Die letzten Tage haben mich nachdenklich gemacht. In Norwegen legt ein Einzelner eine Bombe, um dann dutzende von Jugendlichen eiskalt zu erschießen. Und ich – ich blogge. Über die schönen Dinge. Ein wenig fühle ich mich dabei wie in einem Elfenbeinturm, als ob mich das alles nicht betreffen würde. Tut es aber.
Ich habe es mir hier schön gemacht, gerade neu tapeziert, aber ich kann die Außenwelt nicht außen vor lassen. Mich nicht hinter Büchern und Bildern verstecken. Es wird Zeit, politisch zu werden. Stellung zu beziehen. Das liegt mir am Herzen – und deshalb rufe ich einen neuen Abschnitt ins Leben, die Herzgedanken.
Was für ein perfider Plan, sich als Polizist verkleidet hunderten von ahnungslosen Jugendlichen zu nähern um sie dann wie in einem Computerspiel einen nach dem anderen abzuknallen. Was für ein Mensch tut so etwas? In meinem Kopf regt sich der Gedanke – ein total krankes Hirn. Aber dann denke ich an Manfred Lütz Buch Irre! – Wir behandeln die Falschen. Demnach war dieser Mann vollkommen gesund, denn anders hätte er seine Tat nicht planen können. Eine gewagte These, und vielleicht kann man mit so einer Tragödie nur umgehen, wenn man den Täter als vollkommen krank abstempelt und ihm damit sein logisches Denken abspricht.
Was mich heute aber besonders wütend gemacht hat, war eine Statusmeldung auf Facebook, in der die erst gestern verstorbene Sängerin Amy Winehouse als „abgefucktes Drogen- und Alkoholwesen“ tituliert wird, und ich frage mich – Wo bleibt der Respekt vor den Toten? Haben die, die jetzt so über sie schreiben, sie nicht zu dem gemacht, was sie war? Hätte sich ohne die laufenden Skandale, die ständigen Bilder von ihr im Rauschzustand überhaupt jemand für sie interessiert? Oder hat diese Art der Berichterstattung nicht erst den Mythos vom abgestürzten Genie am Leben erhalten?
Ich weiß nicht, wieviele ich damit zum Nachdenken anregen kann – vielleicht fühlen sich auch einige abgeschreckt, die hier weiterhin nur schöne Bilder und Rezensionen erwarten – natürlich gibt es die weiterhin, aber ab und an wird hier jetzt auch die Realität zu Besuch kommen.