Heiraten nur noch für zwei Jahre

Heiraten nur noch für zwei Jahre

Die Fernsehmoderatoren von CNN Mexiko können es selbst nicht ganz glauben. «Sind Sie denn verheiratet?» «Selbstverständlich», antwortet Leonel Luna. «Länger als zwei Jahre?» «Selbstverständlich.» Doch was für den linken mexikanischen Politiker Leonel Luna persönlich selbstverständlich ist, sieht er für andere offenbar ganz anders. Denn mit seiner «Partei der demokratischen Revolution» hat Luna jetzt einen Gesetzesentwurf für die Hauptstadt Mexiko City vorgelegt, der Ehen auf zwei Jahre begrenzen will.

Die Hälfte der Ehen in dem Neun-Millionen-Einwohner-Moloch wird laut Statistik geschieden. Das kostet nicht nur die Eheleute, sondern auch die Stadtverwaltung viel Geld. Anschließend wird gestritten, prozessiert, an Kindern und Möbeln gezerrt – das alles könne man den Menschen doch ersparen, finden die revolutionären Demokraten. Und haben damit eine mexikoweite Diskussion ausgelöst.

Zu ihrem Konzept gehöre ja nicht nur die zeitlich begrenzte Ehe, verteidigt Leonel Luna seinen Vorschlag vor den skeptischen Moderatoren, sondern auch ein Vertrag, der schon bei der Heirat festlegt, wie die Verliebten im Falle einer Trennung das Vermögen verteilen und das Sorgerecht geregelt wird. Und nach zwei Jahren muss es ja auch nicht vorbei sein. Das Versprechen dürfte erneuert werden – selbstverständlich. Für ihn sei das eine Abwertung der Ehe, wirft der Moderator ein. «Nicht wertloser, sondern verantwortungsvoller», findet Luna sein Konzept.

In Deutschland gab es schon einen ähnlichen Vorschlag

Was auf den ersten Blick absurd scheint, ist ja vielleicht auch gar nicht so dumm. Das Gesetz soll ja nicht verbieten, die Ehe unbegrenzt weiterzuführen. Es fordert nur regelmäßig dazu auf, sich wieder füreinander zu entscheiden, und es schützt die Kinder vor langwierigem Gezetere vor dem Familiengericht.

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass es in Deutschland nicht so viel besser aussieht als in Mexiko City. 2010 wurden 382.047 Ehen geschlossen und 187.027 Ehen geschieden. Das ist fast die Hälfte. Das weiß auch die Leiterin des Berliner Standesamtes Pankow-Prenzlauer Berg, Jutta Sauerborn. Aber ihr Statement ist klar. «Die Ehe wird auf Lebenszeit geschlossen, so steht es im BGB. Daran ist auch nicht zu rütteln» Bis der Tod euch scheidet. Und weil Trennung nicht vorgesehen ist, sei auch ein vorbeugender Vertrag nicht möglich. «Dann bräuchte man ja gar nicht zu heiraten», meint sie.

Leonel Lunas Idee ist allerdings in Deutschland gar nicht neu. Die streitbare bayerische Politikerin Gabriele Pauli machte vor vier Jahren den Vorschlag, die Ehe auf sieben Jahre zu begrenzen – und dann gegebenenfalls aktiv noch einmal «Ja» zu sagen. Damals gehörte Pauli wohlgemerkt noch der CSU an, war allerdings schon zweimal geschieden – anders als Leonel Luna. Natürlich kam sie nicht weit, nicht einmal die taz nahm die Idee ernst. Und zwei Monate später trat sie auch aus der CSU aus.

Ob im erzkatholischen Mexiko funktionieren kann, was in Bayern kläglich gescheitert ist? Jutta Sauerborn ist überzeugt, dass Lunas Entwurf keine Chance hat. Zugegeben, seit die Homo-Ehe es in Mexiko-City vor zwei Jahren geschafft hat, scheint dort einiges möglich. Doch die basiert ja auch auf einer romantischen Idee – während man sich eine Ehe auf Zeit auch gleich sparen kann.

Quelle:
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Gesellschaft News -
Automatische Scheidung – Heiraten nur noch für zwei Jahre

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Tags: Gabriele Pauli, Jutta Sauerborn, Leonel Luna, Mexiko City, Partei der demokratischen Revolution

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