Ich kann Anonymous und Co nicht leiden. Wirklich nicht. Ihre Aktionen sind zerstörerisch, und sie nehmen sich etwas heraus, das ihnen schlicht nicht zusteht. Case in point: Die Hackergruppe TEAM M3DU5A hat den Peerblog mit Hackerangriffen lahmgelegt und den "Krieg" gegen ihn ausgerufen, weil er intransparent und von Unternehmerinteressen finanziert sei. Eine anonyme Hackergruppe legt eine Seite wegen Intransparenz lahm, allein das ist schon ein Treppenwitz. Ich bin schon deswegen sauer auf die Bande, weil sie einen dazu zwingt, das Peerblog zu verteidigen. Denn die Jungs haben absolut Recht, wenn sie twittern:
Der #PeerBlog ist in Ihrem Land leider nicht verfügbar, weil @t3amm3du5a das Recht auf Meinungsfreiheit nicht eingeräumt hat.
— PeerBlog (@PeerBlog) 7. Februar 2013
Absolut richtig. Was genau bildet sich diese Gruppe eigentlich ein gibt ihr das Recht, darüber zu entscheiden, wer in diesem Land seine Meinung verbreiten darf? Anonyme Unternehmer nicht, anonyme Hacker schon, oder wie? Wer den anderen besser hackt, darf reden? Die Reaktion der Ruhrbarone ist unter diesem Gesichtspunkt besonders beunruhigend:
@peerblog Versucht es doch mal mit Transparenz - oder ist das zu harter Kultubruch für Euch?
— ruhrbarone (@ruhrbarone) 7. Februar 2013
Man verhandelt nicht mit Terroristen. Ja, das Peer-Blog muss transparent werden. Ja, der Anspruch, "unabhängig" einen Kandidaten "unabhängig" von dessen Partei zu unterstützen ist geradezu lächerlich. Ja, das Peer-Blog selbst ist geradezu albern, irrelevant und leider Gottes bereits viel zu sehr im Fokus der Berichterstattung, ganz nach dem Motto "any PR is good PR". Aber eines geht ganz sicher nicht: Die Leute hacken und gewissermaßen durch Angriffe zu erpressen. Wir würden es (hoffentlich) auch nicht hinnehmen, einen Schläger zu bezahlen, der nachts Angela Merkel auflauert und droht sie zu verprügeln, wenn sie nicht eine andere Politik macht. Das hat mit Demokratie nicht das Geringste zu tun.
Leider scheint dieses Muster in der Hackerszene eher verbreitet zu sein. Anonymous ist auch bereits mehrfach damit aufgefallen, die eigenen Überzeugungen einfach absolut zu setzen, die als Gegner wahrgenommene Partei anzugreifen und zu schädigen, etwa mit den Versuchen, die EA-Vertriebsplattform Origin zu hacken. Es scheint eine Art archaisches Recht des Stärkeren zu sein: Wir können euch lahmlegen, also tun wir es. Diese Handlung ist nicht nur illegal (und ich gehe davon aus, dass das Peer-Blog rechtliche Schritte einleiten wird), sondern zutiefst undemokratisch. Was genau hält eigentlich ein Unternehmen davon ab, ebenfalls Hacker anzuwerben und einfach mal die Homepage, sagen wir, der LINKEn lahmzulegen? Warum hackt der Verfassungsschutz nicht einfach die NPD-Server und legt sie alle komplett lahm?
Würde das Verhalten dieser Hacker Schule machen, und würden wir es irgendwie akzeptieren - wie die Ruhrbarone es tun, indem sie dem Peer-Blog einfach raten, doch transparent zu werden -, so wären wir nicht besser als die Polizei, deren Reaktion auf Internet-Stalking der Hinweis ist, doch einfach das Blog abzuschalten, weil es ja für die Lebensführung nicht relevant sei. Oder Angela Merkel im obig skizzierten, hypothetischen Fall einfach zu raten, doch das Kanzleramt niederzulegen, um den Angriffen zu entgehen. Wir können das nicht hinnehmen, auch wenn es Leute trifft, die wir eigentlich nicht sonderlich leiden können. Regeln gelten für alle.