Henrici

Henrici

Bohnen:

  • Henrici Espresso (= Rast „Barista Espresso“), Arabica-Hochlandmischung aus Kenya, Guatemala, Sumatra, Sulawesi, Plantation (Indien), und Java. Dunkel geröstet.
  • Henrici Crème (= Rast „Premium“), Arabica-Hochlandmischung aus Java, Sumatra, Zentralamerika, Südamerika, und Indien. Mittel geröstet.
  • Wechselnde Single-Origins von Rast als Filteraufguss. Hell geröstet.

Röster: Rast Kaffee AG, Ebikon

Maschine: Dalla Corte Evolution (Siebträger), Hario Dripper (Filteraufguss)

Wo: Niederdorfstrasse 1, Zürich

Bericht:

Schon über ein Jahr ist es her, seit ich den Coffee-Guide Zürich mit dem Café Henrici begonnen habe. Viel hat sich in der Zwischenzeit verändert, weshalb es an der Zeit ist, hier etwas „aufzuräumen“, denn ständige Aktualisierungen als Kommentare und Hinweise werden irgendwann etwas unübersichtlich. Anmerken möchte ich auch gleich, dass es hier nicht darum geht ein einzelnes Lokal bevorzugt zu behandeln, sondern einerseits die Leser auf ein neues und äusserst lobenswertes Angebot aufmerksam zu machen und andererseits auch auf den progressiven Charakter dieses Lokals hinzuweisen, denn für alle Cafés gilt: Stillstand = Rückschritt. Der Originalbericht bleibt hier zudem weiterhin einsehbar (siehe unten). Was genau hat sich denn nun getan? Nach mehrmaligem Verschwinden und Wiederauftauchen der Single-Origin Espressi und einem bereits äusserst interessanten Versuch vakuumgebrühten Kaffee anzubieten (siehe Kommentare), ist die neuste Entwicklung meines Erachtens von enormer Wichtigkeit für die gesamte Kaffeekultur in Zürich und darüber hinaus. Neu kann man von einen aktuellen Single-Origin Kaffee zum selber Aufbrühen bestellen. Wie das funktioniert? Nun, der Kaffee wird vorgemahlen, in einem Filterbehälter plaziert, und zusammen mit einer Kanne heissem Wasser an den Tisch gebracht. Der Kunde braucht den Kaffee nur noch mit dem Wasser zu übergiessen, wobei man genaue Instruktionen auf einem Infoblatt erhält. Klingt sehr einfach, birgt aber beim ersten Versuch durchaus etwas Potential für kleine Missgeschicke. Das sollte aber Keinen davon abhalten, dies unbedingt zu probieren, denn der Spassfaktor ist immens, und der Kaffee unglaublich fein. Letzteres liegt auch daran, dass der Kaffee extra heller geröstet wird, was die fruchtigen Säuren besser zur Geltung kommen lässt. Aber weshalb soll das nun so wichtig sein für die Kaffeekultur? Ganz einfach: Abgesehen davon, dass dies meines Wissens in Zürich einmalig ist, regt es enorm dazu an sich mit Kaffee auseinanderzusetzen! Einerseits ist man im Brühvorgang involviert, kann den Kaffee mit allen Geschmackssinnen wahrnehmen und lernt zugleich die wichtige Lektion, dass Filterkaffee entgegen hartnäckigen Vorurteilen weder bitter noch sonst irgendwie etwas Angestaubtes sein muss. Andererseits – und das scheint mir ebenso wichtig – zieht man soviel Aufmerksamkeit auf sich, dass eine Diskussion über Kaffee mit dem Nachbartisch fast garantiert ist. Selbst erlebt und somit wertvolles Wissen weitergegeben. Dies bringt also hoffentlich den einen oder anderen Stein ins Rollen und es bleibt zu hoffen, dass diese Erneuerung ein voller Erfolg wird, wozu Sie natürlich selber beitragen können. Also nichts wie los und erleben Sie Kaffee von einer völlig neuen Seite. Da opfere ich sogar gerne die Single-Origin Espressi, wenn auch mit einem weinenden Auge. Weiterhin gibt es im Henrici natürlich trotzdem die gewohnte „normale“ Kaffeepalette und auch bei der Bewertung gibt es keinen Grund zur Änderung: 5 Zürich-Bohnen für das vielleicht fortschrittlichste Kaffeelokal in Zürich.

—Originalbericht vom 17.7.2010—

Seit gut einem Jahr gehört das Henrici bei Kaffeeliebhabern zu den Top-Adressen in Zürich. Raucher wurden von Anfang an nach draussen gebeten, denn die feinen Kaffee Aromen sollten definitiv nicht durch aggressive Düfte übertönt werden. Eine Pionierrolle nimmt das Henrici auch in Sachen Transparenz ein, denn nur in wenigen Lokalen wird so offen über die Zusammensetzung der verwendeten Kaffeemischungen informiert. Würden mehr Gastronomen so vorgehen, stünde es um den Kaffee in unserer Gesellschaft bestimmt etwas besser, denn nach wie vor ist Kaffee für viele ein anonymes, bräunliches Getränk mit nur einem Namen: „Kaffee“. Etwas schade ist einzig, dass die Zusammensetzung der Espressomischung nicht auch auf der Karte zu finden ist, sondern nur beim Regal wo die Bohnen zum Verkauf ausgestellt sind. Zudem sind einige Angaben wie „Zentral- und Südamerika“ doch etwas gar grosszügig. Die ebenfalls angebotenen Single-Origins sind hingegen auch bequem auf der Karte beschrieben (UPDATE: Siehe „Kommentare„). Natürlich ist die Tatsache, dass überhaupt Single-Origins angeboten werden, nach wie vor alles andere als normal und deshalb besonders zu betonen. Bestellt wurde also je ein Espresso der Hausmischung und ein La Cascada Estate aus Guatemala. Weil an einem Freitagabend so einiges los ist im Henrici, erhalte ich meinen ersten Espresso leicht unter der gewünschten Temperatur, aber dies ist normalerweise nicht der Fall. Das obligate Glas Wasser gibt es auch dazu, so weit so gut. Beide Espressi haben eine sehr helle, eher dünne Crema, für meinen Geschmack vielleicht ganz wenig unterextrahiert. Aber dass man bei Henrici einen guten Kaffee bekommt, ist unbestritten. Auch wer seinen Kaffee lieber mit Milch oder sonstigen Zusätzen geniesst, wird im Henrici bestens fündig: Neben den gewohnten Milchkreationen, die auch mit Sojamilch und anderen Alternativen zu haben sind, gibt es eine ganze Kartenseite mit speziellen Kaffee-Mischgetränken die definitiv einen Versuch wert sind. 5 Zürich-Bohnen von mir.



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