Eine nicht alltägliche „Liebesgeschichte“
Max und Katja sind unzertrennliche Freunde. Gerade haben sie ihr Philosophiestudium abgeschlossen und wissen viel, nur nicht, wie es jetzt weiter geht. Katja will Philosophie ins Volk tragen. Max findet für einen Mann von Geist jegliche Lohnarbeit erniedrigend. Außerdem ist er seit der Oberstufe in Katja verliebt und hofft immer noch auf den großen Durchbruch. Durch Geldnot und Katjas Ambitionen geraten die beiden in die Mittelalterband Kobold. Die sommerliche Deutschlandtour mit Loki, Dulzinea, Lukanor, Egil von Egelstein und Bärwolf von Hardtberg – genannt 50 Kupferlinge – führt sie zu hessischen Hochzeiten, Harzer Hitlerfans, lauschigen Landkommunen, bayrischen Burgfesten rheinischen Rollenspielern, dem rätselhaften Rabenvater – und gerät zunehmend zur nervlichen Zerreißprobe. (Klappentext)
Ich lese ganz selten Liebesgeschichten, sie sind mir meistens zu kitschig. Doch dem schrägen Humor von Anselm Neft konnte ich nicht widerstehen. Er lässt seinen „Helden“ Max Wesendonck in der Ich-Form erzählen und schon auf den ersten Seiten lerne ich seinen „inneren Helmut“ kennen, mit dem er durch Bonn tapert. Der Altkanzler ist sein kettenrauchender „Harvey“, der nicht nur nette Kommentare beisteuert. Allein das fand ich schon außerordentlich witzig.
Außerdem bin ich ein großer Fan von Mittelaltermärkten. In meiner Nachbarstadt findet einer jedes Jahr um die Weihnachtszeit statt und jedes Jahr lasse ich mich von dem ganz besonderen Flair und den Klängen der alten Instrumente verzaubern. Anselm Neft gewährt mir nun die ungeschönten Blicke hinter die Kulissen, lässt mich teil haben an endlosen Diskussionen, exzessiven Parties und an Katjas philosophischen Ankündigungen. Von mittelalterlicher Romantik bleibt dabei nicht viel übrig. Mit einem Augenzwinkern nimmt er die Mittelalterszene aufs Korn. Und genau so habe ich es mir eigentlich hinter den Kulissen vorgestellt. Anselm Neft weiß, worüber er schreibt, denn er zog selbst mit einer Mittelalterband einige Zeit durch Deutschland.
Der Humor ist intelligent und wahrlich sehr schräg. Er ist böse, aber nicht gemein. Und manchmal so krass, dass mir entweder das Lachen im Hals stecken blieb oder mir Lachtränen übers Gesicht kullerten.
Max ist aber auch ein extremes männliches Wesen. Er zerdenkt so viel und da er Drogen gegenüber nicht abgeneigt ist, wird es auch schon mal etwas ausschweifend. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und fabuliert, was das Zeug hält. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt. Nicht immer konnte ich ihm folgen, manches Mal war es doch recht anstrengend, seine abstrusen Gedanken zu ordnen. Und damit ist er auch ein gutes Beispiel dafür, wie man sich und seinem Glück selbst im Weg stehen kann. Ich kann nicht alle coolen Sprüche von Max zitieren, aber dieser hier ist bezeichnend für ihn: „Ich glaube, ich habe einen Zuwendungsschock“. Und genau so macht er sich das Leben nicht gerade leicht.
Mir hat es gut gefallen, eine ganz andere „Liebesgeschichte“, die man als solche erst auf den zweiten Blick erkennt!
Der Autor:
Anselm Neft, geboren 1973 in Bad Godesberg, studierte Vergleichende Religionswissenschaften, Volkskunde, Vor- und Frühgeschichte und ein paar Semester Philosophie. Anschließend zog er zwei Jahre mit der Mittelalterband “Schelmish” durch Deutschland. Danach verschliss er noch andere absurde Jobs (z.B. Unternehmensberater). Nach fünf Jahren als Autor und Tagelöhner in Berlin lebt er nun in gleicher Funktion in Bonn. Anselm Neft ist regelmäßiger Gast auf deutschsprachigen Lesebühnen und Mitherausgeber von “EXOT – Zeitschrift für komische Literatur”. 2007 war er Final-Teilnehmer des Open Mike, im Frühjahr 2011 war er Stipendiat im Künstlerdorf Schöppingen. Bisher erschienen: “Götter, Gurus und Gestörte” und “Die Lebern der Anderen”. (Quelle: Verlagsseite)
„Helden in Schnabelschuhen“ ist im Knaus Verlag erschienen.
Das Buch hat sogar eine eigene Webseite.
Webseite von Anselm Neft
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