Herrenabend, Damenabend oder: Wie man mich davon abhielt, mir einen Film anzusehen.

Es gibt da so ein paar Sachen auf dieser Welt, die kann ich nicht leiden. Wer mich kennt, der weiß, dass ich zum Beispiel Knödel nicht gern esse. Oder ich mag es nicht, zu spät zu einem Konzert zu kommen (erste Reihe FTW!). Was ich aber absolut nicht leiden mag, nicht ausstehen kann und verabscheue: Wenn jemand zwischen meinem Filmabend und mir steht. Da reagiere ich extrem allergisch drauf, wie man jetzt zu lesen bekommen wird.

Genauso wie ich gern in der Küche stehe um zu kochen und zu backen (und das für mein Leben gern, das wissen meine Gäste und Instagram Verfolger), sehe ich mir gern rollende Zombieköpfe, riesige Schlachten, rostige und hochglanzpolierte Science Fiction oder auch Superheldenfilme an. Und das nicht erst seit ein paar Jahren, sondern schon seit langer, langer Zeit. Wenn man sich unsere Filmsammlung hier ansieht, wird man sehr schnell merken, dass kaum Komödien und nur wenige ausgewählte Romanzen oder Rom-Coms darin zu finden sind. Das hat nichts damit zu tun, dass es nicht auch in diesen Genres gute Filme gibt – es ist einfach nicht mein Geschmack. Ich binde das normalerweise nicht an die große Glocke. Aber gestern… Tja.

Die leidvolle Geschichte über den Ärger und Zorn der Sam ereignete sich am gestrigen Abend. Vor einigen Tagen kündigte ich auf unserer Nerdshit Facebook-Seite an, dass wir uns Kick-Ass 2, auf den ich persönlich mich schon seit MONATEN freue, ansehen werden. Nur um es für den späteren Verlauf anzumerken: Samstag haben wir uns Pacific Rim angesehen, vor einigen Wochen Star Trek Into Darkness. Seit gestern liegt hier Oblivion, morgen kommt eine Kritik zur Rambo Quadrologie. Also kann man wahrscheinlich schon erahnen, was für Filme wir uns im Kino ansehen – right?

Am gleichen Tag bestellte ich also Karten für die Vorpremiere vor und sah mir zur Einstimmung gemeinsam mit Rob_Bounce Kick-Ass 1 daheim an.

Du kommst hier nicht rein!

Ich wollte also gestern die vorbestellten Karten abholen und ging schon vor, denn 30 Minuten vor der Vorstellung müssen eben die Karten abgeholt werden. Von den vielen Abendkassen war nur eine geöffnet und zwei Mädels in meinem Alter besetzten die Kasse. Ich will also meine Karten abholen – nenne meine Daten, den Namen des Films und bekomme: Nichts. Nichts, außer einem ungläubigen Blick zweier Mädels, die sich auf diese Art und Weise ansehen, als ob gerade das Nerd-Mädchen im Iron Man Shirt gefragt hat, ob es in der Cheerleader-Truppe noch einen Platz für sie geben würde (Oh wie ich Schubladen und Klischees hasse! Aber nun gut. Weiter im Text!).

„Aber SIE wollen doch nicht mit DA rein?“, fragt mich Mädel Nummer 1. Ich, mit hochgezogener Augenbraue, antworte: „Oh doch! Also meine Karten, wenn ich bitten darf…“

Einige Damen hinter mir tauschten schon verwirrte Blicke aus – ich hatte kurzzeitig mitbekommen, dass auch sie Karten für Kick-Ass 2 vorbestellt hatten. Anhand des Titels ahnt ihr es bereits: Sam und diese Damen haben keine Karten bekommen. Mädel Nummer 1 sagt desinteressiert: „Geht nicht, is’ Herrenabend.“ Ich hatte das Gefühl, mich verhört zu haben. „Wie bitte, was ist?“ Genervt sieht mich Mädel 1 an und sagt: „Herrenabend! Frauen lassen wir nicht rein.“

„Aber ich habe doch zwei Karten vorbestellt für die Premiere!“ Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch die Hoffnung, dass die beiden entweder einen Moment geistig abwesend waren oder nicht so ganz die Situation erfasst hatten. Da beginnt Mädel 2 mir aus einem Flyer die Spielzeiten vom Donnerstag vorzulesen, also dem heutigen Tag. „Wann der Film morgen läuft interessiert mich herzlich wenig. Wollen Sie mir etwa sagen, dass ich das Kino nicht betreten darf, weil ich keinen Schwengel hab?“ – Okay, so was sage ich selten. Und damenhaft war das nicht, gebe ich auch zu. Und Männer, ihr wisst, dass ich nichts gegen euch habe – ihr seid meine Helden! Aber leider konnte ich euch gestern nicht feiern.

Da Damen aber eh nicht rein dürfen, dachte ich, dass sie es vielleicht mit klischeehafter Männersprache verstehen würden (die auch hinter mir zum Vorschein kam, denn die anderen Mädels regten sich gerade noch mehr auf als ich, falls das möglich war zu diesem Zeitpunkt). „Sie dürfen da nicht rein.“ Ende vom Lied war also, dass die Damen hinter mir und ich das Kino nicht betreten durften, weil irgendein Mensch entschieden hat, dass Kick-Ass 2 nicht für Frauen geeignet ist.

Und das im Jahre 2013.

Ausrasten, nach Hause gehen, die Premiere von Kick-Ass 2 verpassen. Das war also meine nicht geplante Abendplanung nach einem großen FUCK YOU. Ich konnte es noch nie leiden, wenn mir jemand vorschreiben wollte, welche Filme ich zu sehen habe. Ist man etwa der Meinung, dass ein Mensch nicht selbst dazu in der Lage ist zu entscheiden, wann man sich einen Film ansehen will und mit wem? Muss man sich vorschreiben lassen, an welchen Abenden ich mit welchen Menschen Filme ansehe?

Wenn es um Filme geht, interessiert es mich nicht, welches Geschlecht mein Gegenüber hat. Da interessiert mich nur der Filmgeschmack. Ob die Person dann nur auf Hollywood-Komödien steht oder die blutigsten Splatterfilme vergöttert – das hat heutzutage für mich nichts mehr mit dem Geschlecht zu tun. Muss man sich einen Geschmack aufzwingen lassen? Und das noch im Jahre 2013, in einem Jahr, in dem man angeblich einiges selbst entscheiden darf?

Und die andere interessante Frage ist: Was machen die so genannten Damen, während die Herren sich nun Kick-Ass 2 im Kino ansehen? Bügeln und die Kinder erziehen? Ein entsprechendes Programm für diese armen Seelen gab es gestern nicht. Und mal ehrlich: Nichts gegen den Film, aber Feuchtgebiete am Damenabend anzubieten spricht glaube ich für sich. Bekomme ich noch einen Prosecco dazu? Kotzwürg! Ich warte ja nur darauf, dass es bald Aufkleber neben den FSK-Zeichen gibt auf denen steht: Nur für Herren geeignet.

Sorry, mir geht es hier nicht um irgendwelche Geschlechterkämpfe, wer mich näher kennt weiß das. Ich bin auch keine Vertreterin der Gender-Psychologie und schreibe in diesem Blog lediglich über Zockerei, Filme und unser kleines, nettes Nerd-Leben, das ich so sehr liebe. Aber wer zwischen meinem Film und mir steht, der zieht meinen Zorn auf seine arme Seele. Gott sei Dank gibt es in diesen Jahren wenigstens gute Transportmittel, so dass ich einen längeren Anfahrtsweg heute Abend bevorzuge – Kick-Ass 2 wartet auf mich und dieses bestimmte Kino sieht mich nie wieder.

Und nun?

Warum regst du dich so auf? Einfach nicht mehr hingehen!, werden einige denken und vielleicht auch schreiben. Werde ich ja auch nicht. Aber da fragt man sich manchmal echt, ob diese Kino-Raubkopie-Situation wirklich so schlimm ist wie alle behaupten. Anscheinend möchten einige Menschen kein Geld mit ihrem Kino verdienen. Und was würde die Filmfirma dazu sagen? Ich bin früher teilweise zweimal wöchentlich (!) ins Kino gegangen. Ich kaufe DVDs und Blu-Rays, sogar oft genug die Limited Edition eines Films und was weiß ich nicht alles. Da steckt mein Herzblut drin, das weiß man, wenn man mich erst einmal nach den Streifen gefragt hat. Und das regt mich auf. Mich regt es auf, dass ich mir vorkauen lassen muss, welche Filme für mich geeignet sind und welche Filme ich nicht sehen darf. Das System funktioniert nicht bei mir – und anscheinend bei den Mädels hinter mir gestern auch nicht.

527 Filme in unserer Sammlung (und es sind noch weitere auf dem Weg), von denen 80% zu den Genres Science Fiction, Fantasy, Action und Horror zählen, sprechen eigentlich für sich. Und selbst unter den restlichen 20 % zähle ich kaum Filme, die ich mir mit zart besaiteten ansehen würde. Egal ob Mann oder Frau. Ganz einfach. Außer, sie wünschen es sich. Das sollte man keinem verbieten.

Zum Abschluss bleibt zu sagen, dass ich Herren- und Damenabende bescheuert finde. Ich finde es gestört, mir vorschreiben lassen zu müssen, was für Filme ich als Frau gut finden soll. John Barrowman hat einmal gesagt:

»Never apologize for being nerdy, because unnerdy people never apologize for being assholes.«

Over and out, euch einen angenehmen Donnerstag!


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