Heldentat

Vielleicht sollte ich euch noch von dem Treffen zwischen “Meinem” und La Burocrazia erzählen. Selber war ich zwar nicht dabei, als mein Herr Gemahl in Begleitung von Mama, Zia, Italienischem Pass (abgelaufen), Schweizer Pass (abgelaufen), Schweizer Identitätskarte (abgelaufen) und Familienbüchlein nach Basel zur Italienischen Botschaft fuhr, um die Unterschrift zu bekommen, die das bürokratische Unheil von unserer Familie fernhalten soll. “Meiner” hat mir allerdings ziemlich ausführlich Bericht erstattet, als er Stunden später wieder nach Hause kam. 

Eigentlich hatte es ja schon ziemlich viel Mut gekostet, einfach so nach Basel zu fahren, denn La Burocrazia hatte “Meinen” tags zuvor per Mail gewarnt, vor dem 23. Juni wolle sie ihn nicht sehen und überhaupt hätte sie im Moment technische Probleme und könne sich nicht um seinen Kram kümmern. “Meiner” fuhr trotzdem, denn die Stellvertretung in der Schule war bereits organisiert. Natürlich zeigte La Burocrazia “Meinem” erst einmal die kalte Schulter, als er mit Mama und Zia im Schlepptau daherkam. Er könne hier doch nicht einfach aufkreuzen, beschied sie ihm, man habe heute keine Zeit. Ob er denn nicht wenigstens einen Termin vereinbaren könne, bettelte “Meiner”. “Vielleicht”, gab La Burocrazia zur Antwort, “aber nur, wenn mein Diener die Zeit findet, aus seinem Büro zu kommen und die Agenda aufzuschlagen.”

Betrübt zog sich “Meiner” mit seinem bereits leicht hysterischen Gefolge in den Garten der Botschaft zurück, wo er dem Diener eine Mail schrieb. Er sei jetzt im Garten der Botschaft und wünsche, einen Termin zu vereinbaren. Ob der Diener vielleicht so nett wäre, schnell aus seinem Büro zu kommen. Der Diener war so nett. Ja, er war sogar noch viel netter. Er beschloss nämlich, “Meinen” zu empfangen, ihm trotz abgelaufener Ausweise zu glauben, dass er derjenige ist, den er zu sein vorgibt, das gewünschte Formular zu vervollständigen und Punkt für Punkt mit seinen ungebetenen Gästen durchzugehen. Gut, irgendwann kam er auf die Idee, dass “Meiner” noch schnell zwei Zeugen suchen gehen müsse, denn ohne sei die Sache nicht rechtskräftig. “Meiner” überlegte sich schon, wie er zwei nichts ahnende Passanten davon überzeugen könnte, ihm in die Botschaft zu folgen, wo sie ein Dokument unterschreiben sollten, von dem sie kein einziges Wort verstehen, doch zum Glück fiel dem Diener ein, dass es in diesem besonderen Fall auch ohne Zeugen geht.

Nun wäre also der feierliche Moment da gewesen, in dem die Unterschriften unter das Dokument hätten gesetzt werden sollen, doch dummerweise konnte der Diener die Datei auf seinem Computer nicht mehr finden. Hat wohl noch nie etwas von einem Download-Ordner gehört… Dafür fand er plötzlich, dass er ein Herz hat und darum setzte er den ganzen Mist noch einmal auf, wies einen Besucher, der starrköpfig auf seinem Termin bestehen wollte, aus dem Zimmer und zog die Sache durch, bis alle Unterschriften am richtigen Ort waren. Und dafür liess er sich nicht mal ein Trinkgeld geben. So etwas tun La Burocrazias Diener aus Prinzip nicht. 

Ohne zu wissen, wie ihnen geschehen war, fanden sich “Meiner”, la Mama und la Zia wenig später mit einem unterschriebenen und mit zahlreichen Siegeln versehenen Dokument vor der Botschaft, wo sie einander erleichtert in die Arme fielen. Gut, allzu lange währte der Familienfrieden nicht, denn nun musste ausdiskutiert werden, in welchem Couvert “Meiner” das Dokument nach Italien senden muss, wo die Adresse hinkommt und ob man vor oder nach dem Mittagessen zur die Post gehen soll. Nach einigen Stunden hin und her waren aber auch diese Fragen geklärt, so dass “Meiner” als stolzer Bezwinger von La Burocrazia heimkehren konnte. 

Nachdem er seine Heldentat in allen Details geschildert hatte, beschloss Luise, in Zukunft nicht mehr auf ihre italienische Herkunft hinzuweisen, sondern sich nur noch als Schweizerin zu bezeichnen. Ich kann gar nicht recht verstehen, warum…

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