Henry David Thoreau – Gedicht

Der Sommerregen

Weg mit den Büchern, bin des Lesens satt,
Mein Geist schweift immer von den Seiten fort
Zur Wiese, wo er reichre Nahrung hat.
Sein wahres Ziel, das trifft er ja nur dort.

Plutarch war gut, Homer ist gut gewesen,
Wie Shakespeare lebte, lebten gern auch wir.
Plutarch hat nichts, was schön und wahr, gelesen,
Selbst Shakespeares Bücher sind ja nur Papier.

Was schert, wenn unterm Walnussbaum ich ruh,
Mich, was in Troja einst die Griechen machten,
Wo sich hier liefern auf dem Hügel nun
Die Ameisen sehr viel gerechtere Schlachten.

Homer mag warten, bis ich hab geklärt,
Gilt Rot der Götter Gunst, gilt Schwarz sie mehr,
Ob Ajax dorthin die Phalanx kehrt,
Den Felsblock stemmend gegen Feindesheer.

Sagt Shakespeare, dass er sich gedulden muss,
Bin just befasst mit einem Tropfen Tau,
Die Wolken, schaut, bereiten einen Guss.
Ich komm zu ihm, sobald der Himmel blau.

Von Waldtrespe und Wiesengras dies Beet
Ist edler als des Königs Park bereit,
Es ruht mein Haupt auf dem Plumeau aus Klee,
Mein Schuh hier zwischen Veilchenbüscheln schreitet.

Ein Wall aus heitren Wolken uns umringt,
Der laue Wind verheisst gelindes Wetter;
Nun fallen Tropfen, spärlich noch, beschwingt
Teils in den Teich, teil auf die Blütenblätter.

Zwar schon durchnässt auf meinem Gräserbett,
Seh ich der Kugel zu, die rollt hinunter
Am Halm, schwebt wie ein einsamer Planet
Und geht in meinem Kleidersaume unter.

Tropf, tropfen alle Bäume ringsherum,
Üppig verströmt sich jeder Ast umher;
Der Wind nur tönet, sonst ist alles stumm.
Kristalle schüttelt von den Blättern er.

Die Sonne, schambleich, kommt nicht mehr heraus;
Strumpf ist ihr Perlenglanz. Mit nasser Locke
Kehr strahlend ich als Elf zurück nach Haus,
Geh lustig hin im perlenbestickten Rocke.


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