*Den Begriff fand ich schon immer irgendwie hübsch. Als hätte ich eine Ahnung von Chemie. Lackmus zeigt an, ob ein pH-Wert sauer oder alkalisch ist, per Farbe. Also ob etwas, übertragen gedacht, so oder anders ist.
Und schon sind zwei Wochen vorbei, die Familie befindet sich wieder mit Ohrstöpseln und rosa, penetrant riechendem Kinderkaugummi ausgestattet, auf dem Heimflug. Kurzes Ciao von oben ans Meer, an Dörfchen, Olivenhaine. Rausch über die Alpen. Dann langes Kauen auf einem kühlen, zähen Laugendings,ääh, -"snack" der Fluglinie. Kurz runter und rüber gespäht strahlt er uns an: der Fernseherturm (sic! Rübchen.).
Schön wars, da in der Campagna Romana im Garten zu trödeln. Unserer gemeinsamen Affinität für ausländische Supermärkte zu frönen. Mozzarella zum Niederknien, tausend Sorten knatschiger Industriehörnchen, dann in einem Bergdorf dieser wunderbare Schinken-/Salamiladen, der aussah wie aus dem Bilderbuch, klein, dunkel, rauchig. Sand überall nach den Strandtagen und der kleine Streuner, der morgens und abends für eine Schale Milch auf unsre Terrasse kam. Mein erstes Mal Rom: absolut überwältigend. Das war ganz klar Liebe auf den ersten Blick. Wohin man schaut, ist alles voll Patina, alles schön auf eine alte, würdige, aber nicht distanzierte Weise. Ich muss schon wieder den Goethe schreiben lassen: "Anderer Orten muß man das Bedeutende aufsuchen, hier werden wir davon überdrängt und überfüllt." (Italienische Reise). Fürs Abendbrot sind wir einfach im Garten Gemüse pflücken gegangen, und seit das Rübchen sich selber die Tomaten vom Busche schneiden konnte, isst sie auch welche. Tomatenbekehrt, sozusagen. Schön die Bergseen, wie hingespuckt. Wollt ihr noch ein paar mehr Bilder kucken*? (Hier gabs ja schon welche..) Ich gieß mir derweil noch einen Averna ein.
Jetzt fühl ich mich randvoll mit Sonne, ja , auch anstrengender, öliger Hitze, mit Barock, mit Risotto und Gorgonzola und Frascati. Ich merke: ich bin fertig mit Woanderssein. Ich hab jetzt wieder Lust auf zuhause.
Deswegen Lackmustest. Wenn man in den letzten Urlaubstagen neben der normalen Wehmut sich nicht auch auf zuhause freuen kann, dann stimmt was nicht. Dann ist es genau in diesem Moment unter der Pinie oder am Nordseestrand oder woandersauchimmer Zeit, sich Gedanken zu machen, was einem das Leben so vermiest. Als ich mal beruflich nicht glücklich war, habe ich den ganzen Urlaub mit Weh und Grauen an das Ende der Reise gedacht, daran, dahin wieder zurückzumüssen. Das war nicht gesund. Diesmal habe ich am letzten Tag an mein Heim gedacht, an unsre Freunde, an meinen Kiez und gemerkt, dass ich angekommen bin in dem Leben, das ich mir immer vorgestellt habe. Ich möchte mit niemand anderem mein Leben teilen als diesen beiden Personen und auch nirgendwo anders sein als in dieser Stadt. Möchte nicht tauschen und nichts ändern. Ich habe tausend neue Ideen und Lust auf meinen Alltag. Mache ab September einen Italienischkurs, denke darüber nach, ein Auto zu kaufen, habe neue Ziele in Brandenburg für die Wochenenden gesucht, die drei obligatorischen Wohlfühltage nur mit Mann nach Weihnachten im obligatorischen Hotel gebucht. Habe mich für diese Woche verabredet, kaufe SOFORT ein deutsches Brot, hab schon Knödel und Haxe gegessen und freu mich wie Bolle auf den Blog, der nun schon bald ein Jahr alt ist. Prost und Salute!
*Liebe Leser, lieber Bernd :-),
ich weiß, der Duden sagt, man soll g-ucken schreiben. Mit G. Ich mag dieses Gucken-G nicht, weil ich finde, dass man eher K-ucken sagt. Deshalb nehme ich mir meine, ääh, Autorenfreiheit und schreibe Kucken. K. K. K.