HEALTH: Lärm vs. Präzision

HEALTH: Lärm vs. PräzisionHEALTH
Support: Born In Flamez
Hansa 39, München, 28. März 2019
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass Metal nur laut genug gespielt werden müsse, damit er ansprechend klingt. Lautstärke ohne Präzision ist stumpf und macht auf Dauer wenig Spaß, wer einmal auf einem guten Deathmetalkonzert war, wird das mit Sicherheit bestätigen können. HEALTH aus Los Angeles sind nun in vielerlei Hinsicht ein spannendes Unternehmen, sie spielen sowohl Noise als auch Mathcore, Metal und Industrial, die Hälfte ihres Sounds wird zudem (auch auf Konzerten) aus allerlei elektronischem Gerät dazugemischt, so daß man schon genau hinhören muss, um herauszufinden, welcher Effekt nun live erzeugt und welcher aus der Konserve eingespeist wird. Noch untypischer: Frontmann Jake Duzsik versucht nicht, mit genreüblichem Geschrei und gutturalen Urlauten zu überzeugen, er besitzt, erstaunlich genug, eine weiche, melodische Stimme, die für den entscheidenden Kontrast sorgt und die Musik des Trios einzigartig macht. Wenn all das, wie auf den bislang erschienenen Alben, auch noch perfekt eingespielt und abgemischt ist, kann man sich der magischen Energie der Formation kaum entziehen.

Genau dort lauert aber auch die Gefahr: Versucht man wie HEALTH an diesem Abend in München, nur über die Lautstärke zu punkten, kann der Schuss schnell nach hinten losgehen. Daß sich pure Elektronik hier weitaus leichter tut, ließ sich beim Support Born In Flamez (filed under: Transhuman Electronic Project) lehrbuchhaft heraushören – glasklare, punktgenau ausgesteuerte Bleeps, Loops und Beats, diesbezüglich keine Wünsche offen. HEALTH wiederum waren zwar mit Bass und Gitarre angerückt, auch am Schlagzeug wurde ordentlich geackert, allein, die gestochen scharfen Riffs, mit denen die Plattenaufnahmen glänzen, ließen sich leider nicht ausmachen. An der Größe der Raumes kann es nicht gelegen haben, ein Quadratwürfel von schätzungsweise tausend Kubikmetern sollte einen Tontechniker nicht vor größere Probleme stellen, gleichwohl war hier von gebotener Professionalität nicht viel zu spüren.

Das Schlagwerk ein übersteuertes Hämmern, Dusziks Gesang – besonders traurig – viel zu weit hinten und zu leise abgemischt, seine Gitarre ließ sich allenfalls erahnen. Schade schade, denn die Songs wären es wert gewesen. Überraschend viele kamen vom fulminanten Vorgängeralbum „Death Magic“ und auch das aktuelle „Slaves Of Fear“ wurde ausgiebig gewürdigt. Von letzterem stammte auch „Feel Nothing“, ein Track, der gegen Ende erkennen ließ, welches Potential auch live in dieser Band steckt – oder eben stecken könnte. An einem guten Abend bringen die drei mit Sicherheit durch gezielte Schläge eine Halle zum Einsturz, an schlechteren kämpft man sich mühsam durch einen Verschlag aus dumpfen Rockbrettern. Vielleicht wäre es gut gewesen, die Tour mit jenen Stücken zu verfeinern, die HEALTH als ungewöhnliche Kollaborationen mit Künstlern wie Soccer Mommy, JPEGMAFIA, Youth Code oder Perturbator kürzlich veröffentlicht haben – dem Willen, präziser zu sein, hätte das sicherlich Vorschub geleistet.

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