Helsingborg!

Von Tessitravels

Ein halbes Jahr nach meinem letzten Besuch war es wieder an der Zeit meiner Au-pair-Familie einen Besuch abzustatten. Einerseits war ich gespannt auf das neue Haus in der neuen Stadt und auch ein wenig froh, dass ich dort nicht so sentimental werden würde wie im alten Haus, andererseits hätte ich gern wieder ein paar Tage im vertrauten Eskilstuna verbracht. Anstatt wie vorher mit Ryanair nach Skavsta zu fliegen, erwies sich diesmal die Bahn als das günstigere Transportmittel.

Münster – HamburgKopenhagen – Helsingborg. Eine lange Anreise – aber garnicht mal so langweilig durch das viele Umsteigen, die Fahrt mit der Fähre (wie früher im Schwedenurlaub) und einen netten Sitznachbarn mit zwei kalten Dosen Bier!

Um 22 Uhr holte Anders mich ab und fuhr mit mir über unbekannte Straßen zum neuen Haus. Isabelle – mittlerweile das dritte Au-pair – war noch wach und nahm mich in ihrem Zimmer auf, alle anderen waren schon im Bett.

Donnerstag

Als ich morgens die Kinderstimmen aus der Küche hörte konnte ich garnicht liegenbleiben :) Nilla und Tova waren richtig richtig herzlich und Stella wusste, dass ich Tessi bin. Wie schon letztes Mal war es wieder seltsam, morgens keine Stella im Haus zu haben, aber eine gute Gelegenheit um die Innenstadt zu erkunden.

  

Geschäfte, die ich vermisse, aber auch neue durch die Nähe zu Dänemark – die kleine Shoppingtour war erfolgreich! Ein Islatte im Espresso House, der immernoch nach InterRail-Zeiten schmeckt. Süß war auch dieses Café – einer dieser Läden, die man selbst später mal gern besitzen würde. Dort fühlten wir uns wie in einer Filmkulisse zwischen all den alten Werbeplakaten und der Jukebox. Und zum Schluss ein Rieseneinkauf beim ICA und Systembolaget – Süßigkeiten, die man nicht bei Ikea bekommt, Päroncider und Snus! Isabelle und ich machten uns auf den Weg nach Hause um die Sofa-Lieferung entgegenzunehmen.

Die Menschen, die in der südlichsten Provinz Schwedens, in Skåne, wohnen, sprechen für viele – und auch meine (Stockholmschwedisch-geprägten) – Ohren einen ziemlich häßlichen Dialekt: Skånska. Manche mehr, mache weniger. Christina reißt sich beispielsweise ziemlich zusammen, der Sofalieferant hingegen nicht. Die Kombination aus einem Au-pair, das erst seit ein paar Wochen in Schweden lebt, und einem, das den Akzent kaum versteht, und die beide nicht den auf der Rechnung genannten Nachnamen hatten, war auf jeden Fall ein Abenteuer. Dass es ein Scherz sein sollte, als der Lieferant auf die 5000 Kronen-Rechnung hinwies, die wir noch zu begleichen hätten, verstanden wir natürlich nicht.

Das neue Riesensofa, auf dem man aussieht wie Nils Karlsson Däumling

Stella war die neue Couch noch nicht so geheuer, Bücherlesen hatte immernoch auf der alten stattzufinden.

Alla mina tjejer: Nilla, Stella, Tova!

Spielplatz mit Stella (im Truckerlook). Sie ist nun unterbrochen am Reden und meiner Meinung nach viel zu schlau für ihre 2 1/2 Jahre: zählt bis 20, kann ein Telefonat mit ihrer Oma führen und dabei konzentriert antworten; zudem weiß sie wie sie ihren Willen bekommt: “Wenn ihr DEN Film guckt, Tova, geh ich nach oben schlafen!” – “Jaa ok, dann schauen wir Camp Rock!” (Einer ihrer Favoriten).

Es ist schön, Stellas Entwicklung zu sehen, aber ich werde auch mit jedem Mal mehr meine Baby-Stella vermissen, der man noch alles beibringen musste und die nur im gewissen Maße ihren Willen durchsetzen wollte. Für Baby-Stella war das Au-pair eher ein zusätzlicher Elternteil, nun gehen Mama und Papa dann doch über alle anderen – aber kein Wunder: ich habe schließlich damals 10 Stunden am Tag mit ihr verbracht. Zwischendurch gab es mit ihr immer wieder Momente, in denen sie vertrauter wirkte, sich ankuschelte, sich vielleicht unterbewusst erinnerte. Lustige Sachen kann man ihr auch heute noch beibringen ;D

Lieblingsspiel: “Glassbil” – Eiswagen

Erschöpfung. So einen Tag bin ich nicht mehr gewöhnt.

Freitag

Kinder- und Isabellefreier morgen wegen Schule, Dagis & Sprachkurs. Zeit zum Lesen: “Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand”, ein Bestseller aus Schweden, der viel in der Gegend um Eskilstuna spielt, da kenn ich sogar die Buslinie von der die Rede ist!

Meine Gastfamilie hat endlich einen Garten! Yay!

Nachmittags: Spielen mit den Kindern (Stella muss nun richtig beschäftigt werden) und ein kleiner Ausflug zum “Bokbussen” (Bücherbus) – ein Bus von der Bücherei, der in die Wohngebiete fährt, die gelesenen Bücher wieder mitnimmt und ein paar Regale im hinteren Bereich des Wagens anbietet aus denen man sich neue Bücher aussuchen kann. Schöne Idee, leider kein Foto!

Stella tut so als wenn sie schläft

Nail-Art mit Tova

Ultimatives Glück beim Trampolinspringen mit den Kindern bei Sonnenuntergang. Wie glücklich macht Kinderlachen?

Danach war Badezeit. Die Badefarbe fand Stella interessant, als Nilla den Knopf für die “Bubbles” drückte, fing sie an zu weinen.

Nilla ist seit meinem Jahr um einiges erwachsener geworden, vielleicht auch durch ihre Aufgabe als große Schwester – ruhiger, verantwortungsbewusster und durch die Internationale Schule traut sie sich endlich auf Englisch zu reden, denn dass sie uns versteht wissen wir schon lange!

Eins der vielen leckeren Abendessen von Anders & Gespräche mit meinen Gasteltern bei Bier und Wein. Wie ich die Freitagabende geliebt habe!

Samstag

Anders, Christina & Tova waren aus dem Haus, Nilla wollte backen, Stella half mit um den ganzen Tag stolz zu erzählen “Jag har baaaakar, jag har baaakat!”

Anschliessend zeigte mir meine Schwedenfamilie die neue Umgebung: den Strand, das Meer! Ein anderes Schweden als Eskilstuna, das immer ein bisschen nach Nadelwald riecht, aber auch schön!

Outdoor-Gym am Meer – schöne Idee!

Mys mit den Kindern, anschließend Rubbeldiekatz mit Isabelle. So schön, wenn man sich mit dem Nachfolgeraupair versteht und merkt, dass die Kinder dort in guten Händen sind :)

Sonntag

Christina, die Sonntag im Krankenhaus beschäftigt war, hatte Anders vorgeschlagen mit Stella, Nilla und mir zu einem Markt im Fredriksdal zu gehen. Schweden kann so herrlich altmodisch sein! Rote Holzhäuser, Handgemachtes, da kommt doch noch manchmal das Astrid-Lindgren-Leben durch, mitten in der Stadt!

Letzter Abend!

Vier wunderbare Tage, in denen mir Eskilstuna (und Oma Gambia) sicherlich gefehlt hat und ich wieder einmal festgestellt habe, dass ich mein Jahr leider nie wiederbekomme, aber auch erkannt habe: “A house doesn’t make a home” (wie Anders sagte) – irgendwie fühlt sich auch das neue Haus noch nach Zuhause an. Außerdem fragte mich Christina bereits ob ich mir mich nächsten Sommer am Strand von Helsingborg mit einem Glas Wein in der Abendsonne vorstellen könnte – was wohl bedeutet, dass ich auch nächstes Jahr willkommen bin.

Ich liebe diese Familie!

Und diese Zweisprachigkeit. Und Schweden. Und Reisen. Hach.

Hejdå, Helsingborg!

Tessi

P.S. Dieses Wochenende ist das erste Au-pair-Treffen mit allen Etuna-Mädels seit unserem Jahr. Aufregend! :)