Die Wallfahrt ist entlang des Jakobsweges das beherrschende Thema in ganz Nordspanien. Hier in Galicien mischen sich christliche Vorstellungen mit den heidnischen Bräuchen der Kelten. So gilt der Sternenweg als Synonym für den Jakobsweg. Das Sternenlicht der Milchstraße ist dabei der Kompass, der den Seelen auf ihrer Wanderung als Orientierung dient und den Weg zum Paradies zeigt. Das Tor zwischen diesen Welten vermutete man früher, wie in der galicischen Mythologie, am Ende der Erde. Irgendwo hier. Oder im Himalaya. Es soll mehrere solcher Durchgansorte geben.
San Andrés de Teixido war lange der wichtigste Wallfahrtsort, bis der offizielle Jakobsweg entstand und dadurch Santiago de Compostela dem kleinen Küstendorf den Rang ablief. Das galicische Wort teixido leitet sich ab von teixo, bezeichnet also einen Ort, an dem es viele Eiben gibt. Die Baumart der Eiben geht bis ins Jura zurück, die Zeit der Dinosaurier. Daher wird sie von Botanikern mitunter Urbaum genannt. Diese Bäume wachsen besonders langsam und während andere Bäume irgendwann absterben, erneuert sich die Eibe von Innen. Wenn Jahrhunderte später die fragile Hülle des ursprünglichen Stammes wegbricht, wächst ein junger Baum, wie ein uraltes Wesen in einem neuen Körper weiter.
An dem Küstenabschnitt westlich von San Andrés de Teixido passierten viele Schiffsunglücke. Costa da Morte – Küste der Toten, wird sie genannt und die Absicht so einer Wallfahrten soll ja darin bestehen, die Seele mit dem Weg vertraut zu machen, den sie nach dem Tod gehen muss. Ein galicisches Sprichwirt lautet:
Ao San Andrés de Teixido vai de morto, o que no foi de vivo – Wer nicht als Lebender nach San Andrés pilgert, muss es als Toter tun
Santuario De San Andrés De Teixido
Das Santuario De San Andrés De Teixido müsse nach der Überlieferung also jeder Galicier mindestens einmal im Leben besucht haben. Die Kirche des Heiligen André liegt im Zentrum eines kleine Dorfes über den Klippen der Halbinsel Serra da A Capelada und zeigt überwiegend gotische Elemente. Der Hauptaltar stammt aus dem Jahre 1789. Seit dem 12. Jahrhundert soll es im Ort ein Kloster gegeben haben. Den Apostel Andreas soll Jesus persönlich an diese Küste befördert haben, um die Gegend zu missionieren.
In den Souvenierständen der nachbarschaftlichen Gassen reihen sich Souvenirs, wunderliche Mittelchen und Kräuter, wie die Herba de Nomorar. Eine Grasnelke, die bei Liebesproblemen helfen soll. Schutzamulette und Figuren aus Weißbrot, Kekskringel für sanfte Geburten – beten soll schließlich auch helfen. Wer hierher pilgert, liebt solche Rituale. Als Beweis seines Besuchs legt man einen Stein auf einem Haufen ab und richtet ein Wunschgebet an den ortsansässigen Heiligen, nachdem man vom Wasser an der Quelle La Fuente de los Tres Caños getrunken hat. Dabei gniddelt man ein Stück Brot ins Wasser und wenn das untergeht, hat man Pech gehabt. Man geht hier also lieber auf Nummer sicher.
Ein von Schnick Schnack (@schnickschnacksschnuck) gepostetes Foto am 26. Sep 2015 um 6:26 Uhr
Santiago de Compostela
Mit unseren gesammelten Devotionalien laufen wir pünktlich nach der Siesta in Santiago de Compostela ein. Dieser Name wurde erst ab dem 10. Jahrhundert verwendet und auch seine Herleitung gibt einige Rätsel auf. Allgemein bedeutet „Campus Stellae“ Sternenfeld und steht in Beziehung zur Milchstraße und dem Licht, das auf dem Sternenweg zur Grabentdeckung des alten Apostels hier vor Ort geführt haben soll. Alchemistische Autoren lesen „compos“ als den Empfänger und „Stella“ als den Stern, der in der Transmutation als ein Zentrum des strahlenförmigen Lichts erscheinen soll. Das Wort „Compostum“ deutet ebenfalls auf solche Gräberfunde sowie auf den Zusammenhang von Tod und Auferstehung hin. Einer der alten Ortsnamen – „Liberum Donum“ – ist laut keltischer Herleitung von „llywbr“ ein Durchgangsort der Höhe „dunum“. Alle beziehen sich jedoch auf das Geheimnis von Leben und Tod, dem in Santiago de Compostela als galicische Hauptstadt vor allem schwer vergoldet gehuldigt wird.
Statt Kirche – Kneipe gibt's heute #Kaffee! #coffeelover #cortado #foodie #Foodblogger #galicia #Galizien #schwalbeontour #schnichschnackschnuck #welivetoexplore #letsgosomwhere #theglobewanderer #passionpassport #Roadtrip
Ein von Schnick Schnack (@schnickschnacksschnuck) gepostetes Foto am 26. Sep 2015 um 8:28 Uhr