Aufzeichnungen aus Venedig
Hermann Hesse ist immer wieder gerne nach Italien gereist. 1904 schrieb er:
„Man holt sich dort eine Frische und Freiheit und zugleich einen inneren Besitz an Freude und Schönheit, der alles aufwiegt.“
Von 1901 bis 1914 hat Hesse etwa zehn Italienreisen unternommen, oft zu Fuß oder in der dritten Klasse per Zug. So wollte er nicht nur einen Eindruck von Kunst und Kultur Italiens gewinnen, sondern auch mit der Bevölkerung in Kontakt kommen. Seine erste Begegnung mit dem Land, so schreibt Volker Michels im Nachwort zum Sammelband „Italien“, muss wohl „ein Album mit den populärsten Motiven Venedigs, dem Markusplatz, der Rialtobrücke und dem wie aus Spitzen geklöppelten gotischen Ca‘ d’Oro-Palast am Canale Grande, das Hesse vermutlich schon während der allerersten Schuljahre in die Hände gekommen sein muss“, gewesen sein.
„Angesichts dieser Kultur und dieses Lebens sinkt mein Nationalgefühl auf Null.“
Im Insel Verlag hat Michels jetzt einen Band mit Aufzeichnungen aus Venedig, das Hesse zum ersten Mal mit 23 Jahren besuchte, herausgegeben. In dem Buch sind mehrere Tagebucheinträge, Gedichte und ein Märchen vereint. Die Seiten sind illustriert mit zeitgenössischen Fotos, Zeichnungen und historischen Dokumenten. Wie kaum ein anderer vermochte Hesse, die während der Tageszeiten wechselnden Stimmungen aufzunehmen und in Wörter zu fassen.
Paläste liegen welk und sonnverbrannt
Mit gotischen Galerien an ihrem Rand,
Und Kirchen glänzen festlich, reich und alt
Von großer toter Meister Hand bemalt.
„Lagunenzauber“ enthält sämtliche Texte, die von Hesses Venedig-Aufzeichnungen überliefert sind. Einige davon sind zwischen 1902 und 1911 in unterschiedlichen Zeitungen veröffentlicht worden, manche Gedichte in Buchausgaben. In dieser Ausgabe ist der Zauber Venedigs, dem auch Hesse sich ergab, zum ersten Mal komplett in einem Buch eingefangen.
Hermann Hesse
Lagunenzauber – Aufzeichnungen aus Venedig
Herausgegeben von Volker Michels
Mit zahlreichen farbigen Abbildungen
insel taschenbuch
207 Seiten
EUR 10,00