Heinz-Werner Kubitza – Der Jesuswahn

Von Nicsbloghaus @_nbh

Cover

In der säku­la­ren Szene dürfte die­ses Buch einen ähnli­chen Bekanntheitsgrad auf­wei­sen wie Dawkins “Gotteswahn” oder Schriften von Michael Schmidt-Salomon. Es wird mei­nen Hauptkommentatoren hier im Blog sicher­lich freuen, dass ich das Buch nun end­lich auch gele­sen habe…

Der Jesuswahn ist kein leicht les­ba­res Buch. Das sollte man wis­sen ehe man sich dar­an­macht, zu ver­ste­hen, wie sich das Christentum sei­nen eige­nen Gott erschuf. Kubitza ist Wissenschaftler und genau so liest sich sein Buch an eini­gen Stellen. Aber er ist einer von denen, die auch Humor besit­zen. Und das lockert das Buch dann doch erfreu­lich auf.

Das Buch unter­nimmt den – mei­ner Meinung nach gut gelun­ge­nen – Versuch, anhand der his­to­ri­schen Gestalt des Jesus von Nazaret (soweit das über­haupt mög­lich ist) zu ergrün­den, wer der Mann war und was die christliche(n) Kirche(n) aus ihm mach­ten. Das mün­det – wen wundert’s? – in einer Fundamentalkritik an der christ­li­chen Religion.

Wenn uns Uwe Lehnert erklärte, warum er kein Christ sein will; Kubitza erklärt, wes­halb nie­mand guten Gewissens ein Christ sein kann. Denn das, was die Kirchen von den Kanzeln pre­di­gen, hat wenig bis nichts mit dem gemein, was der jüdi­sche Wanderprediger Jesus meinte. Das dies keine reine Behauptung ist, beweist Kubitza. Und das mit Wissen und teil­wei­ser Brillanz der Gedanken, dass es kaum nötig scheint, erklä­rende Einschübe ins Buch ein­zu­bauen.

Das Buch ist auch eine Anklage(?) gegen die uns Regierenden, die noch immer mei­nen, dass zum Beispiel die zehn Gebote irgend­et­was mit der gesell­schaft­lich geleb­ten Ethik zu tun hät­ten, die in unse­rer Zeit ange­mes­sen ist. Im Gegenteil ver­dan­ken wird der Aufklärung gegen die Bibel all die Humanität, die die Menschenrechtscharta der UN und das Grundgesetz bil­den.

…man darf gera­dezu froh sein, dass unsere Gesellschaft nicht auf den so oft beschwo­re­nen bib­li­schen und christ­li­chen Grundlagen beruht.

so Kubitza schon am Beginn sei­nes Buches. Um anschlie­ßend die ganze Verlogenheit des sog. “hei­li­gen Buches” Stück um Stück zu zer­pflü­cken.

Viel Raum im Buch nimmt die Diskussion um die In-Group/Out-Group-Relevanz der Bibel ein. Wo von Nächstenliebe die Rede ist, wird diese immer und vor­ran­gig nur denen, die in der glei­chen Sekte sind, gege­ben. Anderen, Ungläubigen gar, wird diese nicht zuteil. Denn diese müs­sen mit Feuer und Schwert bekämpft wer­den. Darin unter­schei­den sich das Neue und das Alte Testament nur in Ansätzen. Und selbst inner­halb der eige­nen Sekte gilt die Nächstenliebe nicht unein­ge­schränkt:

Die pro­pa­gierte Liebe gilt nicht unge­teilt dem Nächsten. Immer ist sie mit dem Gebot der Gottesliebe ver­bun­den. Man soll Gott lie­ben und den Nächsten lie­ben. Und oft wird die Menschenliebe aus dem Gottesglauben her­ge­lei­tete und sug­ge­riert, dass nur der die Menschen lie­ben kann, der auch Gott liebt. Vertreter der Kirchen [und viele Politiker (Anm. Nic)] beto­nen dies heute immer noch süf­fi­sant in Talkshows und von Kanzeln. Wer ohne Gottesbezug lebt, lebt nur ein defi­zi­tä­res Menschsein… Als ob es ande­rer­seits nicht viele Menschen gäbe, die ethisch ver­ant­wort­lich leben auch ohne reli­giöse Bindung. In Deutschland z.B. habe die Religionslosen doch fast schon eine Mehrheit in der Bevölkerung, in Ostdeutschland schon längst. Herrscht des­halb das Chaos und ethi­sche Anarchie?

An ande­rer Stelle sagt er:

…die letz­ten Kapitel die­ses Buches haben gezeigt, dass auch der ethi­sche Ertrag des Christentums heute eher mar­gi­nal ist und von Christen wie Nichtchristen über­schätzt wird. Man braucht das Christentum nicht, um ver­ant­wort­lich zu leben

Alles in Allem ist das Buch eine sachlich-kritische, ja wis­sen­schaft­li­che Auseinandersetzung mit dem, was Christen und die Kirche(n) als ihre Glaubensinhalte bezeich­nen. Allerdings bliebt davon nicht viel übri­gen, wenn Kubitza damit durch ist:

Es sind Luftgespinste, es passt alles nicht. Zu offen­sicht­lich sind die his­to­ri­schen Unzulänglichkeiten, zu wunsch­ge­steu­ert der dog­ma­ti­sche Bau der Kirchen, zu hilf­los die moder­nen Versuche, zu ret­ten, was zu ret­ten ist. Ein sol­ches Gebäude muss ein­stür­zen wie alle welt­an­schau­li­chen und reli­giö­sen Gesamtkonzeptionen bis­her.

Nic

Heinz-Werner Kubitza, Der Jesuswahn (Kindle Edition), Tectum Wissenschaftsverlag; Auflage: 1 (19. Juli 2012), ASIN: B008UPCE3S, 14,99 Euro

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