Herbstgewitter über Dächern

Von Meinerasselbande

Eigentlich wollte ich passend und pünktlich zum heutigen Herbstanfang den Song “Herbstgewitter über Dächern” von Reinhard Mey posten. Es ist nicht nur einer meiner Lieblingssongs von Reinhard Mey, nein – er selber sagt von sich, er habe das Lied im “Welpenalter” geschrieben, also in seinen Anfängen zum Liedermacher. Leider gibt es den Song auf youtube nur gecovert – einzige Ausnahme ist ein Mitschnitt der vom SFB (Reinhard Meys Haussender) produzierten Musiksendung aus 1993 ”Ich liebe dich – Ein Abend mit Reinhard Mey”.  Hier: “Ich wollte wie Orpheus singen” vom gleichnamigen 1967er Album und “Herbstgewitter über Dächern” (bei 4:35 min) vom 1972er Album “Mein Achtel Lorbeerblatt”

Herbstgewitter über Dächern, Schneegestöber voller Zorn,
Frühjahrssturm im Laub vom Vorjahr, Sommerwind in reifem Korn.
Hätt‘ ich all das nie gesehen, säh‘, für alles andre blind,
Nur den Wind in deinen Haaren, sagt‘ ich doch, ich kenn‘ den Wind.

Straßenlärm und Musikboxen weh‘n ein Lied irgendwo her.
Düsengrollen, Lachen, Rufen, plötzlich Stille ringsumher.
Hätt‘ ich all‘ das nie vernommen, wär‘ für alles taub und hört‘
Nur ein Wort von dir gesprochen, sagt‘ ich doch, ich hab‘ gehört.

Bunte Bänder und Girlanden, Sonne nach durchzechter Nacht,
Neonlicht im Morgennebel, kurz bevor die Stadt erwacht.
Wär‘ mir das versagt geblieben, hätte ich nur dich geseh‘n,
Schließ‘ ich über dir die Augen, sagt‘ ich doch, ich hab‘ geseh‘n.

Warten, Hoffen und Aufgeben, Irren und Ratlosigkeit.
Zweifeln, Glauben und Verzeihen, Freudentränen, Trunkenheit.
Hätt‘ ich all das nie erfahren, hätt‘ ich all das nie erlebt,
Schlief‘ ich ein in deinen Armen, sagt‘ ich doch,
Ich hab‘ gelebt.

Reinhard Mey