Heilpflanzen können bei Erkrankungen gute Unterstützung leisten. Sie können Beschwerden lindern, die Abwehrkräfte stärken und den Organismus unterstützen. Natürlich gehören ernsthafte Erkrankungen immer in die Hände von Tierarzt oder Tierheilpraktiker. Aber auch als Begleitmaßnahme können Heilpflanzen in die Therapie integriert werden.
Im Sinne einer ganzheitlichen Behandlung sollten Heilkräuter nicht genutzt werden, um Symptome zu behandeln, sondern die Ursachen der Erkrankung sollten gefunden und therapiert werden. Leidet ein Hund zum Beispiel an Juckreiz, ist nicht das Ziel, den Juckreiz zu beseitigen, sondern die Grunderkrankung zu finden und zu therapieren.
Im folgenden werden verschiedenen Erkrankungen / Beschwerden einige Heilkräuter zugeordnet, die angewendet werden können. Dies ist jedoch nur ein Auszug aus einer Vielzahl an Möglichkeiten, Heilkräuter anzuwenden.
Appetit und Verdauung anregen
Viele Hunde werden von ihren Haltern regelrecht zu schlechten Fressern erzogen. Das kann z.B. passieren, wenn man das Futter immer stehen lässt (gerne bei der Fütterung mit Trockenfutter praktiziert).
Vor allem wenn ein Hund älter wird und sein Geruchs- und Geschmackssinn nachlassen, kann das zu ernsthaften Problemen führen. Der schlechte Fresser wird ein noch schlechterer Fresser und die Nährstoffversorgung kann nicht mehr gewährleistet werden.
Dem sollte auf jeden Fall schon in jungen Jahren vorgebeugt werden, indem man feste Fütterungsrituale etabliert. Natürlich sollte das Futter schmackhaft sein und es sollten keine Reste stehen bleiben.
- Knoblauch ist in der Hundeernährung umstritten. Grundlage dafür sind Untersuchungen, bei denen festgestellt wurde, dass Knoblauch in großen Mengen toxisch wirkt. Das ändert aber nichts daran, dass ebenfalls experimentell die für die Gesundheit förderlichen Wirkungen festgestellt wurden. So hat Knoblauch auch eine Kreislauf anregende und sekretionssteigernde Wirkung. Werden die Verdauungssäfte in ihrer Sekretion angeregt, steigert das die Fresslust von Hunden. Hierfür gibt man je nach Größe des Hundes eine halbe bis eine ganze frisch gepresste Knoblauchzehe ins Futter. Vor allem für ältere Hunde gilt Knoblauch als Verjüngungskur schlechthin.
- Wermut hat eine verdauungsfördernde und appetitanregende Wirkung. Die Bitterstoffe der Droge regen die Sekretion von Verdauungsdrüsen und Galle und die Absonderung von Pankreassaft an. Außerdem wirkt Wermut antibakteriell und wird auch in wurmwidrigen Kräutermischungen eingesetzt.
- Thymian wirkt durch seinen Gehalt an ätherischem Öl steigernd auf die Sekretion von Speichel, Magensaft und Gallenflüssigkeit. Dies wiederum regt die Fresslust und die Verdauung an.
- Löwenzahn enthält Bitterstoffe, die Magen-Darmsekretion und Gallenfluss anregen und somit die Verdauung fördern.
Verstopfung
Auch bei Hunden kommt Verstopfung vor, z.B. wenn Hunde empfindlich auf Knochenfütterung reagieren (sogenannter Knochenkot). Auf die Kotkonsistenz haben natürlich vor allem die Nahrungskomponenten Einfluss. Wenn der Hund generell zu harten Kot hat, sollte der Faseranteil erhöht werden.
Knochen sollten immer mit Fleisch gefüttert werden (RFK = rohe fleischige Knochen). Das Fleisch sorgt für eine ausreichende Produktion von Magensaft, welche für die Verdauung der Knochen nötig ist. Kommt es trotz dieser Maßnahmen zu Verstopfung, können die folgenden Kräuter helfen. Diese sollten jedoch mit Vorsicht angewendet werden, da sie sonst zum Gegenteil führen können.
- Rizinusöl wird durch Kaltpressung aus den Samen der Pflanze Rizinus gewonnen. Es enthält ein Öl, dessen Hauptbestandteil Glyzerid ist, welches im Dünndarm die Rizinolsäure freisetzt. Diese bewirkt durch Reizung der Darmschleimhaut eine Anregung der Darmbewegungen und hat so eine abführende Wirkung. Rizinusöl sollte nur kurzfristig angewendet werden, ein Hund erhält etwa 5-15g, je nach Gewicht.
- Lein /Leinsamen haben eine abführende Wirkung. Die Schleimstoffe quellen im Darm auf und halten so Wasser zurück, welches den Stuhl erweicht und zugleich die Gleitfähigkeit verbessert. Die Volumenzunahme hat den weiteren Effekt, dass durch den Dehnungsreiz die Darmbewegungen angeregt werden. Man gibt dem Hund 2 – 5g (1 TL) der ganzen Samen.
Durchfall
Durchfall stellt für sich keine Erkrankung dar, sondern ist ein Symptom für etwas. Häufig geraten Hundehalter jedoch in Panik und wollen den Hund sofort „stopfen“. Dies ist i. d. R. aber kontraproduktiv, zumal Durchfall auch eine schlichte „Entgiftungsfunktion“ des Organismus sein kann. Natürlich gilt es zu klären, was den Durchfall verursacht. Man kann aber einen Durchfall, der 2-3 Tage anhält und keine weiteren Symptome mit sich bringt (z. B. Fieber, sehr wässriger Durchfall) durchaus tolerieren.
Als erste Maßnahme bei Durchfall ist Fasten angesagt, dies mindestens einen Tag. Danach wird mit Schonkost langsam wieder angefangen, hierbei leistet auch die morosche Karottensuppe gute Dienste. Geriebener Apfel hat eine stopfende Wirkung, sollte aber wegen eben erwähnter Gründe nicht als Sofortmaßnahme eingesetzt werden.
- Heidelbeeren haben entzündungshemmende, wundheilende, gefäßschützende und antimikrobielle Wirkung und werden bei unspezifischen Durchfallerkrankungen eingesetzt. Sie können als Tee gegeben werden oder auch einzelne Beeren (getrocknet, 5-10 Stück ins Hundemaul geben).
- Brombeeren wirken heilungsfördernd, antibakteriell, antiviral, entzündungshemmend und blutstillend. Ein Tee aus getrockneten Brombeerblättern, mehrmals täglich gegeben, kann dem Hund bei Durchfall helfen.
- Salbei wirkt ebenfalls antibakteriell und antiviral. Außerdem wirkt er krampflösend und antioxidativ und kann bei Durchfall gute Unterstützung leisten. Angewendet wird er als Tee aus getrockneten Kräutern.
Haut – äußerlich (Verletzungen, Ekzeme)
Bei Erkrankungen, die sich über die Haut äußern, wird häufig sehr schnell zu Medikamenten gegriffen. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass diese Ausbrüche (z.B. Ekzeme) lediglich ein Symptom darstellen, dessen Ursache i. d. R. woanders zu suchen ist. Die Entgiftungsfunktion von Hunden über die Haut ist wegen der wenigen Schweißdrüsen nicht sehr effektiv, daher kommt es bei im Organismus übermäßig angesammelten Giften zu Hauterscheinungen, über die diese Schadstoffe sich einen Weg nach draußen bahnen. Kontraproduktiv ist es nun, diese mit Salben „zuzukleistern“.
Neben den weiteren Maßnahmen, die dem Grundproblem zuleibe rücken, kann man von außen aber die Heilung unterstützen. Ebenso kann man Wunden durch Verletzungen, Blutergüsse, Prellungen, Quetschungen, etc. von außen bei der Heilung unterstützen. Luftdichte Verbände sind zur Heilung eher kontraproduktiv. Um den Hund vom belecken der Wunde abzuhalten, eignet sich ein dünner (fixierter) Mullverband oder eine einfache Baumwollsocke. Auf Hygiene achten!
- Arnika sollte wie schon erwähnt als Heilpflanze nur äußerlich angewendet werden, da die Wirkung toxisch sein kann. Auch bei der äußerlichen Anwendung sollte nicht übertrieben werden, da es sonst zu Hautreizungen kommen kann. Arnika wirkt antibakteriell, antiseptisch und heilungsfördernd. Angewendet wird die Pflanze als Umschläge mit Teeaufguss oder 5-fach verdünnter Tinktur, diese mehrmals täglich gewechselt.
- Ringelblume hat eine allgemein heilungsfördernde Wirkung. Sie wirkt antibakteriell, antimykotisch, antiviral, antiparasitär und immunstimulierend. Äußerlich wird sie als Tinktur, Teeaufguss oder als Salbe angewendet z.B. bei Risswunden, Schürfwunden, Schnittwunden, Quetschungen oder Brandwunden. Man kann die Wunden mit einer verdünnten Ringelblumen-Tinktur auswaschen und die Salbe dünn auf die Wunde auftragen.
Lebererkrankungen
Die Leber als das zentrale Stoffwechselorgan ist das wichtigste Entgiftungsorgan und großen Belastungen ausgesetzt. Die Leber beherbergt außerdem die Gallenblase, welche das Sekret für die Leber bildet, die Galle. Lebererkrankungen wie Hepatitis (Leberentzündung), oder Hepatose (nichtentzündliche Lebererkrankung) sind bei Hunden keine Seltenheit. Das Krankheitsbild kann sehr vielfältig sein, weshalb eine Lebererkrankung oft schwierig zu diagnostizieren ist. Erste Maßnahme bei Lebererkrankungen sollte immer die Unterbindung der weiteren Aufnahme von Giftstoffen sein.
- Mariendistel ist DAS Leberkraut. Das enthaltene Silymarin hat therapeutische Wirkung auf verschiedene Lebererkrankungen. Es verhindert das weitere Eindringen von Giftstoffen in die Hepatozyten (Leberzellen), stimuliert deren Neubildung und regt die Leber zur Regeneration an. Da die Schale der verwendeten Samen und Kerne von Hunden nicht aufgespalten werden kann und das Silymarin nicht wasserlöslich ist, sollte auf Extrakte zurückgegriffen werden. Diese dosiert man 10-15mg pro 10kg Körpergewicht am Tag. Man kann die Samen auch ganz fein mahlen (Kaffemühle) und dann zum Futter geben. Von diesem Trockenkraut gibt man etwa 100mg pro 10kg Körpergewicht, 1x täglich (5 Samen wiegen etwa 100mg). Mariendistel ist ein starkes Mittel und sollte mit großer Sorgfalt angewendet werden (siehe Dosierung).
- Löwenzahn regt durch seine Bitterstoffe die Magen-Darmsekretion und den Gallenfluss an, was natürlich wiederum die Leber in ihrer Funktion unterstützt. Außerdem wirkt er blutreinigend, stärkend und harntreibend, wodurch Giftstoffe schneller ausgeschieden werden.
Husten / Erkältung
Auch ein Hund kann sich mal erkälten und vor allem dort, wo er auf viele Artgenossen trifft, holt er sich schnell mal eine Virusinfektion wie z.B. den Zwingerhusten. Der Zwingerhusten ist eine meist mild verlaufende Erkrankung der Luftröhre und Bronchien, die über Tröpfcheninfektion übertragen wird. Als Therapie wird zum einen die Abwehrkraft gestärkt, zum anderen gilt es natürlich Symptome wie z.B. den Reizhusten zu lindern.
- Fenchel hat antibakterielle, auswurffördernde, spasmolytische und entzündungshemmende Wirkung. Daher ist er bei Erkältung und Husten hilfreich. Besonders gut anwendbar ist Fenchelhonig als Hustenmittel, der Honig hat weitere heilungsfördernde Wirkungen.
- Thymian wirkt desinfizierend, krampflösend, antibakteriell, antimykotisch, antiviral, spasmolytisch und antioxidativ und kann bei asthmatischem Husten, sowie bei Bronchitis Anwendung finden. Man nutzt dabei die getrockneten Kräuter als Futterzusatz.
- Huflattich hat eine entzündungshemmende, antibakterielle und reizlindernde Wirkung. Die enthaltenen Schleimstoffe überzeihen die Schleimhäute mit einer Schicht, die Reize mildert. Huflattich kann bei Entzündungen der Maul- und Rachenschleimhaut und zur Milderung von trockenem Husten eingesetzt werden. Angewendet wird er vor allem als Teeaufguss. Man nimmt pro Liter Wasser etwa 2 Handvoll der getrockneten Blüten und Blätter und übergießt diese mit gekochtem Wasser. Ziehen lassen und absieben, der Hund erhält 3x tgl. je nach Körpergewicht 1TL bis 4EL.
Bewegungsapparat (Arthrose / Rheuma)
Vor allem im Alter haben auch Hunde mit Erkrankungen des Bewegungsapparats wie z.B. Arthrose oder auch Rheuma zu tun. Durch Abnutzung, vorangegangene Fehlernährung, mangelnde Beanspruchung oder Durchblutung, falsche Belastungsformen oder auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen kommt es zu Beschwerden wir z.B. Arthrose oder auch Rheuma. Neben anderen Maßnahmen wie z:b. Futterumstellung, Physiotherapie, eventuellen schulmedizinischen Medikamenten oder auch homöopathischen Mitteln können auch Heilpflanzen gut unterstützen.
- Ginko wird bei Hunden mit Altersbeschwerden zur Unterstützung der Durchblutung angewendet. Die angeregte Durchblutung verbessert u. a. auch die Produktion der Gelenkschmiere, was sich auf die Erkrankung des Bewegungsapparat positiv auswirkt.
- Weihrauch wurde sogar schon in Studien an Hunden getestet, die an chronischen Erkrankungen von Gelenken und Wirbelsäule litten. Die Wirksamkeit von Ginko wurde als gut bis sehr gut bewertet, es kam zu signifikanten Verbesserung von Symptomen wie Lahmheit, Schmerzhaftigkeit und steifer Gang. Ginko wird zur Unterstützung der Gelenksfunktionen und Förderung der normalen Beweglichkeit bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Als Tagesdosis erhält der Hund 400mg pro 10 kg Körpergewicht.
- Rosmarin wird wegen der Durchblutungsfördernden Wirkung bei rheumatischen Erkrankungen vor allem äußerlich angewendet. Eine Einreibung mit verdünnter Rosmarintinktur kann arthritische Schmerzen lindern.
Stärkung / Kräftigung
Zur allgemeinen Stärkung, z.B. nach Erkrankungen, Operationen, etc. können Heilpflanzen gut eingesetzt werden. Auch als Kur nach dem Winter, für ältere Tiere zur Regeneration oder zur Stärkung der Immunabwehr – z.B. bei Allergien – können Heilpflanzen hilfreich sein.
- Ginseng kommt aus der ostasiatischen Medizin und ist bekannt für seine stärkende Wirkung bei Schwächezuständen jeglicher Art. Die Wurzel wird empfohlen als Kräftigungsmittel bei Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems und bei Erschöpfungszuständen. Man verwendet meist gepulverte, getrocknete Kräuter, Tinkturen oder flüssige Extrakte. Als Tinktur erhält der Hund 2.3 x tgl. 10-20 Tropfen.
- Hagebutte ist bekannt für ihren hohen Gehalt an Vitamin C und hat vor allem antioxidative Wirkung und steigert die Abwehrkräfte. Innerlich anwenden als Tee aus den getrockneten Früchten oder als Futterzusatz getrocknet oder frisch. Am meisten Vitamin C enthalten die frischen Früchte.
- Löwenzahn wird gerne zusammen mit Brennnessel als Frühjahrskur eingesetzt. Seine Wirkung ist blutreinigend, stärkend, entgiftend, durchblutungsfördernd und harntreibend. Man kann sowohl die frischen als auch getrocknete Blätter als Futterzusatz nutzen.
- Brennnessel wirkt blutreinigend, stoffwechselanregend, Bildung roter Blutkörperchen, harntreibend, blutdrucksenkend, antirheumatisch, unterstützend bei Allergien, Gelenkserkrankungen, Erschöpfungszuständen, Frühjahrsmüdigkeit.
Zum Schluss sei noch einmal erwähnt, dass die Heilpflanzen mit Bedacht eingesetzt werden sollten, nur dann können sie auch ihre heildende Wirkung voll und zufriedenstellend entfalten. Viel hilft nicht viel. sondern der gezielte Einsatz macht den Unterschied. Manche Kräuter, wie z.B. Löwenzahn oder auch Brennessel können zur Unterstützung der allgemeinen Gesundheit auch regelmässig und kurweise verabreicht werden. Man sollte aber über die Wirkungen zumindest in etwa Bescheid wissen, um die kräuter sinnvoll einsetzen zu können.
Artikelserie zur Pflanzenheilkunde:
Teil 1 – Hintergründe, Verarbeitung, Wirkstoffe und Anwendungsformen von Heilpflanzen
Teil 2 – Möglichkeiten der Zubereitung
Teil 3 – Wichtige Heilpflanzen für Hunde
Teil 4 – Heilpflanzen nach Anwendungsgebieten
Teil 5 – Tolle Kräutermischungen für Hunde
Hier gibt es das E-Book zur Artikelserie mit ein paar weiteren Extras