Her

Erstellt am 9. April 2014 von Ziemlichbestefilmkritiken
9. April 2014  |   Verfasst von Michael

Endlich komme ich dazu, eine Kritik zu einem Film zu schreiben, der mir sehr am Herzen lag. Her heißt der gute Streifen und hat mich beim Schauen des Trailers so fasziniert, dass ich es kaum erwarten konnte, bis ich den Film endlich im Kino schauen konnte. Inzwischen hab ich den Film nun gesehen und bin immer noch davon angetan. Warum mich der Film nicht mehr loslässt und warum ich froh bin, (noch) nicht in einer solchen Welt zu leben wie Theodore,erzähle ich euch später. Falls euch jetzt erst mal interessiert, worum es eigentlich geht und wovon ich eigentlich rede, dann lest einfach den Inhalt durch oder schaut den Trailer an.

Inhalt:

Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) fühlt sich nach der Scheidung von seiner Frau Catherine (Rooney Mara) sehr allein. Dabei verhilft er in seinem Job durch das Schreiben schöner Briefe anderen zu privatem Glück. Um ein wenig was an seinem Leben zu ändern und sich der neuen Technik hinzugeben, lässt er sich auf das in der Werbung angepriesene neue Betriebssystem ein, welches mit Intelligenz ausgestattet ist. Nach dem Beantworten einiger persönlicher Fragen zu Beginn, bekommt das Betriebssystem eine eigene Stimme (Scarlett Johansson) und einen Namen, Samantha. Das OS ordnet nicht nur Theodores Mails sinnvoll, sondern sucht auch Lieder, passend zu seiner Stimmung aus und spielt sie für ihn ab. Dass Theodore außerdem mit ihr über alle Themen dieser Welt sprechen kann, tut ihm sichtlich gut und so findet er so langsam wieder Freude am Leben. Doch schnell merkt er auch, dass er beginnt, sich in Samantha, sein OS zu verlieben…

Fazit:

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis dieses Thema auch in den Kinos Zuspruch finden wird. Nicht umsonst sieht man in den Straßenbahnen dieses Landes kaum noch Leute miteinander reden, sondern vielmehr gedankenversunken in ihre Smartphones starren. Ich will mich hier nicht einmal außen vor lassen, ich bin mindestens genau so schlimm wie der Großteil der anderen Straßenbahnfahrer. Doch birgt dieses Phänomen aus meiner Sicht auch etliche Gefahren. Zwei davon werden auch in Her angesprochen. Zum Einen versinkt man immer mehr in die digitale Welt und kann irgendwann nicht mehr zwischen realer und virtueller Welt unterscheiden, bzw. ist so vernarrt in diese und ihre Charaktere, dass man lieber Zeit darin verbringt, als sich mit den Menschen in seiner Umgebung zu unterhalten. Zum anderen werden die “intelligenten” Programme immer besser und führen dazu, dass die Geräte das “Bedürfnis” der Menschen verstehen. Nicht zuletzt diverse Sprachassistenen (z.B. Siri auf den Apple Smartphones) haben gezeigt, dass man sich inzwischen relativ gut mit ihnen unterhalten kann. Sobald aber wie in Her nicht mehr die Spracherkennung, sondern die verarbeitende Intelligenz im Vordergrund steht, kann genau dies zur Gefahr werden.

In Her wird die Intelligenz nicht zur Gefahr, sorgt aber dafür, dass der Mensch getäuscht wird, indem z.B. das OS von Theodore nicht nur Gespräche mit ihm, sondern gleichzeitig auch mit Hunderten anderen Leuten führt. Was für Theodore zu Beginn auch noch merkwürdig klingt, wäre für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Vielleicht weil ich mir ein intensives Gespräch mit einem OS aktuell noch nicht vorstellen kann, vielleicht aber auch weil aus meiner Sicht das persönliche an solchen Unterhaltungen dadurch verloren geht.

Was sich aber schon im Trailer abgezeichnet hat und im Film wirklich gut umgesetzt wurde ist eben der Unterschied zwischen einer “realen” und einer “virtuellen” Unterhaltung. Mir hat wirklich gut gefallen, wie Joaquin Phoenix seine ersten Zweifel dem OS gegenüber auf die Leinwand bringt, um sich dann aber auch relativ rasch an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Auch Amy Adams schafft es, die nahezu einzige reale Freundin von Theodore so einfühlsam zu spielen, dass man Theodore um diese Freundschaft fast schon beneidet.

Wenn ich mir im Nachhinein überlege, wie ich den Film finde und ob meine Erwartungen erfüllt wurden, dann muss ich zum einen sagen, dass die Umsetzung absolut perfekt gelungen ist und dass ich genau solch einen Film erwartet habe. Zum anderen muss ich aber auch sagen, dass der Film nicht nur Höhen, sondern auch tieftraurige und zum teil auch langatmige Momente hat. Ich weiß nicht ob der Film auch hierzulande einen großen Zuspruch finden wird, weil die Deutschen vor solchen Themen oft ein wenig zurück schrecken. Jedoch weiß ich, dass ich den Film jedem Filmliebhaber ans Herz legen kann, sofern auch bereit ist, sich auf Liebesdramen einzulassen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass auch Her hier und da Längen hat, was wohl daran liegt, dass er den Zuschauer nicht sonderlich überraschen kann.

Michaels Wertung zu Her:


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