Helene Lange • Frauenrechtlerin der leiseren, effektiven Töne

In das revolutionäre Deutschland von 1948 wurde Helene Lange am 9. April, in Oldenburg, hineingeboren, vielleicht sprang auch ein Funken dahingehend auf sie nieder, denn die Voraussetzungen für ein Leben auf den ‚Barrikaden’ hatte sie so gar nicht. Sie Die Pädagogin und Frauenrechtlerin Helene Langekam aus einem gänzlich solidem Elternhaus, einer Kaufmannsfamilie des Mittelstands, dass äußerst protestantisch geprägt war. Der Weg eines Lebens einer jungen Dame war durchaus vorgezeichnet, doch die Lebensumstände von Helene Lange änderten sich und prägten sie ihr Leben lang. Bereits als 6jährige verlor sie ihre Mutter, die nach langer Krankheit verstarb; ein so großer Verlust muss das für das kleine Mädchen gewesen sein, denn wenn sie auch über ihre Gefühlslagen nie Äußerungen vornahm, so ist in ihrem späteren Leben durchaus erkennbar, wie stark sie dieser Einschnitt prägte und wie sehr sie versuchte diesen später zu kompensieren. Zwar versuchte ihr Vater bestimmt sein Bestes, doch die Vaterrolle der damaligen Zeit war keine, die durch Nähe und Wärme geprägt war. Das lag durchaus nicht am Vater von Helene Lange, sondern am Zeitgeist des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Doch ein weiterer Schicksalsschlag erwartete die junge Helene, als sie knapp 16 Jahre alt war, verstarb auch ihr Vater und ihr Vormund, der ihr eine Lehrerinnenausbildung verweigert, schickt die Vollwaise für ein Jahr in ein süddeutsches Pfarrhaus. Nach gut einem Jahr tritt sie dann eine Au pair-Stelle im Internat in Petit Château im Elsaß an, hier gibt sie Stunden in deutscher Literatur und Grammatik und kann dafür an allen Lehrveranstaltungen teilnehmen. Ferner beginnt sie ein intensives Selbststudium der Philosophie, Literatur- und Religionsgeschichte, Geschichtswissenschaft und der alten Sprachen. 1867 tritt Helene Lang eine Stelle als Erzieherin in einer Fabrikantenfamilie in Osnabrück an, hier verdient sie sehr gut und bleibt auch fünf Jahre in der Familie. Um sich auf das externe Lehrerinnenexamen vorzubereiten, siedelt sie nach Berlin über und legt 1872 das lang ersehnte Examen ab. Gleich nach dem bestandenen Examen tritt sie dem ‚Verein deutscher Lehrerinnen und Erzieherinnen’ bei und bemerkt, dass bestehende Gruppen und Organisationen Briefmarke Helene Langewenig hilfreich für berufstätige Frauen im damaligen Kaiserreich sind. Nach dem eigenen Emanzipationskampf will sie nun ihre Erfahrungen weitergeben und umsetzen. Auch kämpferisch, jedenfalls soweit, wie sie Helene Lange, kämpfen definiert. Doch hat sie jetzt eine Anstellung wie sie sich erträumt hat, sie unterrichtet ab 1874 an ‚Krahmerschen Höheren Mädchenschule’ in Berlin-Lichtenberg und baut an der ‚Crainschen Höheren Mädchenschule’ ein Lehrerinnenseminar auf. Doch einen großen Raum, in ihrem nun etablierten Leben, nimmt der Kampf um die Verbesserung der Mädchen- und Lehrerinnenbildung in Preußen ein. Bekannt geworden als Verfasserin der sogenannten ‚Gelben Broschüre’ von 1887, in der sie in scharfer Form die Mädchenbildung kritisiert, gründet sie 1890 den ‚Allgemeinen deutschen Lehrerinnenverein’ (ADLV). Aufgrund ihrer Initiative machen 1896 erstmals sechs Frauen die Reifeprüfung in Berlin. So hat Helene Lange entscheidend dazu beigetragen, Frauen bürgerlicher Schichten das Studium in Deutschland zu ermöglichen und ihnen Berufsmöglichkeiten zu eröffnen. Heute eine Selbstverständlichkeit, doch damals eine Sensation, gerade für die bürgerlichen Schichten. Unbestritten gilt Helene Lange als die bedeutendste Repräsentantin des gemäßigten Flügels der deutschen Frauenbewegung. Von 1894 bis 1905 war sie Vorstandsmitglied des Bundes deutscher Frauenvereine und Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Frauenvereins. Doch immer wieder wird von Frauen ihre Einstellung zur Mütterlichkeit der Frau kritisch betrachtet. Diese schiebt Helene Lange immer wieder in den Vordergrund, auch für Frauen, die selbst keine Kinder haben. Kritikerinnen sehen darin eine Manifestierung auf die Frauen- und Mütterrolle, übersehen wird dabei, dass Helene Lange eher die weibliche Form der Zuwendung zum Kind sieht, um mit dieser Forderung ihren eigenen Mangel der ‚Mutterlosigkeit’ zu kompensieren. 1893 gründet sie die Zeitschrift ‚Die Frau’, die sich zur bedeutendsten Zeitschrift der bürgerlichen deutschen Frauenbewegung entwickelt und ab 1893 ist sie im Vorstand des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF). Doch auch ihr Privatleben bekommt neuen Schwung, denn ab 1898 wohnt und arbeitet sie mit Gertrud Bäumer, einer bedeutenden Frauenrechtlerin und Politikerin, zusammen. “Privates fand sie nicht so interessant”, sagte später Gertrud Bäumer über ihre Lebens- und Weggefährtin, ja, das ging so weit, dass sie Gedenktafel Kunz-Buntschuh-Str 7 (Grunw) Helene Langepersönliche Briefe nie aufhob und auch in ihren Lebenserinnerungen schrieb Helene Lange nichts über ihre persönlichen Befindlichkeiten; diese hatte sie tief in sich selbst verschlossen. Doch blieb Helene Lange bis zu ihrem Lebensende unermüdlich und aktiv. Sie litt zwar an einer Augenkrankheit und hätte ohne die Hilfe Gertrud Bäumers nicht weiterarbeiten können, doch gaben die beiden Lebensgefährtinnen gemeinsam das fünfbändige ‚Handbuch der Frauenbewegung’, ein Standardwerk über die erste deutsche Frauenbewegung heraus. Die beiden Frauen ziehen nach Hamburg um und Helene Lange gründet dort die ‚Soziale Frauenschule’, an der sie auch unterrichtet. Nachdem die Frauen im Deutschland von 1919 das aktive und passive Wahlrecht erlangten, zieht Helene Lange für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) in die Hamburger Bürgerschaft ein und eröffnet deren konstituierende Sitzung als Alterspräsidentin. In den 20iger jahren zieht sich Helene Lange immer mehr aus der Arbeit als Lehrerin zurück, doch publiziert sie weiterhin und ist politisch aktiv. 1923 erhält sie die Ehrendoktorwürde für Staatswissenschaften der Universität Tübingen, neben vielen anderen Ehrungen. Im Alter von 82 Jahren starb sie am 13. Mai 1930. Eine Frau, die zwar konservativ eingestellt war, doch auf ihre ganz persönliche Art und Weise, entscheidende Weichen stellte für die Ausbildung von Frauen in Europa.

Weiterlesen:

➼ Auguste Sprengel • Initiatorin der Mädchen- & Frauenbildung

➼ Bertha Pappenheim • Bedeutende jüdische Frauenrechtlerin

➼ Emma Ihrer • Eine Kämpferin für die Rechte der Arbeiterinnen

Alice Salomon • Sozialpädagogin von Weltrang

➼ Hilde Lion • Ihr Ziel: Berufliche Ausbildung für Frauen

Bild 1: Helene Lange  – Quelle: google.com · Bild 2: Briefmarke Helene Lange – Quelle: Wikimedia.org · Bild 3: Gedenktafel Helene Lang – Quelle: akademic.ru 


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