|| Warum ich auf dem Weihnachtsmarkt wohne & ein Rezept, dass dich in den Quiche-Himmel beamt ||
Es ist offiziell: Es ist Winter. Das merkt man am Scheibenfreikratzen, an den Glühweinfahnen, daran, dass der Parkplatz vor der Haustür belegt ist, weil da jetzt eine Knoblauch-Baguette-Bude steht und an zu vielen Menschen, die mir abends beim Kochen zusehen – mampfenderweise vor eben dieser Knoblauch-Baguette-Bude stehend, den Blick nach oben auf das hell erleuchtete Küchenfenster gerichtet, weil da rotiert ja jemand, spannend und so, Unterhaltungsprogramm während des Essens – Mensch, du, des is ja doll, was die hier biede, gell!
Klinge ich irgendwie negativ? KLINGE ICH NEGATIV?!! Nur Spaß! Keine Sorge, ich gehe nicht gleich an die Decke. Das dauert noch, denn der Weihnachtsmarkt vor meiner Haustüre hat ja gerade erst angefangen. Gebt mir noch so 2 Wochen, DANN bin ich genervt!
Tatsächlich ist es so, dass ich den Fleck, an dem ich wohne, liebe. Sehr! Ich wohne im Wald, mittendrin. Das hat zur Folge, dass man in die große Stadt eben lang und weit fahren muss. Das nimmt man als Waldbewohner aber gerne auf sich, weil man seinen grünen Wald so sehr liebt. Wer es nicht gern auf sich nimmt, der zieht halt weg. Deshalb sind wir hier auch so wenige im Wald, ha! Und mitten in dem Wald gibt es eine kuschelige kleine Stadt mit Fachwerkhäusern und einem Rathaus auf Stelzen (jaja, das ist jetzt fachlich absolut gestümpert daher gesagt, macht aber nichts). In der kleinen, hübschen Stadt liegt überall Kopfsteinpflaster. Es gibt winzige Gässchen, einen Burggraben und zu jeder Zeit etwas zu feiern. Und dort mittendrin wohne ich. Für mich ein absoluter Traum!
Man weiß hier die Schönheit dieses Fleckchens zu schätzen. Man ignoriert, dass das Kopfsteinpflaster bei Regen so rutschig ist, dass man sich den Hals bricht – auf flachen Schuhen, wohlgemerkt. Auf hohen kann man das Haus nicht verlassen, da man sich dann erst den Absatz abbricht und dann ebenfalls den Hals bricht. Wirklich, ich habe Schuhe, mit denen ich das Haus nicht verlassen kann!! Das macht nur bedingt Sinn. Es fiel mir aber erst auf, als ich sie schon bestellt hatte. Naja und schön sind sie ja, da behält man sie halt, fürs Regal, ihr wisst schon…
Man ignoriert, dass man an 2 Terminen im Jahr in seinem Haus gefangen ist, weil draußen ein Stadtlauf oder ein Radrennen stattfindet und ein dermaßen verwirrender Parcours mit Band abgesperrt ist, dass niemand mehr weiß, wo die Strecke ist und vor allem auch nicht, wie man diese umgehen könnte. Für die Bewohner werden zwischen den einzelnen Rennen großzügige Zeitfenster von 10 Minuten eingerichtet, in denen sie ihr Haus verlassen können, ohne umgemäht zu werden oder sich in Absperrband zu verheddern und daraufhin schmerzhaft zu Boden zu gehen. Ja, auch das ignorieren wir hier, weil die Vorteile und die Schönheit überwiegen.
Da ist dann aber noch dieser Weihnachtsmarkt… Auch hier weiß ich die Vorteile zu schätzen, glaubt mir das. Ich meine, ich kann meinen Glühwein aus dem Fenster raus bestellen! Also bitte, wenn das kein Vorteil ist, dann weiß ich es aber nicht. Auch muss ich mich nicht entscheiden, ob ich abends noch auf ein, zwei Glühwein oder heiße Apfelwein das Haus verlasse – ich tus einfach, denn ich wohne ja quasi auf dem Weihnachtsmarkt.
Allerdings ist dieser Markt schon eine kleine Belastungsprobe für die Nerven. Geparkt wird nun 4 Wochen lang auf dem örtlichen Großparkplatz zwischen Reisebussen aus der gesamten Republik. Die Einkaufstüten schleppen sich besonders gut nach Hause, wenn man staunende Weihnachtsmarktbesucher umkurvt, was ja grundsätzlich spätestens dann scheitert, wenn jemand vor dir unvermittelt stehenbleibt. Bämm! Zusammenstoß unvermeidbar. Also kommst du mit blauen Flecken und langen Armen nach Hause. Dort erwartet dich Weihnachtsgedudel aus der Box vor deiner Haustür, Knoblauchduft aus der Bude vor deiner Haustür, Gelächter vom Glühweinstand und Gegaffe von den Essern vor deiner Haustür – wie bereits beschrieben. Und wehe, du musst noch die Biotonne vor die Tür stellen!! „Entschuldigung, darf ich mal vorbei? Hallo, darf ich mal? Entschuldigung, ich will doch nur … Hallo? Hallo?! HALLOOO!!“ – Man stört dann beim Essen, Gaffen, Lachen und Kinder mit Süßigkeiten Vollstopfen. Klar, oder?
Manchmal denke ich, es gibt den Glühwein, um unter diesen Umständen einfach entspannt zu bleiben. Ganz ehrlich, zum Dauerparkausweis für den Weihnachtsmarkt könnte es auch Getränkemarken dazu geben. Das wäre mal ne Maßnahme.
Da ich gestern aber wieder einen wunderbaren Abend mit meinen Freunden in meinem erweiterten Wohnzimmer hatte, sprich auf dem Weihnachtsmarkt, bin ich nun herrlich entspannt, lass das Gedudel Gedudel sein und stelle euch stattdessen eine Köstlichkeit vor, auf die ich mich sehr gefreut habe: meine herzhafte Winterquiche mit Pilzen, Speck und Gruyère.
Ich bin großer Quichefan, habe allerdings einen ziemlichen Respekt davor, weil man so ne Quiche auch mal echt gut versauen kann – wenn sie zum Beispiel nicht fest wird. Das ist mir bei meiner Quiche mit Zucchini und Tomaten letztes Jahr passiert. Hier könnt ihr noch mal von dem nervenaufreibenden Kampf mit dem Ofen lesen. Bei meiner Winterquiche hat überraschenderweise alles hervorragend geklappt. Zum Glück! Und lecker war sie – ich sage euch, ein Gedicht! Aus dem Ofen verbreitete sich ein wunderbarer Duft nach Käse, da hast du auf einmal nichts mehr von Knoblauch von der Bude gerochen – und das will was heißen!
Diese Quiche schmeckt wunderbar herzhaft, kräftig und würzig. Getrocknete Steinpilze geben ein wunderbares Aroma. Der Speck ergänzt sich bestens mit dem würzigen Gruyère. Und die roten Zwiebeln geben dem Ganzen eine leicht süße Note – ein Knaller zum salzigen Rest. Wirklich: die Quiche kann was. Und da sie als gelingsicher befunden wurde, empfehle ich sie euch als Beeindruckeressen, wenn ihr Gäste habt. Die kommt gut, oh ja! Dazu gibt’s einen grünen Salat, und eure Gäste sind im Käse-Speck-Quiche-Himmel, versprochen.
Hier kommt für euch das Rezept:
Herzhafte Winterquiche mit Pilzen, Speck und Gruyère
Zutaten
Teig:
190 g weiche Butter
30 g Milch (lauwarm)
1 Eigelb
10 g Salz
260 g Mehl
Füllung:
1 rote Zwiebel
75 g Speck
300 g braune Champignons
20 g getrocknete Steinpilze (1 Tütchen)
200 g geriebener Gruyère
5 Eier (Größe M)
150 g Schlagsahne
150 g Ricotta
frischer Thymian
Salz & Pfeffer
Butter zum Anbraten
Zubereitung
- Für den Teig die weiche Butter mit dem Handrührgerät oder mit der Küchenmaschine geschmeidig rühren. Eigelb und lauwarme Milch und Salz dazu geben und weiter rühren. Zum Schluss das Mehl hinzufügen und alles zu einem Teig verarbeiten. Den Teig zu einer Kugel formen, in Klarsichtfolie wickeln und für ca. 1-2 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen.
- Den Backofen auf 200°C Umluft vorheizen.
- Den Teig ausrollen und in die Spring- oder Tarteform geben. Mit einer Gabel mehrfach den Boden einstechen. Den Teig mit Backpapier abdecken und mit Reis, Linsen oder Hülsenfrüchten beschweren und für ca. 10-15 min in den Ofen geben und blindbacken.
- Den Quicheteig aus dem Ofen nehmen und auf einem Gitter auskühlen lassen. Den Backofen auf 180°C Umluft runterstellen.
- Für den Guss Sahne, Ricotta, Gruyère und die Eier in einer Schüssel verquirlen. Mit Salz und Pfeffer gut würzen.
- Für die Füllung die Steinpilze nach Packungsanweisung in kaltem Wasser ca. 30 Minuten einweichen lassen. Anschließend durch ein feines Sieb abgießen, dabei ca. 3 EL gesiebten Pilzsud auffangen.
- Die Champignons würfeln, 3 ganz lassen (optional). Die Zwiebel schälen und in Ringe schneiden. Butter in einer Pfanne bei mittlerer Hitze zerlassen, Speck und Zwiebeln darin ca. 4 Minuten andünsten. Anschließend die Champignons hinzugeben und ca. 4 Minuten mit andünsten. Salzen und pfeffern und mit ein paar Blättchen Thymian würzen. Zum Schluss bei kräftiger Hitze die getrockneten Steinpilze in die Pfanne geben (vorher etwas zerkleinern, wenn die Pilzstücke zu groß sind), mit dem Rest vermengen und mit 1 – 3 EL Pilzsud ablöschen. Die Mischung sollte allerdings nicht zu viel Flüssigkeit enthalten, also den Sud nach und nach hinzufügen, ggf. weniger verwenden.
- Nun die Pilz-Speck-Zwiebelmischung in die Quicheform geben. Die ganzen Pilze dabei rausfischen und kurz beiseite legen. Anschließend den Guss in die Form füllen. Die ganzen Pilze oben in den Guss setzen. Jetzt kommt die Quiche für 30 – 35 Minuten in den Ofen. Die Zeit kann natürlich ein wenig variieren. Einfach beobachten und mal anstechen zum Testen der Festigkeit.
- Quiche aus dem Ofen nehmen und etwas abkühlen lassen. Lauwarm mit frischem Thymian garniert und einem grünen Salat servieren. Guten Appetit!
Ein Wort noch zum Teig: Ich bin kein Teigexperte. Wer mich und meinen Blog kennt, weiß das. Ich habe das Rezept für diesen Teig bei meinen Recherchen gefunden. Er war super lecker, herrlich. Ich habe ihn einen Abend vorher gemacht, was bei der Bearbeitung zunächst etwas schwierig war. Denn nach einer Nacht und einem Tag im Kühlschrank, hatte ich einen harten Klumpen in der Hand. Den zu bearbeiten, hat Kraft gekostet! Ich empfehle daher, den Teig nur 1-2 Stunden im Kühlschrank zu lassen und nicht am Vortag zu machen. Dann habt ihr es einfacher beim Ausrollen.
Ich freue mich, wenn ihr das Rezept ausprobiert und wünsche euch viel Spaß dabei und guten Hunger. Lasst es euch schmecken! Ich für meinen Teil gehe später übrigens auf den Weihnachtsmarkt – wer hätte es gedacht, oder? In diesem Sinne: Habt eine wunderbar entspannte Woche und trinkt ein paar Glühwein – die sollen helfen!
Alles Liebe & happy Nikolaus ♥ Eure Waldbewohnerin