Here come the ... "Men in Black 3″

Erstellt am 24. Mai 2012 von Denis Sasse @filmtogo

© Sony / Will Smith (Agent J) und Josh Brolin (Agent K) im Jahr 1969

Man muss schon, ähnlich wie Will Smith in der dritten Auflage des Alien-Spektakels „Men in Black“, einen kleinen Zeitsprung machen, wenn man zum letzten Regiewerk von Filmemacher Barry Sonnenfeld zurückkehren möchte. So bot er zuletzt 2006 dem Schauspieler Robin Williams in „Die Chaoscamper“ eine Bühne für langweilige und einfallslose Witze. Da erinnert man sich doch lieber an Zeiten zurück, in denen Sonnenfeld originelle Filme auf die Leinwand brachte. Immerhin haben wir ihm den schaurig makaberen „Die Addams Family“ und die Ensemble-Komödie „Schnappt Shorty“ zu verdanken. Aber sein größter Erfolg entspringt den beiden „Men in Black“-Filmen, die ebenso wie die Schwämme der Superhelden-Verfilmungen, auf einer Comicbuch-Reihe basieren. Zu diesem Erfolg besinnt sich Sonnenfeld nun mit „Men in Black 3“ zurück.

Inzwischen gehört auch Agent J (Will Smith), einst von Agent K (Tommy Lee Jones) für die „Men in Black“-Organisation angeheuert, zum alten Eisen. In 15 Jahren, die er nun seinen Dienst verrichtet, hat er zwar schon so einige unerklärliche Dinge gesehen, aber nichts macht ihn regelmäßig so perplex wie sein ironischer und wortkarger Partner. Doch als Ks Leben und das Schicksal des ganzen Planeten auf dem Spiel stehen, muss J eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen, um alles wieder einzurenken. Dabei findet er heraus, dass es im Universum Geheimnisse gibt, in die K ihn nie eingeweiht hat. Geheimnisse, die sich ihm offenbaren, als er sich mit dem jungen Agent K (Josh Brolin) zusammentut, um das Leben seines Partners, die „MiB“-Agentur und die Zukunft der Menschheit zu retten.

Jemaine Clement als Boris die Bestie

So sehr der letzte Einsatz der „Men in Black“ auch zurückliegt, im dritten Teil widmet sich Regisseur Barry Sonnenfeld zuerst einmal Boris der Bestie, bevor er Will Smith und Tommy Lee Jones wieder ins Bild setzt. In einem Gefängnis auf dem Mond fristet Boris, der selbst nicht gerne Bestie genannt wird, sein Dasein, bis eine hübsche Dame ihm ein Törtchen bringt. Und wie das mit den Backwaren so ist, beinhalten sie oftmals eine kleine Überraschung. So dürfen sich die Wärter an dieser todbringenden Torte erfreuen, in der sich ein kleines, abartiges Krabbelwesen versteckt hält, das zum erfolgreichen Ausbruch einen großen Teil beisteuert. Die menschliche Torte, das nette Mädchen, wird derweil schnell aufgegeben. Schade für den Film, hier hätte eine „Die Schöne und das Biest“-Thematik, die zuerst noch bravourös durchgespielt wird, eine Bereicherung dargestellt. Aber auch ohne diesen visuellen Quickie ist mit Jemaine Clements‘ („Flight of the Conchords“) Darstellung von Boris der Bestie ein interessanter Schurke entstanden, dem das Drehbuch so mancherlei gewinnbringenden Tick hinzugefügt hat. So mordet er sich mit den ewig gleichen und spröden Sprüchen durch das New York der Gegenwart und Vergangenheit, darf sich in einer Szene sogar selbst anbrüllen – ein Gimmick welches in Zeitreisefilmen natürlich nicht selten vorkommt. Das Alien-Design präsentiert sich vor allem bei Boris ansprechend ekelig, ganz gleich ob es das kleine Krabbelalien aus der Torte ist, das in seiner Hand verschwindet oder aber sein Mund, die Augenhöhlen und eigentlich jedes seiner Körperteile, die sich als kleine Widerhaken von ihrer menschlichen Hülle lösen können.

Trotz überzeugendem Gegenspieler wird ihm etwas zu viel Zeit gewidmet. Wo in vergangenen MiB-Aufträgen immer wieder kleine Alien-Sketche eingestreut wurden, strukturiert sich „Men in Black 3“ in zwei sichtlich erkenntliche Episoden. Die wenigen Minuten, in denen Tommy Lee Jones noch als Agent K mitwirken darf, sind von den typischen Elementen durchzogen: Smith und Jones streifen durch die Straßen, haben es mit merkwürdigen Alien-Kreationen zu tun, die als Menschen getarnt auf der Erde leben. Sogar die kleinen Würmchen aus Teil 2 haben einen kurzen Gastauftritt, wenn sie der Trauerfeier des ehemaligen “MiB”-Chefs Z beiwohnen. Schauspieler Rip Torn wird hier an der Spitze der Geheimorganisation von Emma Thompson ersetzt, die als O die Leitung übernimmt. In einer Szene, in der sie eine wortgetreue Ansprache einer außerirdischen Alienrasse zum Tode Zs wiedergibt, beweist Thompson einmal mehr, dass sie mit jeglicher schauspielerischen Herausforderung zurechtkommt. Mit einer Aneinanderreihung von Glucks- und Grunzlauten fügt sie nach den Rollen der Hogwarts-Professorin Sybil Trelawney („Harry Potter“) und der Nanny McPhee („Eine zauberhafte Nanny“) eine weitere Figur ihrem Komödienrepertoire hinzu, hier jedoch mit einer gewissen Strenge gespielt, die sie zum guten Ersatz für Rip Torn werden lässt.

Emma Thompson als Agent O

Und dann wären da noch die eigentlichen „Men in Black“, dieses Mal vielleicht eher der „Man in Black“: Will Smith schmeißt sich in vertrautet Terrain, nimmt sich einer der Rollen an, die ihn nach seiner Lossagung vom Fernsehschauspieler in „Der Prinz von Bel-Air“ geholfen haben in Hollywood Fuß zu fassen. Offenbar schwelgt Smith derzeit in nostalgischen Erinnerungen, sind doch bis 2015 noch „Hancock 2“, „Bad Boys 3“ und „I, Robot 2“ mit ihm geplant. Hier reist er den Film an sich, degradiert Tommy Lee Jones und Josh Brolin zu Nebendarstellern, während Smith einen Großteil der Handlung für sich beansprucht. Man kann nur hoffen, dass für einen potentiellen vierten Teil der „Men in Black“-Serie wieder Tommy Lee Jones in Vollzeit zur Verfügung steht, man vermisst das Zusammenspiel des hippen Draufgängers J und des spröden Griesgrams K. Und auch Josh Brolin als jüngere K-Version bietet keine unterhaltsame Alternative, er bleibt ein – wie es wohl auch sein soll – Abbild von Tommy Lee Jones, darf die Verhaltensweise kopieren, aber keine eigene Schauspielkraft in die Rolle legen. Somit sind es auch hier wieder die ersten Minuten des Films, die besonders zündhaften Actionhumor bieten, vielleicht aber auch ein wenig über das Ziel hinaus schießen, um die charakterlichen Unterschiede der beiden Agenten noch einmal besonders hervorzuheben, so dass sie für die Handlung ordnungsgemäß funktionieren. Eine Bereicherung für den Humor der Serie stellt „Boardwalk Empire“-Darsteller Michael Stuhlbarg dar, der als Außerirdischer Griffin immer einen Überblick über sämtliche, mögliche Zeitlinie hat. Mit jeder Entscheidung die gefällt oder nicht gefällt wird, hat er immer einen neuen Ausgang der sich gerade abspielenden Situation vor Augen.

Damit macht er sich zu einer guten Figur, um das ewige Problem der Zeitreise im Film zu bewältigen: Mit jeder kleinsten Entscheidung, wird eine Änderung hervorgerufen. Es bestehen mehrere Zeitlinien nebeneinander und man kann jederzeit in eine dieser Linien hineinrutschen. Mit diesen Prämissen entgeht „Men in Black 3“ mehreren Paradoxen, die nun einmal mit jedem Zeitsprung verbunden sind. Auch wird hier die Möglichkeit durch die Zeit zu reisen nicht nur als die Handlung vorantreibendes Mittel verschwendet, sondern Sonnenfeld spielt mit seinen Möglichkeiten. Er entwickelt eine anschauliche Version des Zeitsprungs, stellt den “MiB” mit Griffin die verkörperte Zeit an die Seite und auch im Showdown, beim Start der „Apollo 11“, wird noch einmal kräftig durch die Zeit gesprungen. So zieht sich diese Thematik wie ein roter Faden durch den Film und wird nicht nach der Reise in das Jahr 1969 gekappt, um der Beziehung zwischen J und K zu weichen. Die bekommt hier aber noch einmal einen neuen Dreh, der einen wunderbaren Bogen zum ersten Teil der Serie spannt.

Die Zeit vergeht wie im Flug, dass mag für „Men in Black 3“ sowohl positiv als auch negativ gelten. Zum einen kommt hierdurch keine Langeweile auf, zum andern allerdings wirkt die arg vorgegebene Struktur störend: ein Anfangsteil in dem die Zuschauer noch einmal K zu sehen bekommen, eine Zeitreise, ein paar Witze über die rückschrittlichen, technischen Mittel und schon ist man beim Showdown, ohne dass einem großartig Witz geliefert wurde. An den Ursprungsfilm von 1997 kommt man damit nicht heran, auch wenn man durch ein kleines Mops-Gemälde und die Unisphere – der riesigen Weltkugel, die im Zuge der Weltausstellung 1964 entstanden ist – kleine Anekdoten von anno dazumal präsentiert. Dennoch positioniert sich diese Trilogie-Komplettierung noch vor dem zweiten Teil, der wenig überzeugend für das große Loch von zehn Jahren bis zum dritten Teil verantwortlich sein dürfte. Das Niveau wurde wieder ein wenig angehoben, dafür mussten die Aliens dran glauben, die hier einer Zeitreisegeschichte weichen, die die sympathischen und oftmals kurios designten Viecher von der Leinwand verdrängt hat.

Denis Sasse



‘Men in Black 3‘