Ich befinde mich gerade mitten in einem (nicht wirklich verheerenden) Dilemma, aber man sollte als Teil der Musikjournaille ja schon versucht sein sollte, ne gewisse professionelle Distanz zwischen sich & den Werken befreundeter Künstler einzuhalten ...
... und jetzt sitzt ich hier zwischen dem Bock auf den jubelhuddelnden Urschrei und dem Wunsch wenigstens ne kleenere Delle bei neusten Output der beiden grauen Herren offenzulegen. Aber - ganz ehrlich - ich find nüchts.
Ich mein', betrachten wir uns doch mal die Faktenlage. Eine EP-Veröffentlichung steht an, bei manchen Industriewanzen eher der Rahmen für ein gelangweiltes, launisches PR-Rülpsen - die beide machen eben ma zwei Videos - independent versteht sich.
Und in den Tagen des flächendeckenden digitalen Konsums lassen die noch Vinylchlorid schnitzen (mit dem Instrumentals auf der Flipside versteht sich) - und dessen noch nicht genug, wird noch ne DVD draufgelegt mit dem Tourtagebuch, dem Mitschnitt des letztjährigen Ausschlusskonzert, der CD-Version der EP und allen bisher veröffentlichten Videos - Fischmarktstyle, Digger.
Über den erfrischenden Querdenkerstyle der beiden muss ich mich ja nicht mehr auslassen, daß taten beide in den bisherigen Interviews selbst ausführlich und hochgradig unterhaltsam. Ma sehen ob ich sie wieder vor die Linse/das Mic bekomme, Böcke hätt' ich.
Kommen wir mal zur eigentlich Plattenkritik: #Halbleider - eine dieser schrägen Upliftingnummern, die in diesem Lande keiner so gut beherrscht wie Benni. Zwischen der völlig angekotzten Bitterlichkeit und dem extraschwarzen Gedanken schimmert immer wieder dieser eigensinnige Humor durch, der die Bildsprache, die bei anderen platt & konventiell erschienen wäre, zu was völlig eigenem macht. Eigentlich wäre der Song alleine Grund genug die Platte besitzen zu wollen/müssen.
Aber man lässt sich ja nicht lumpen & lädt bei der feisten Zeitverschwenderhyme #Dachpappe den deutschen Nate Dogg ein, auf dass er wieder ma etwas Hooknektar ins Höreröhrchen spuckt. Und yab, macht die Chefket-Katze schon quasi erschreckend routiniert. Heimtückisch nachhaltiges Ohrwurmungetüm - insbesondere weil textlich hier einiges geht! Amewufeature bitte, irgendwann, ok?
#Feiertag hatte ja das Säugetierfragmente bzw. Gammelgrillfleich feiernde WildstyleMag schon vorgestellt & anders als der Name vermuten lässt, ist diese Nummer wieder mal einer dieser hinreissenden Kippsongs, die von Herr von Grau ja mit Hingabe gepflegt werden ... denn was beginnt wie ne detailgetreue Gewaltfantasie - endet als ... tja. Mehr verraten, wäre unschön - nur eins: Es kommt alles anders.
#Das erste Buch Grau, war der kurze Moment, an dem ich tatsächlich glaubte eine Lücke in der Deckung gefunden zu haben, aber nee, gibt ja zwo Versionen. Ich persönlich mag ja die letztere lieber, weil da auch dieses sonst nur hookaktive Videoanhängsel Kraatz sich auch ma das Mic grabscht & macht er jutt - muss/kann man sagen - schön abgehangener oldschoolflavored Style. Aber ich mein - muss ja, wenn er in Foren wegen der Mütze immer wieder mit Toni L verwechselt wird.
Was ich an dem Song sehr schätze ist diese wichtigmacherposenlose Art der beiden stilvoll zu representen. Und endlich bekommt man auch mal ein Gespür dafür, weshalb diese beiden völlig konträren Geister so gut harmonieren & interagieren, vielleicht einer meiner Lieblingssongs der beiden - auf jedem Mal ein stets recht voluminös gespielter.
Es gibt noch viel mehr auf der Platte zu entdecken (neben den lange überfälligen Instrumentals), denn ich hab zwo erzählerisch raffinierte Songs (#Dabei & #Hänschenklein) bewusst ausgelassen, ihr sollt ja auch noch was eigenständig entdecken können :D.
Was zu sagen bleibt, für mich bleibt Benni in der HipHop-Königsdisziplin einfach der ungekrönte König, denn er ist ein schieres Storytellerphänomen, dass scheinbar mühelos immer weiter wuchert. Beatwise waren sie ohnehin eh immer & dass ihr Logo sich jetzt dem Naziesoterikrock immer mehr annähert liefert auch symphatische Randgeschichten. Denn scheinbar verwirrt das Design Nachbarn von mir arg und sie zupfen dann die Sticker immer wieder weg & ich muss täglich-grüsst-das-Murmeltier-artig das Stadtbild immer wieder neu beschmutzen.
Also wer Musik hören will die nicht wie Rap klingt, Themenfelder beackert, die nicht raptypisch sind & von Menschen gemacht wird, die zu lustig für Rap sind & deren Sticker absolut nicht nach raptypischen Kriterien entworfen worden sind - der wird mit dem HipHop von Herr von Grau verdammt gut fahren.
Schlemmerdilemma beendet, mir mundet es gar köstlich und wenn dein Tellerrand zu beengt ist & du dich von Stylefaschistenplörre dominieren lässt, dann geh' doch raus - durch die Hintertür & sag niemandem dass du hier warst, danke! (Kleines) Album Nummer 4 - auch hier muss ich sagen, feines Stöffchen, gebe ich gerne meinen Senf dazu & die Flaneurempfehlung obendrauf!
Eine Frage hät ich noch - wann bekommen wir eigentlich endlich ma Textbeilagen, ihr zwei Faultiere? Na?