Aufbruch tut gut
Gerade war noch Sommer, wir hatten uns schon an 30 Grad im Schatten gewöhnt und nun fallen die Kastanien von den Bäumen. Zu Mittag ist es immer noch sommerlich warm, aber die Nächte sind schon kühl und am Morgen schalte ich die Stromheizung im Bad ein und ziehe dicke Socken an. Alles was noch blüht im Garten wird schon bald vergehen, die Astern und die Rosen begleiten uns bis zum Spätherbst. Die Oleander müssen aber schon bald in das Winterquartier in der Garage.
Vieles was heuer gut gelungen ist, wird schon nächstes Jahr wieder überholt sein. Noch hat das laufende Jahr drei Monate, aber wir verschieben die wichtigen Sachen schon ins neue Jahr. Auch das Stadtbild verändert sich: keines der ehrwürdigen Bankgebäude in der Innenstadt wird für das Bankgeschäft genutzt und da wo einst eine Straße war, blüht ein Park am Johann Nepomuk Berger Platz. Das Bawag-Gebäude in der Quellenstraße ist nun die neue Heimat der Soros Uni „CEU“. Smarte Geräte begegnen uns immer öfter im Alltag, bald wird es uns nicht mehr wundern, wenn uns ein Roboter im Kaffeehaus begrüßt.
Nichts lässt sich also festhalten, Organisationen und Beziehungen ändern sich ebenso rasch wie Technik und Natur. Rasch kommt dabei vielleicht der Gedanke auf, dass „früher alles besser, weil vorhersehbarer war.“ Jetzt haben wir auch unendlich mehr Auswahlmöglichkeiten. Eine total determinierte Welt ohne Veränderung würde uns den Spielraum zur Weiterentwicklung stark einschränken oder sogar rauben.
Ich empfinde das laufende Neuwerden als Chance, denn kaum ein Fehler wiegt so schwer, als dass er nicht wieder korrigiert werden könnte. Wir müssen uns nicht zu viele Sorgen machen! Dinge und Verhältnisse, die wir rund um uns gar nicht mögen, belasten uns auch nur temporär, denn nächstes Jahr ist sowieso alles wieder anders und neu. Auch die Blumenzwiebeln, die ich gerade einsetzte, kommen mit Sicherheit im nächsten Frühjahr als bunte Blumen zu Tage. Wir können immer wieder alles besser machen und uns selbst neu erfinden und uns dabei auf eine aufregende Zukunft freuen.
Mag. Anneliese Blasl-Müller