Heisskalt – Idylle
6Punk RockDas Deutsche Punk-Rock-Phänomen Heisskalt präsentiert brav wie immer – im Zwei-Jahres-Takt – ihre neue Platte. Die labellose Band, gegründet 2010 in Stuttgart ist seit jeher für politische Texte, beeindruckende Live-Performances und hohen Wiedererkennungswert durch Sänger Mathias’ einzigartige Stimme bekannt.
Das neue Album klingt von der ersten Sekunde an nach der typischen Heisskalt Melodik, jedoch muss gleichzeitig angemerkt werden, dass die Jungs über die Jahre hin definitiv einiges an ihrer Aufgewecktheit und Dynamik eingebüßt haben. Der erste Track ist die zuvor erschienene Single Bürgerliche Herkunft, gewohnt politisch-kritisch und höchst gehaltvoll, in gewohnter Heisskalt-Manier gibt es ein erstes Zuckerl für die Fans.
Gefolgt wird der Song von einem Haufen Herzschmerz-Frühlingsgefühle-Liebeskummer Nummern, die zwar noch nach Heisskalt klingen, jedoch um einiges ruhiger und irgendwie rührseliger sind, als das, was wir von Früher kennen. Dreht sich das Album vielleicht um die Trennung von Bassist Lucas Mayer, der 2016 nach Veröffentlichung des zweiten Albums Vom Wissen und Wollen die Band verließ? Oder sind in den Songs vielleicht doch Botschaften versteckt, die sich beim ersten Hören noch nicht ganz erschließen?
Besonders der Titelsong des Albums Idylle zieht ganz schön runter. Anschließend kommen jedoch mit Fest und Du denkst ich lächle dich doch mich blendet die Sonne zwei Tracks, die ganz und gar nach der Band klingen, die wir kennen und lieben. Hier kommt die gewohnte Mischung aus verheißungsvollen, build-up-Klängen, mystisch-wirkungsvollen Texten und mächtigem Breakdown voll zum Tragen. Tassenrand ist neben Herbstlied, dem ungewohnt langsamen, fast schon ein wenig langweiligen Abschlusstrack, wohl die größte Überraschung des Albums. Ohne zu wissen von welcher Band der Song stammt, hätte er aufgrund der Instrumentierung auch gut von den Münchner Kollegen Kytes kommen können. Dafür schaffen es Heisskalt immerhin mit dem vorletzten Track des Albums Wie Sterne noch einmal voll zu überzeugen.
Wehmütige Liebeslieder, selten auf Angriff und um einiges sanfter und weniger dynamisch als früher schaffen es Heisskalt nicht ganz, den hohen Erwartungen der alteingesessenen Fans standzuhalten. Auch wenn die Meinungen höchstwahrscheinlich gespalten sind, ist die Platte ein solides Gesamtkunstwerk, das vor allem durch die unvergleichlich kreativen Texte glänzt. Bock auf die kommenden Live-Shows macht das Album auf jeden Fall: In Österreich wurden bis jetzt noch keine angekündigt – wir hoffen schwer, dass da noch was kommt!
Heisskalt – Idylle, Heisskalt, www.heisskaltmusik.de
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Autor
Alica OuschanAufgabenbereich selbst definiert als: Abenteuerlustige Festival-Nomadin. Findet „It ain’t the speakers that bump hearts, it’s our hearts that make the beat“ (Twenty One Pilots) die einzig wahre Herangehensweise, um Musik zu verstehen.