden sie erst recht jegliche Anstrengung. Die Herzneurose verfestigt sich. Ein Teufelskreis, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt.

Veränderungen des Herzschlags sind normal

Die vom Herzneurotiker wahrgenommenen Veränderungen bildet dieser sich nicht ein. Sie sind tatsächlich vorhanden. Allerdings sind diese alles andere als gefährlich. Schauen wir uns das einmal näher an.

Beschleunigung des Herzschlags: Es ist vollkommen normal, dass sich der Herzschlag zwischendurch beschleunigt. Nicht nur bei erheblicher körperlicher Anstrengung steigt der Puls. Gehen wir einige alltägliche Situationen einmal durch:

  • Aufstehen: Selbst wenn Sie aus dem Liegen aufstehen, verschnellert sich der Herzschlag. Das muss so sein, da das Blut in die Beine sackt. Um auch das Gehirn mit ausreichend Blut zu versorgen, steigert sich die Herzfrequenz.
  • Kaffee: Eine Tasse Kaffee lässt die Herzfrequenz bereits ansteigen. Das ist vollkommen normal. Du solltest deshalb nicht auf den Kaffee verzichten.
  • Sekt: Auch ein Gläschen Sekt und andere alkoholische Getränke wirken anregend auf den Herzschlag.
  • Aufregung: Es ist kein Geheimnis, dass Aufregung die Herzfrequenz steigern lässt. Deshalb solltest Du jedoch keinem Streit aus dem Weg gehen.

Es ist also vollkommen normal, dass sich der Puls zwischendurch beschleunigt. Das ist aus medizinischer Sicht übrigens zwingend notwendig. Es wäre nicht normal, wenn das nicht der Fall wäre. Das kannst Du überhaupt nicht verhindern, denn Atmen musst Du immer. Denn selbst beim Einatmen schlägt das Herz schneller, als beim Ausatmen!

Weitere angstmachende Veränderungen, die Menschen, die an einer Herzneurose leiden, wahrnehmen sind Herzstolpern, verstärktes Herzklopfen, Herzstechen und ein unregelmäßiger Herschlag.

Auch das ist in den meisten Fällen vollkommen normal. Unser Körper ist nun einmal kein Uhrwerk. Andere Menschen nehmen derartige Veränderungen meist überhaupt nicht wahr.

Teufelskreis der Angstneurose

Nicht nur körperliche Anstrengung führt zu einer Beschleunigung der Herzfrequenz. Stress und Angst haben ähnliche Auswirkungen. Was läuft bei der Herzneurose im Körper des Betroffenen ab?

Der Betroffene nimmt körperliche Veränderungen wahr, die vollkommen normal sind und interpretiert diese als gefährlich. Angst macht sich breit. Diese Angst führt unter anderem dazu, dass sich der Puls beschleunigt und der Blutdruck steigt. Der Betroffene sieht sich in seiner Angst bestätigt und glaubt, der Herzinfarkt kündigt sich an. Dabei ist hier lediglich eine ungefährliche Panikattacke am Werk.

Herzneurose – Psychotherapie

Eine Psychotherapie ist das Mittel der ersten Wahl. Dabei wird versucht, dem Betroffenen deutlich zu machen, was bei einer Herzneurose im Körper vorgeht. Es ist wichtig oben beschriebenen Panikkreislauf zu verstehen und auch, dass bestimmte körperliche Veränderungen einfach normal sind.

Im nächsten Schritt wird der Therapeut den Betroffenen mit seinen Ängsten konfrontieren. Er soll sich in Situationen begeben, die er bislang aus Angst vor einem Herzinfarkt meidet.

Herzneurose – Selbsthilfe

Wenn Du unter einer Herzneurose leidest, kannst Du auch versuchen, Dir selbst zu helfen. Anbei erhältst Du einige Tipps, die auf eigener Erfahrung beruhen.

Gesundheitscheck

Wenn nicht vor kurzem erst geschehen, solltest Du Dich vom Arzt einmal gründlich durchchecken lassen. Ein normales EKG, Blutdruckmessung, Belastungs-EKG, 24-Stunden-EKG, 24-Stunden-Blutdruckmessung, Überprüfung des Sauerstoffgehaltes, Blutuntersuchung und ein Herzecho (Ultraschall des Herzens) können relativ problemlos vorgenommen werden. Anschließend hast Du größtmögliche Gewissheit, dass Du körperlich gesund bist.

Als Gegenargument kann man anführen, dass diese Untersuchungen lediglich eine temporäre Bestandsaufnahme ist und keine Garantie, dass kurze Zeit später doch etwas mit dem Herz-Kreislauf-System nicht stimmt. Das ist richtig, es gibt keine 100%ige Garantie. Aber was ist die Alternative? Ein Leben auf der Intensivstation? Dann frage ich Dich, ob das wirklich lebenswert ist. Wir müssen mit einer gewissen Ungewissheit leben. Das gilt es zu akzeptieren!

Wahrnehmung

Beobachte einen ganzen Tag lang Dein Herz. Wann schlägt es schneller, wann stolpert es? Beschäftige Dich einen ganzen Tag lang damit. Anschließend lass es gut sein und lenke Deine Aufmerksamkeit auf die wichtigen Dinge des Lebens.

Entspannung

Eine Herzneurose führt oftmals zu dauernder Anspannung. Körperliche und seelische Anspannung führen mit der Zeit zu einer Vielzahl von Symptomen. So sind beispielsweise oftmals Verspannungen im Rücken die Ursache für Stiche in der Brust. Deshalb solltest Du eine Entspannungstechnik lernen. Für Menschen, die an der Herzneurose leiden, empfehle ich eine Entspannungstechnik, die den Körper mit einbezieht. Yoga oder die progressive Muskelentspannung zum Beispiel. Die progressive Muskelentspannung ist leicht erlernbar und sehr effektiv. Erfahre mehr über die progressive Muskelentspannung!

Steigerung der körperlichen Belastbarkeit

Der wohl wichtigste Punkt ist die Steigerung der körperlichen Belastbarkeit. Es ist zwingend notwendig, dass Du darüber wieder Vertrauen in Deinen Körper gewinnst.

Beginne mit leichtem Ausdauertraining: Fange langsam an, Sport zu machen. Zügiges Spazierengehen, Fahrradfahren, Schwimmen oder Inline-Skating bietet sich für den Anfang an. Mache das alle zwei Tage für mindestens eine halbe Stunde. Wenn Du große Angst verspürst, nimm Dir ruhig einen Partner zur Seite, der von Deiner Herzneurose weiß. Eine andere Möglichkeit ist es, mit diesen ersten Schritten in einem Fitnessstudio zu beginnen. Hier ist normalerweise immer ein Trainer in der Nähe, der in erster Hilfe ausgebildet ist und weiß, was zu tun ist, falls es tatsächlich zu Beschwerden kommt. Wenn es Dir hilft, scheue Dich nicht, die Trainer darauf anzusprechen und über Deine Ängste zu unterrichten. Es wird Dir Sicherheit geben.

Steigere Dich langsam: Steigere Dich mit der Zeit. Steigere das Tempo und auch ein wenig die Dauer des einzelnen Training. Dein Ziel sollte es sein, mit der Zeit mindestens eine Stunde durchzuhalten. Das muss nicht von heute auf morgen passieren. Lass Dir Zeit, aber bleibe auf jeden Fall am Ball.

Du wirst sehen, dass Deine Angst mit der Zeit nachlässt und Du Schritt für Schritt wieder Vertrauen in Deinen Körper gewinnst. Es ist nicht schlimm, wenn Du zu Beginn nur einige Minuten durchhältst. Wichtig ist nur, dass Du das Training kontinuierlich fortsetzt.

Sauna

Ein regelmäßiger Saunagang steigert das Immunsystem und trainiert das Herz-Kreislauf-System. Die gesundheitsfördernde Wirkung von Sauna ist allseits bekannt. Darüberhinaus kann Dir das Saunabaden dabei helfen, wieder Vertrauen in Deinen Körper zu erlangen.

Das wird vermutlich noch schwerer sein, als mit sportlicher Betätigung zu beginnen und ist deshalb als letzter Schritt aus dem Weg aus der Herzphobie vorgesehen. Wenn Dein Selbstvertrauen bereits ein wenig gefestigt wurde, solltest Du Dich jedoch ruhig einmal in die Sauna begeben. Auch hier gilt: Fange langsam an und übertreibe es nicht. Für den Anfang genügt auch eine 60-Grad-Sauna. Und keine Angst: Du kannst die Sauna IMMER verlassen!

Ich bin sicher, dass Dir dieses Programm dabei helfen kann, Deine Herzneurose in den Griff zu bekommen. Manchmal ist es jedoch nicht möglich, ohne fremde Hilfe, seine Herzphobie loszuwerden. In diesem Fall solltest Du Dich nicht scheuen, eine Psychotherapie in die Wege zu leiten.


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