Nach drei Wochen mit häufigen Migräneanfällen, verspanntem Rücken, Physio- und Arztbesuchen, benutzte ich diesen Freitag für die wohl letzte ausgedehnte Rennradtour im 2011. Seelenbalsam war angesagt. Mich zog es ins Tessin. Ich wollte schon lange einmal das Centovalli in den wunderschönen Herbstfarben erleben.
Gut eingepackt, stieg ich um 7 Uhr morgens in Zürich in den Zug. Ich mutmasste noch, ob ich zuviel Kleidung anhatte. Die Frage erübrigte sich in Bellinzona. Es war auch dort immer noch richtig kalt. Darum radelte ich mich bis Locarno einmal warm, bevor ich ins Centovalli einbog. Genau in diesem Moment kamen auch die ersten Sonnenstrahlen über den Berg und verwandelten meinen Weg in ein Farbenspektakel. Die Strasse gehörte mir, weit und breit kein Auto. Schon bald war ich in Bella Italia. Kurz vor Malesco kam die Kirche Santuario Della Madonna Del Sangue zum Vorschein. Ich staune immer wieder darüber. Da radelst Du gemütlich durch die verschlafenen Dörfchen, und plötzlich steht so ein riesiges Bauwerk vor Dir.
Nach dem kurzen Anstieg bei Malesco ging es die lange Abfahrt nach Canobbio hinunter. Die enge Strasse ist immer wieder ein Erlebnis. Ich liess es mit Vorsicht angehen. Die Strasse war leicht feucht und hatte immer Stellen mit Laub. In Mallorca hatte ich ja gesehen, wie glitschig nasse Strassen sind. Auch der Rückweg in die Schweiz am See entlang hatte kaum Verkehr. Der Zöllner musterte mich kurz und winkte durch. Gott sei Dank, denn ich hatte meine ID vergessen.
In Ascona gab es wenige Kilometer später den verdienten Risotto. Ich blinzelte auf der Piazza in die Sonne. Einfach wunderbar. Der mittlerweile warme Spätherbsttag zeigte ich von seiner besten Seite. Bald nahm ich den Rückweg nach Bellinzona in Angriff. Die 20 Kilometer fuhr ich ganz gelassen und genoss die finalen Kilometer der wohl letzten grösseren Ausfahrt im 2011.