Hensel´s Sonntagsmatinee: Schock: der Saturn – made of Germany?

Von Julius Hensel

von Reinhold O. Schmidt und Hans-Peter Schröder

Der Zwischenfall in Kearny – Teil II


„Jede Zeit hat ihre einmalige Form, in die sie sich ergießt,
ihre Lieblingssprache, in der sie sich ausdrückt.
Zeit verwandelt jede Form zeitgemäß.
Was gestern Form war, ist heute bereits Inhalt,
wird morgen Form sein.“

Aus: Der Eremit des Inneren

27. Januar 1942- „Es ist Wahnsinn, einen Menschen Straßen bauen zu lassen, der höchstens fähig ist, Straßen zu kehren, und einen Mann als Straßenkehrer zu verwenden, der Straßen bauen kann.“

27. Januar 1942- „Man sage mir einen talentierten Jungen, ich werde selber sofort sein Förderer.“

27. Februar 1942- „…sie haben es nicht kapiert. Auf gewissen Gebieten wirkt jede professorale Wissenschaft verheerend: Sie führt vom Instinkt weg.“

5. April 1942- „Er wünsche deshalb, daß künftig deutsche Patente ein für allemal geheim gehalten werden.“

(A.H. – Tischgespräche 1941 – 1942)

Was bisher geschah

Der Ernteaufkäufer Reinhold O. Schmidt fährt am  5. November 1957 durch eine abgelegene Gegend bei Kearney in Nebraska/USA, um einige aussichtsreiche Felder zu inspizieren. Nachdem ein Lichtblitz seine Neugierde weckt und er sich der Quelle desselben nähert, fällt der Motor seines Autos aus. Schmidt erblickt eine Art metallisches „Schiff“ auf Stelzen, in einem ausgetrockneten Flußbett, die Schiffsbesatzung lädt ihn ein, an Bord zu kommen. Im Laufe des Gespräches behauptet sein Gesprächspartner, vom Saturn zu stammen. Er spricht  Englisch mit deutschem Akzent, die Mannschaft unter sich Hochdeutsch. Anscheinend wird das Schiff gerade repariert. Nach der Reparatur  verschwindet es blitzartig im Himmel. „Sie“ wollen Schmidt wieder kontaktieren….. .

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Schmidt dachte, „das sind deutsche Wissenschaftler in russischem Auftrag“, Agenten der Kommunisten, die Amerika ausspionieren. Keine unbegründete Annahme, wenn man um die Jagd weiß, die auf deutschem Boden stattgefunden hatte: Maschinen, Waffen, Arzneimittel, Farben, medizinische Erkenntnisse, Verhaltenspsychologie, weltanschauliche Zusammenhänge, archäologische Funde, alte Manuskripte, Kunstgegenstände, Köpfe, Dokumente, tausende Tonnen Patente, alles abtransportiert und ausgenutzt und die Durchbrüche verschwinden lassen, unkenntlich oder unbrauchbar  gemacht, oder nicht begriffen. Die Russen jagten auf ihrem Gebiet, die Zwangsalliierten in ihren Zonen und im erreichbaren Ausland.Wer sich nicht „kaufen“ lassen wollte, versuchte zu fliehen.

Wo heute Nobelpreise bevorzugt in die USA vergeben werden, da nahm Deutschland im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert die führende  Stellung in den orthodoxen Naturwissenschaften Chemie und Physik, wie auch in der Medizin ein, bis dann plötzlich alles vorbei war. Lange vor 1945. Ein Rätsel. Waren die Deutschen über Nacht verblödet?

Die Wunden des 1. Weltkrieges, der Verlust an Intelligenz und an schöpferischer Kraft der Jugend zusammen mit den eingeschränkten wirtschaftlichen  und Forschungsmöglichkeiten und erschwerter Nachwuchsförderung wird als Erklärung angeboten, ist aber nicht stichhaltig. Die Entwicklung der Quantentheorie und der Ausbau der Grundlagen der Kernspaltung geschahen trotzdem, Erfindungen sprudelten am laufenden Band.  Die Wirtschaftsleistung wurde von Jahr zu Jahr gesteigert.

Ein zweites Erklärungsmodell bemüht eine postulierte Verarmung der Wissenschaftslandschaft infolge der Emigration führender Wissenschaftler unter politischem Druck. Ein bedenkenswertes Argument….. . Aber ein zweischneidiges, denn sobald ein Vakuum entsteht, fließt anderes nach. Mit anderen Worten, es gibt Platz, ein möglicher Nährboden für bisher nicht zum Zuge gekommene Talente.

Die Organisationsstruktur einer unkonventionellen Wissenschaftspolitik, die sich der Talente effizient bedienen möchte, benötigt Mittel zur vorurteilslosen Förderung von Personen und Ideen, Mehrebenenforschung (Privatpersonen, Privatgruppen, Universitäten und Schulen, Handwerk-Mittelstand-Großindustrie, Militär, sonstige) und die Auswertungsorgane in Form von  Koordinierungsschaltstellen, deren Aufgabe die Kombination und Verknüpfung der gewonnen Erkenntnisse und deren Überführung in Zusammenhänge höherer Ordnung ist. Dort sitzen ebenfalls  Spitzenleute, schöpferische Multibegabungen. Die frühzeitige Erfassung von Talenten und deren Ausgliederung aus dem schulischen Deformationssystem erhöht die Ausbeute signifikant, vorausgesetzt die für die gesonderte Aus- Bildung  notwendigen Vorlehr-Lebkräfte stehen zur Verfügung. „Körperlich hart, charakterlich fest, geistig beweglich.“

Vom Überblick geleitet und ohne dem Diktat angestrebter  Kommerzialisierbarkeit eines Produktes ausgeliefert zu sein, erfährt das Ganze eine behutsame, nuancenreich abgestimmte, fast unbemerkbare  Steuerung. Die beschriebene Art technisch-naturwissenschaftlicher Forschungspraxis dient  unverstellter Erkenntnisgewinnung, untermauert und begleitet von kulturschöpferischen und geistigen (geisteswissenschaftlichen) Spitzenleistungen.

Zur Frage des notwendigen persönlichen Antriebes sei bemerkt, daß die Anzahl selbstzündender Persönlichkeiten, die zur Mitarbeit befähigt sind, naturgemäß gering ist, daß diese Anzahl aber deutlich vermehrt werden kann, unter der Führung einer, die materielle Welt praktisch formenden Idee, deren sichtbare Ergebnisse durch sich selbst eine motivierende Beweiskraft darstellen. Grobe Ideologie  und konditionierende Propaganda sind überflüssig.

Innerhalb einer Generation wären die Teilnehmer, bei störungsfreier Entwicklung, befähigt, Herausforderungen zu meistern, die für uns Normalos noch nicht einmal als Problemstellung erkennbar wären. Nach zwei Generationen müssten wir ihnen wie Steinzeitler vorkommen.

Was wäre unter diesen Gesichtspunkten für sie die Jagd nach Nobelpreisen, Patenten oder Rekorden, wie dem Durchbruch durch die Schallmauer? Eitelkeiten mit schädlichen Folgen.

Der Erkenntnisbereich erweitert sich rasend schnell mit den erweiterten Fähigkeiten  und plötzlich treffen sie  auf unvorstellbare Gleichgesinnte; Rasse, Herkunft, Religion und Aussehen spielen keine Rolle mehr, was zählt ist Fähigkeit gepaart mit Willen, was zählt ist geistige Kameradschaft. Die Folgen wären Quadraturen des Wissens und der Reife und der Sprung aus dem Wahrnehmungsfenster der Normalos hinaus. Sie würden für uns unsichtbar, weil unsere Grobheit verhindert, daß wir sie wahrzunehmen.

Zwischenfall in Kearney - Die deutsche Originalausgabe aus dem Jahre 1959

Fortsetzung von Teil I:

An all das dachte Reinhold Schmidt nicht, als er unter Schock in seinem Wagen saß. Als nüchterner Kaufmann, gewohnt praktisch zu handeln, erinnerte er sich an Aufrufe der Regierung, alle verdächtigen Himmelserscheinungen zu melden, – „meine Bürgerpflicht“. Er beschloß nach Kearney zu fahren und bei dem Geistlichen seiner Konfession Rat einzuholen. Der war nicht zu Hause, also fuhr Schmidt zur Polizei, um mit dem Richter zu sprechen, der ebenfalls abwesend war. Schmidt wandte sich mit seiner Geschichte an dessen Stellvertreter, der besonnen reagierte und vorschlug, zuerst einmal hinaus zu fahren und den „Tatort“ zu besichtigen.

Der Richter fand alles so vor, wie von Schmidt beschrieben, den eingetrockneten Wasserlauf, die Abdrücke und – eine Ölspur, eine dunkelgrüne Flüssigkeit, von der allerdings nicht klar war, ob sie mit dem Schiff  in Verbindung stand. Der Richter beschloß sofort in die Stadt zurück zu kehren und einige Beamte als zusätzliche Zeugen zu holen. Schmidts Vorschlag, die Stelle abzusperren, stellte er zurück.

Mit eingeschalteter Sirene ging es danach wieder Richtung Flußbett, 5 Leute, der stellvertretende Richter, Schmidt, der Polizeichef, der Staatsanwalt und ein Reporter der Ortszeitung.

Sie sahen das Öl und die Abdrücke. Art und Tiefe ließen auf einen schweren Gegenstand schließen. Sie vermaßen grob die Abstände und schlossen, daß das Schiff 30 Meter lang und 10 Meter breit war, bei einer Höhe von ca. 5 Metern. Auf den erneuten Vorschlag von Schmidt die Stelle einzugrenzen und einen „Bevollmächtigten“ zu rufen, wurde ihm geantwortet, das sei nicht nötig, immerhin wären ja hier fünf Zeugen, die sich von der Wahrheit der Angaben überzeugt hätten. Sie sammelten etwas Öl in einem alten Glas, das der Polizeichef an sich nahm, angeblich, um es untersuchen zu lassen.

Nach der Rückkehr in die Stadt setzten sie Reinhold Schmidt vor seinem Hotel ab. Für Schmidt war der Fall damit erledigt – dachte er. Als er sich in die Hotelhalle begab, wurde das örtliche Fernsehprogramm von einer Sondermeldung unterbrochen „Raumschiffe landen in Kearney, Nebraska“. Schmidt war  erstaunt, er hatte nie den Begriff Raumschiff gebraucht, wußte er doch selbst nicht, was er da gesehen hatte. Und dann gleich mehrere…..

Ungefähr dreißig Minuten später begann das Telefon zu läuten, und jedermann – Berichterstatter, Fotografen, Bürger – usw. – wünschten mehr Auskunft.

Der Polizeichef bat Schmidt in die Polizeistation, um der Anrufe Herr zu werden, Schmidt bediente zwei Telefone, der Polizeichef im Vorzimmer eine weitere Leitung.

Dies dauerte so annähernd 16 Stunden mit Fotografen und Zeitungsreportern, die von den Städten der Umgebung, ja sogar von anderen Staaten, herbeikamen. Um 21 Uhr erschienen der Polizeichef und ich am Radio des Ortes. Um 22 Uhr erschienen wir im örtlichen Fernsehen. Diese Programme wurden auf die nationalen Sendernetze übertragen.

Interessierte strömten in die Stadt. Die Polizeiwache war überfüllt. Schmidt musste mehrmals in Begleitung zum Landeplatz fahren, zuletzt um 3 Uhr morgens. „Sogar zu dieser Zeit waren ungefähr dreißig Autos draußen, und eine Menge Menschen liefen herum.“

Zwischen 5 und 6 Uhr änderte sich alles. Schmidt konnte beobachten, wie die Beamten anfingen, die Darstellung des Vorfalles zu verändern. Als sie von Schmidt verlangten „noch `mal gründlich nachzudenken“, reagierte er abweisend. Sie könnten ja machen, was sie wollten, sagte er, aber er würde die Geschichte nur dann ändern, wenn sie ihm beweisen könnten, daß die Sicherheit der Vereinigten Staaten betroffen wäre. Sie konnten nicht.

Stattdessen schlugen sie einen Lügendetektortest vor. Schmidt verwies auf seine körperlich Erschöpfung und sagte, daß jetzt Schluß sei und er sich zuerst im Hotel ausschlafen müsse. Sie „überzeugten“ ihn stattdessen von den Annehmlichkeiten einer Gefängniszelle und behielten Schmidt  über Nacht auf der Wache. Als er ausgeruht aufstand, war von dem Lügendetektortest keine Rede mehr. Erschöpfung verfälscht die Ergebnisse.

Schmidt wurde im Gefängnis von allen Telefonanrufen und -verbindungen abgeschnitten. Sein Arbeitgeber, der die Geschichte aus den Medien erfuhr, versuchte drei Tage lang, ihn telefonisch zu erreichen. Vergeblich.

Um 10 Uhr kam der Bezirks-Anwalt und sagte sinngemäß: „Schmidt wir haben die Ölkannen gefunden, eine leere in der Nähe der Abdrücke, die andere aus derselben Lieferung, halbvoll, in deinem Kofferraum, mit dem Kannenöffner. Es wird Zeit, ein Geständnis abzulegen.“

Man hatte also bereits von vorgesetzter Stelle aus reagiert und „Dienstanweisungen an die Unterteufel“ erlassen.

Schmidt lachte ihn aus. Seine Beamten hätten nichts gesehen und die 500 bis 600 Leute, die den ganzen Tag und fast die gesamte Nacht dort draußen waren, ebenfalls nicht? Die Behauptung des Bezirks-Anwaltes sei absurd, sagte Schmidt.

Jedenfalls war die Vorstellung des Bezirksanwaltes von Kearney am 6. November 1957 nicht absurder, als die Behauptungen unserer Verantwortlichen, im Schutt eines explodierten und ausgebrannten Dachgeschoßes im Solingen des Jahres 2011, hätten sich hunderte von gerichtsverwertbaren Beweisen gefunden, die die Existenz einer aus drei Personen(!) bestehenden Nationalsozialistischen Untergrund -Organisation, von denen mittlerweile zwei Selbstmord begangen hätten und deren Urheberschaft an der Ermordung mehrerer Personen ausländischer Herkunft und einer deutschen Polizistin in Heilbronn, zweifelsfrei feststellten.

In der Nacht vom 5. auf den 6. November 1957 treffen zwei Luftwaffen Offiziere aus Colorado Springs(!) in Kearney ein. Sie suchen Schmidt erst um 11 Uhr vormittag des folgenden Tages auf. Frage: Was trieben die Beiden in der Zwischenzeit?

Die Offiziere interviewen Herrn Schmidt im Kreis der städtischen Beamten und nehmen die Unterhaltung auf Tonband auf. Apropos Tonband, das Tonband und die Tonbandtechnik sind deutsche Erfindungen. Es MÜSSEN eine Menge höchst aufschlußreicher Tonbandaufnahmen aus der Zeit des sogenannten 3. Reiches existieren. Tondokumente, die irgendjemand abgegriffen hat. Fast alles wurde mitstenographiert, aber nichts aufgezeichnet? Kein Einsatz der Tonbandtechnik im Rüstungswesen?   Schmidt würde sagen: „Absurd!“

Damals in Kearney wollen die Offiziere ALLES von Schmidt über dessen Erlebnis erfahren. Als Schmidt zu der Stelle kommt, an der er den senkrechten Aufstieg des Schiffes schildert, äussert einer der anwesenden städtischen Beamten laut seine Verwunderung darüber.

„Da vergaß sich einer der Luftwaffen-Beamten (aus Colorado Springs) und sagte: “O, wir wissen wohl, wie es dazu gebracht wird, gerade aufzusteigen.“”

Wir schreiben das Jahr 1957.

(Fortsetzung folgt)

Teil I