Helden? Eher wohl Opfer…

Von Latrinum

Samurai, Kamikaze, Fukushima. Japan scheint ein Volk der Heroen. Sie werden für ihren Mut und ihre Entschlossenheit bewundert, ihnen werden Denkmäler gesetzt, man kennt ihre Namen. Vielleicht muss man asiatisches Blut in sich haben, um verstehen zu können, warum man dort Opfer zu Helden stilisiert – und was es so erstrebenswert macht, dazu zu gehören. Den Ruhm genießen kann man als Held in der Regel nicht… Nun also sind es freiwillige Arbeiter und Feuerwehrleute, die im AKW in Fukushima versuchen, Japan den Arsch zu retten und die jetzt schon Helden sind. Dass sie selbst dabei Leib und Leben riskieren ist ihnen klar. Wirklich?

Was ist es, was Menschen dazu bringt, altruistisch zu sein oder zu werden? Der Psychologe weiß es: Das Selbstwertgefühl steigt, man fühlt sich gut dabei, etwas zu tun, was andere verweigern. Auch wenn man Angst hat, auch wenn man weiß, dass man sich verletzen kann, krank werden, möglicherweise sterben wird? Ja, auch dann. Oft gerade dann. Und was, so mag man fragen, ist falsch daran, Gutes für andere und für das eigene Ego zu tun? Wir brauchen solche Menschen. Es sind die Typen, die uns im Alltag tierisch nerven mit ihrem Pflichtbewusstsein, ihren Weltenretterattitüden, ihrem „Mir nach, wo ich bin, ist vorn!“. Sie sind lästig, diese „echten Männer“, die uns andere meist verdammt schlecht da stehen lassen. Möglicherweise aber fallen diese ultimativen Helden gar nicht auf, sind schüchtern, zurückhaltend, bescheiden, unterschätzt. Und dann kommt ihre große Stunde…

Nein, Helden sind nicht zwangsläufig Japaner. Es gibt sie überall. Sie ziehen uns tagtäglich aus der Scheiße, in die wir selbst uns meist selbst geritten haben und nicht selten bezahlen sie teuer für ihren Einsatz. Verdient haben wir diese Menschen nur selten. Aber sie sind da. Sie, wie in Tschernobyl und jetzt in Fukushima, bewusst zu opfern und Ihnen dann ein Denkmal zu errichten, ist fast schon zynisch.