Helmut Kohl: Memoiren

Spiegel – Veröffentlichung von geheimen Zitaten sorgt für Wirbel
Altbundeskanzler Helmut Kohl im Jahr 2004 bei einer Veranstaltung zum 15. Jahrestag des Falls der Mauer.Hamburg (cat). Das hätte niemand gedacht: 16 Jahre lang regierte er Deutschland, machte sich einen Namen als „Kanzler der Einheit“. Doch nun veröffentlichte der „Spiegel“ Auszüge aus Helmut Kohls Memoiren, die dieser wohl bitter bereuen dürfte. Über 600 Stunden lang sprach der Journalist Heribert Schwan vertraulich mit dem Altkanzler, der damals kein Blatt vor den Mund nahm.

So lästert Kohl über Kanzlerin Angela Merkel, dass diese ihn in der Spendenaffäre knallhart fallen ließ, obwohl er die Nachwuchspolitikerin aus dem Osten selbst ins Machtzentrum geholt hatte. Von Merkels Europapolitik und vom damaligen Fraktionschef Friedrich Merz hielt Kohl gar nichts. „Die Merkel hat keine Ahnung, und der Fraktionsvorsitzende ist ein politisches Kleinkind.“ Zudem könne die Kanzlerin nicht mal richtig mit Messer und Gabel essen. Gnadenlos zieht Kohl in den Memoiren auch über die Politiker Gerhard Stoltenberg und Heiner Geißler her. Ex-Familienministerin Rita Süssmuth stufte er als „ ganz klar hinterfotzig“ ein. Sowohl Norbert Blüm als auch Christian Wulff drückte Helmut Kohl den Stempel „Verräter“ auf. Zwar verklagte Kohl seinen Ghostwriter Heribert Schwan im Jahr 2009 auf Herausgabe der Bänder, doch ließ dieser Abschriften anfertigen – und gibt diese jetzt in einem Buch wieder („Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle“, Heyne, 19,90 Euro). Laut „Focus“ soll Kohl derzeit versuchen, das Buch über Anwälte zu stoppen.
Foto: highgloss.de


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