Seit er sich nach seinem 75. Geburtstag auf die Insel Usedom zurückgezogen hat, ist es still um ihn geworden. Kahlau war ja, wenn man es so sagen darf, als Dichter ein Kind der DDR. 1956 begegnete ich ihm, als er mit Manfred Streubel auf dem Fest junger Künstler im damaligen Karl-Marx-Stadt von den Funktionären heftig kritisiert wurde. Er zitierte dort zum Entsetzen der Nomenklatura den Polen Jan Kott, der von der „Mythologisierung des Sozialismus“ als Voraussetzung für eine neue Inquisition gesprochen hatte. Kahlau, befragt, ob er denn wisse, wovon und vor wem er rede, nahm die Schelte mit Brecht’scher Gelassenheit hin. / Klaus Walther, Freie Presse