Herr Rechtsanwalt ist krank!

Herr Rechtsanwalt ist krank!

© Benjamin Klack / pixelio.de

Das ist ein Satz, bei dem unsere Mitarbeiter am Telefon merken, wie bei den Mandanten der Angstschweiss ausbricht: da haben sie nun allen Mut zusammengenommen und wollen endlich ihr Problem angehen, oder das Schreiben des bösen gegnerischen Anwalts, welches erst vor 2 Stunden per Post kam, es muss unbedingt heute noch beantwortet werden, und, und, und…

Ja und, was ist, der Herr Rechtsanwalt ist krank!

Mich hat es letzte Woche erwischt (und die Nachwirkungen in Form von allen möglichen kleinen Arzneipackungen begleiten mich immer noch): genau heute vor einer Woche bin ich noch ausgesprochen fröhlich zu einer Sitzung gefahren – kaum dort angekommen, bekam ich leichte Kopfschmerzen, also erst einmal nichts Ungewöhnliches, doch nach 2 Stunden dachte ich, ich kippe vom Stuhl. Als die Sitzung dann endlich zu einem erfolgreichen Ende gekommen war, bin ich noch mühevoll nach Hause gekommen und dann war Bettruhe angesagt.

Der Grippevirus hat mich dann bis Freitag mehr oder weniger heftig im Griff gehabt, und nach der Erholungsphase am Wochenende (mit dem feinen Sieg der Roten Riesen gegen „SAP“ Hoffenheim, aber davon später an anderer Stelle mehr) geht es heute wieder ganz prima.

Warum schreibe ich das? Weil ich mal wieder gemerkt habe: die Welt steht doch nicht still, nur weil ich nicht im Büro sitze und die Rechtsordnung rette. Eine immer wieder spannende Erkenntnis, denn – machen wir uns nichts vor – eigentlich treibt uns Selbständige doch die permanente Sorge, ohne uns gehe gar nichts mehr – oder demnächst Alles ohne uns…

Deswegen ein paar kleine Überlegungen dazu:

Ich bin ja noch ohne Handy und damit ohne durchgängige Erreichbarkeit gross geworden, und selbst in den ersten Jahren meiner Berufstätigkeit war es die grosse Ausnahme, dass ich ein C-Netz-Autotelefon hatte (ich war viel in den neuen Bundesländern unterwegs, da ging ohne die Dinger nichts mehr). Und erst langsam setzte sich durch, dass man im Grunde genommen 24 Stunden „im Dienst“ war – und weil es so neu war, hat man es durchaus auch genossen, es rechtfertigte irgendwie die eigene Wichtigkeit.

Aber die Schattenseite war: keine Freizeit (im Sinne von „freie Zeit“) mehr, kein Urlaub! Schon eine Woche raus aus dem Büro bereitete körperliche Schmerzen, und die mussten durch längere Telefonate mit der Kanzlei, mit Mandanten, mit Gott und der Welt gefüllt werden. Für die Familienangehörigen sicherlich eine mehr als alberne Situation: da sitzt man in Italien am Strand, geniesst die Sonne, und „Männe“ nebenan diktiert Schriftsätze durch den „Prollknochen“ (ok, so ein Nokia-Teil hatte ich nie, aber die anderen Cellphones waren und sind auch nicht viel besser).

Geändert hat sich daran bei vielen nicht viel – und immerhin, was früher im Wilden Westen der neueste Revolver ist heute das neue iPhone oder Android… (in diesem Zusammenhang: Blackberrys gehen gar nicht, bäh!!!)

Ich kann nicht behaupten, dass ich mich vollständig aus diesem Hamsterrad verabschiedet habe, aber nachdem ich eine Woche mit einem Telephonjunkie auf der Ostsee verbracht habe (fahren Sie mal auf einem 30-Fusser eine Halse im engen Fahrwasser, wenn Ihr Mann an der Genua gerade das Handy am Ohr hat…), bin ich eisern: im Urlaub nur eine Stunde Handy an und 1x Mails bearbeiten pro Tag. Und: es funktioniert, jedenfalls während der üblichen Länge der Urlaube: 1 Woche.

Genau, die Angst vor dem langen Urlaub. Über die Sehnsucht nach 3 Wochen Sonne, Strand und Meer ohne Büro und – vor allen Dingen – Bürokommunikation reden wir doch immer wieder gerne – und beneiden die Damen und Herren aus der Beamtenfraktion um dieses Privileg: Nein, Herrn Richter können Sie nicht sprechen, der befindet sich 3 Wochen in Urlaub…

Bei mir waren es tatsächlich mal 14 Tage – lange geplant, mehrfach innerlich abgesagt, und dann doch durchgezogen: und? Nichts, alles ok, kein grösseren Notfälle, alles im Grünen Bereich sozusagen. Warum also nicht öfter?

Über all das habe ich in der letzten Woche – ich hatte ja zwangsweise Zeit – nachgedacht; und daran, dass wir unseren nächsten Urlaub zwischen die Termine gequetscht haben: Donnerstag Nacht hin an den Urlaubsort, weil noch bis Mittwoch abend Besprechungen sind, und Dienstag wieder zurück, weil Mittwoch um 09:00 Uhr wieder irgendeine höchst wichtige (…) Gerichtsverhandlung folgt.

Ob das alles sein muss? Eigentlich nicht, aber wie kann man es anders machen? Ich denke intensiv darüber nach, auch jetzt, wo ich wieder auf den Beinen bin… und eine Kernüberlegung dabei ist: wie erkläre ich es den Mandanten?


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