Herz aus Stahl

Inglorious Basterds 2 ist irgendwie nicht mehr so amüsant wie sein Vorgänger. Ach ja, es ist ja Herz aus Stahl. Kann man schon mal verwechseln.

Don ‘Wardaddy’ Collier (Brad Pitt) ist der Kommandant des Amerikanischen Panzers Fury (so auch der Originaltitel des Films) im Zweiten Weltkrieg, als die Alliierten Kräfte schon Tief in Deutschland eingedrungen sind, und soll den Vorstoß weiter ins Land unterstützen. Zuerst geht alles verhältnismäßig gut für Pitt, bis dieser mit seiner Panzercrew (verkörpert von Shia LaBeouf, Logan Lerman, Michael Peña und Jon Bernthal) auf mehr Widerstand als erwartet trifft.

Hierbei stellt Herz aus Stahl nicht durchgehend die vermeintliche Glorie des Krieges dar, sondern zeigt das reihenweise Sterben von Männern, konzentriert sich jedoch auch auf die Zurückgebliebenen die dadurch gebeutelt und abgestumpft werden. Was man zwar schon aus vielen anderen Kriegsfilmen kennt wird hier zumindest in den ersten zwei Hälften des Filmes etwas weniger amerikanisch-patriotisch präsentiert. Die Alliierten Soldaten zeigen hier und da selbst unmenschliche Züge und genießen die Zerstörung, deutsche Zivilisten befreiter Gebiete werden nicht durchgehend freundlich behandelt. Das frischt die Sache geringfügig auf.

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Die Crew von Collier besteht aus stereotypen Charakteren, wie US-Hinterwäldler Grady ‘Coon-Ass’ Travis (Jon Bernthal), dem Bibel-liebenden Boyd ‘Bible’ Swan (Shia LaBeouf), dem Lateinamerikaner Trini ‘Gordo’ Garcia (Michael Peña) und dem neu-zugeteilten und den Krieg ablehnenden Norman Ellison (Logan Lerman). Bis zu einem gewissen Grad fügen sie sich alle in ihre Schemen ein, sind jedoch durch die Performances genug ausdifferenziert um etwas interessanter zu wirken und nicht völlig zu Abziehbildern zu verkommen.

Brad Pitt spielt solide, jedoch hat man ihn schon zu oft als den pragmatischen rauen Anführertyp gesehen, der wie sich herausstellt doch einen weichen Kern hat, den er aber nicht jedem zeigen darf. Shia LaBeouf hat sich ja schon seit längerem aus dem Sumpf der Transformers-Filme erhoben und liefert auch in Herz aus Stahl eine überraschend gute Performance als Boyd „Bible“ Swan ab – der Schnurrbart steht ihm. Jon Bernthal darf den rauen Hinterwäldler mit etwas fragwürdigem Temperament und Intelligenz abliefern, wirkt dabei jedoch in gewohnter Manier ultimativ sympathisch. Man könnte Michael Peña nicht nachsagen er spiele flach, jedoch hat seine Rolle am wenigsten Fleisch und scheint hier und da nur die anderen zu unterstützen, was aber wahrscheinlich auf das Drehbuch zurückgeht.

Die Beziehungen zwischen den Personen, vor allem die Einführung des neuen Rekruten in den Alltag des Krieges durch die Veteranen steht recht häufig im Vordergrund der ersten Hälfte des Filmes, jedoch muss dieser Teil dem völlig der Action zugewandten letzten Drittel weichen, welches auch schon die Grenzen des Realismus auslotet.

Bis zu diesem Punkt ist an den Schlachten jedoch nichts auszusetzen. Keine Shaky-cams, Zooms oder übertrieben schnelle Schnitte werden gebraucht um schwache Dramatik zu verschleiern – die Action ist meistens sehr spannend zu beobachten und im perfekten Tempo inszeniert. Gewalt ist ebenfalls an den richtigen stellen eingestreut ohne zum Exzess zu verkommen, natürlich auf beiden Seiten des Krieges, so spürt man den Verlust von Leben wirklich in den Knochen und sieht den Helden nicht nur zu, wie sie ohne Konsequenzen gesichtslose Bösewichter umnieten.

Es wäre nicht schwer Herz aus Stahl als etwas redundantes Weltkriegsspektakel abzutun, jedoch sieht man zumindest in Ansätzen wie sehr sich der Film anstrengt die emotionalen Facetten des globalen Konfliktes zu seinem Vorteil zu nutzen und zu beleuchten. So läuft es wohl auf folgendes hinaus: Lehnt man das Genre ab, wird es einen wahrscheinlich langweilen – ist man offen für Kriegsfilme, kann es durchaus unterhalten.

Regie und Drehbuch: David Ayer
Darsteller: Brad Pitt, Shia LaBeouf, Logan Lerman, Michael Peña, Jon Bernthal
Filmlänge: 134 Minuten, Kinostart: 01.01.2015, www.herzausstahl-film.de


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