Herbergern bedeutet etwas Banales so pointiert-pathetisch zu formulieren, dass es dennoch nachdenklich macht. Getreu der Erkenntnis Schopenhauers …
„Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.“ (Eristische Dialektik)
Was Meister Goethe anschließend Mephistopheles sagen lässt.
Nach richtigem Ernst ist mir heute jedenfalls nicht. Der Ball ist rund, denke ich statt dessen und merke eitel an, dass das “Herbergern” aus dem Post vom 10 Juni (Oma herbergert) eigentlich eine sehr hübsche Vokabel ist. Wäre mir “herbergern” bereits 1954 eingefallen, hätte es diese Vokabel zum “Wort des Jahres” gebracht (natürlich unter der Voraussetzung, dass es das “Wort des Jahres” 1954 schon gegeben hätte). So aber unterstreicht die Rechtschreibhilfe ungefragt rot.
Lenchen ist übrigens weg, weit weg, wecker als weg.
Derweil Blogger S allein zu Haus.
Der, wie hier zu lesen ist, heute zur Abwechslung über das Herbergern nachdenkt. Was gehört dazu – was nicht?
Das vielleicht:
“Ist auf Reisen eine Frau,
zieht das Chaos in den Bau.” ?
Es könnte sich schließlich reimen, wenn man herbergert. Muss aber nicht. Wenn es – spinne ich nun weiter – auch mathematisch geht.
Entfernung und Alter verhalten sich direkt proportional. Das Alter der Essensreste an den Tellern ist (empirisch ermittelt) eine Funktion jener Strecke, die sie bereits zurücklegt hat. Nimmt man “Abwesenheit” als Konstante K, konvergiert der Wert der Sauberkeit S der Küche gegen Null und die Anzahl der Mikroorganismen, die sie besiedeln gegen Plus-Unendlich.
Saubermachen oder weiterspinnen?
Weiterspinnen!
Herbergern geht auch halbaphoristisch:
Der wesentliche Unterschied von Mann zu Frau bei Einsamkeit – schrieb ich einst – lässt sich am Geschirr festmachen: Sie reinigt das Geschirr stets nach dem Essen, er reinigt es davor.
(Und|Auch|Oder) mit wiederkehrenden Satzanfängen:
–> “Irgendwann nimmt sich jeder Körper was er braucht”, denkt Blogger S und öffnet den Kühlschrank.
–> “Irgendwann nimmt sich jeder Körper was er braucht”, denkt der Hund und besteigt die Hündin.
–> “Irgendwann nimmt sich jeder Körper was er braucht”, denke ich nun und lege mich wieder hin.
Es ist Sonntag. Der Ball ist rund. Aber besser Wurst im Kühlschrank als Käse im Dreck.