{Herbstklassiker} Kürbissuppe

Von Behyflora @Behyflora


Essen ist nicht immer nur reine Nahrungsaufnahme, sondern im Idealfall vermittelt es uns auch Gefühle. Es tröstet uns, wie das Wurstbrot das mir meine Oma gemacht hat, als ich die Sommerferien bei ihr verbrachte, furchtbares Heimweh bekam und die ganze Zeit weinte. Damals habe ich noch Fleisch gegessen. Oder wie die Hühnersuppe, die uns von Innen wärmt wenn wir krank sind und das Gefühl des Umsorgtseins vermittelt. Wie der heiße, duftende Kakao der uns erwartet wenn wir durchgefroren nach Hause kommen und das Gefühl vermittelt anzukommen, da zu sein, zu Ruhe zu kommen. Aber auch wie der Coffee to Go, in Eile an der Ecke geholt, der schon beim ersten Schluck bei uns den Eindruck hinterlässt, jetzt energiegeladener zu sein und so bestimmt das nächste Seminar oder Meeting mit links zu nehmen.
Oder wie meine Kürbissuppe, die bei mir irgendwie nach Abschied schmeckt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass man wenn man sehr aufmerksam ist, herausschmecken kann, welche Gefühle der Koch in unser Essen gegeben hat. Und so kann einem beim Probieren eines einfachen Bananenkuchens förmlich der Atmen wegbleiben, weil man die ganze zarte Liebe schmeckt, die mithineingebacken würde. Oder einem wird beim ersten Löffel der köstlich dampfenden Kürbissuppe das Herz schwer, weil sie mit bittersüßem Abschiedsschmerz gewürzt ist.
Das Gefühl das man selbst während des Kochens in seine Gerichte dazugibt macht den eigentlichen Geschmack aus. Nicht umsonst heißt es doch auch  "... mit Liebe gekocht."

Diese Kürbissuppe hier, schmeckt in meiner Zubereitung nun eben nach zartem Abschied, der eigentlich kein Wirklicher ist. Denn erst gestern habe ich eine sehr liebe Freundin verabschiedet, die nun zum Studieren nach Graz gezogen ist. Sie ist nicht aus der Welt und ich freue mich riesig, dass sie einen wundervollen neuen Lebensabschnitt anfangen kann, aber trotzdem wird mir das Herz irgendwie schwer. Wir haben den kompletten Sommer fast jeden Tag miteinander verbracht. Waren wie Pech und Schwefel und ich durfte mir schon anhören, sie sei wie mein Schatten, immer mit mir verbunden. Nach so einer Zeit, in der man erkennt, dass man seine Seelenverwandte gefunden hat, fällt ihr Fehlen schon nach einem Tag auf.
Bei ihr habe ich zum ersten Mal Kürbissuppe probiert und so wird es wohl auf ewig sein, dass Kürbissuppe immer etwas nach Abschied schmecken wird.
Wollt ihr einen Löffel davon probieren?
Ihr braucht für etwa 4 Portionen als Vorspeise
400 g Hokkaidokürbis
100 g geschälte Kartoffeln
100 ml Sahne
ein Daumengroßes Stück Ingwer
eine Hand voll Mandeln
Butter
einige frische Salbeiblätter
1 kleine Zehe Knoblauch
Salz, Pfeffer
Halbiert den Kürbis, entfernt die Kerne und zerteilt ihn in grobe Stücke. Schälen müsst ihr ihn nicht, wenn ihr einen Hokkaido erwischt, schneidet nur eventuelle schlechte Stellen weg. Schält die Kartoffeln und schneidet sie in Würfel. Gebt alles zusammen in einen großen Topf und bedeckt das Gemüse mit ausreichend Wasser. Lasst es nun solange kochen, bis alles schön weich ist.
In der Zwischenzeit könnt ihr die Mandeln in einer Pfanne ohne Fett anrösten bis sie duften. Lasst sie auskühlen und hackt sie klein. Schält danach eine kleine Zehe Knoblauch. Schneidet den Knoblauch in feine Scheiben und lasst ihn zusammen mit dem Salbei in reichlich Butter schön ausfrittieren, bis der Salbei knusprig wird. Jetzt habt ihr eure Toppings für die Suppe fertig. Wer mag kann noch Brotwürfel in Butter anbraten.
Schält nun den Ingwer und hackt in entweder ganz klein oder reibt ihn auf einer Ingwerreibe zu feinem Mus. Gebt ihn zum weich gekochten Gemüse und püriert alles fein durch. Würzt nun noch mit Salz und Pfeffer und gebt die Sahne hinzu.
Richtet die Suppe zusammen mit den Toppings an. Schon fertig!
Eigentlich bin ich kein Kürbisfan. Ich mag den Eigengeschmack einfach nicht so gerne und kann es nicht leiden wenn er sehr penetrant schmeckt. Das ist bei dieser Suppe gar nicht der Fall. Also kann ich sie auch für Kürbis-Hasser empfehlen.

Ein schöner Film zum Thema Gefühle und Essen ist übrigens "The Ramen Girl." Dort lernt die Filmheldin, was es wirklich heißt eine gute Ramen-Nudelsuppe zu kochen und, dass dazu viel mehr gehört als das einfache Zusammenwerfen von Zutaten.
Wie steht ihr dazu? Sehr ihr das auch so? Essen bedeutet Gefühl?
Lasst es mich wissen, ich bin neugierig wie immer!