heiteres muezzin-schießen – die FPÖ fischt dank sarrazin am rechten rand

keine angst, kein artikel über den medial omnipräsenten thilo sarrazin. allerdings können wir den bundesbankchef aus zweierlei gründen als aufhänger für diesen kleinen eintrag zweitverwerten: erstens reimt sich sein nachname auf „muezzin“ und zweitens hat er eine debatte angeregt, die dem rechten flügel quer durch europa in die hände spielt. von sachsen bis zur steiermark jubeln die nationalisten. mitten im sommerloch zieht sarrazin ein vermeintliches nischenthema an die breite oberfläche. was als provokante vermarktungsstrategie für sein schreibwerk begann, läuft jetzt gefahr, zu einem politikum zu werden, das – zumindest kurzfristig – die politischen machtverhältnisse verschieben könnte.

jetzt schluss mit sarrazin und auf nach österreich: dort führt die FPÖ gerade wahlkampf, mehr oder minder erfolgreich. der kommt die unerwartete wahlkampfhilfe aus deutschland natürlich gelegen, brach man sich doch bisher mit stelzenden schüttelreimen den einen oder anderen ast aus der krone. beispiel gefällig? «mehr mut für unser wiener blut – zu viel fremdes tut niemandem gut». noch eins? ich denke nicht…

was in deutschland einen aufschrei über die parteigrenzen hinweg provozierte, würde in österreich wohl nur ein mildes murmeln nach sich ziehen, vermutet das „wirtschaftsblatt“, zitiert in der süddeutschen. hier fahren die parteien schwerere geschütze auf bei ihrer fischerei am rechten rand: ausgangssperre für asylanten, taschengeldkürzung für roma und islam-schelte. jetzt legt die FPÖ noch einen nach: „sarrazin statt muezzin“ lautet das motto der neuen kampagne. auf der micro-site „moschee-baba“ (zu deutsch „tschüss moschee“) wird der unentschlossene wähler aufgefordert, reihenweise die muezzin von den moscheen zu ballern, die überall in der steiermark aus dem boden schießen.

heiteres muezzin-schießen – die FPÖ fischt dank sarrazin am rechten rand

klickstu

für jeden abgeschossenen muezzin gibt’s ein paar tausend punkte. so heiter kann politik sein. am ende des spiels folgt dann die zweifelhafte politische nachricht: „game over – die steiermark ist voller minarette und moscheen. damit das nicht passiert FPÖ wählen.“ so einfach kann politik sein. aktion-reaktion, für jede glatze verständlich. obendrauf spendiert die FPÖ noch eine anbindung an die einschlägigen social networks.

aber wer denkt, das war’s schon, der täuscht sich. für die FPÖ deuten sich nämlich schon juristische konsequenzen an. einer der verbliebenen klardenkenden menschen in österreich werner kogler (grüne) hat bereits anzeige wegen volksverhetzung gestellt. und noch etwas: über die kreativität nationalistischer gruppen wird ja allgemein viel gelästert. erwartungsgemäß gibt’s auch in diesem punkt etwas zu vermelden: das spielchen ist nämlich recycling-ware und vor rund einem jahr schon einmal über österreichische bildschirme gestottert.

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