Headhunter - Jo Nesbø
Mir ist also irgendwie dieses Buch in die Finger geraten. Nach zehn Seiten denke ich: “- Moooment mal! Das kommt mir doch alles reichlich bekannt vor!”
Tja, da hatte ich wohl schon diese Verfilmung aus dem Jahr 2011 gesehen:
Der Film war recht unterhaltsam, wenn ich mich recht entsinne. Praktischerweise hatte ich aber schon die wesentlichen Details vergessen, so dass ich gespannt weiterlas…
Roger Brown ist der beste Headhunter Norwegens. Wenn er jemanden für einen Posten empfiehlt, fressen ihm die Unternehmen aus der Hand. Doch Brown spielt ein falsches Spiel. Und als sich sein vermeintlicher Top-Kandidat als gefährlicher Widersacher entpuppt, wird er plötzlich zum Gejagten.
Der Roman fängt vielversprechend an. Auf den ersten Seiten fühlte ich mich an Bret Easton Ellis’ American Psycho erinnert. Ein unsympathischer Protagonist, der in der Welt der Reichen und Schönen agiert, oberflächlich ist und nach Luxus und Status giert. Seinen überbordenden Lebensstil, versucht er durch einen Zweitjob als Kunstdieb im Gleichgewicht zu halten.
Dieses Ausgangssituation wäre mir schon fast spannend genug aber Nesbø reichte das bei Weitem nicht aus. Als Roger Browns auf den potentiellen Top-Kandidaten Clas Greve trifft, nimmt der Roman eine Welle von aberwitzigen, blutigen und grotesken Wendungen. Mehr soll hier natürlich nicht verraten werden.
Während sich die Anfangshandlung weitestgehend im Bereich des Möglichen bewegt, nimmt die Geschichte in der zweiten Hälfte geradezu Tarantinoesque Züge an. Diese wahnwitzige Achterbahnfahrt an Ereignissen ist zwar recht unterhaltsam aber mehr als unglaubwürdig.
Viel besser hat mir da der erste Teil gefallen, der sich um das psychologische Katz und Maus Spiel der beiden Alpha-Tiere dreht. Während sich Brown noch in Sicherheit wähnt, dämmert dem dem Leser schon, dass Unheil im Verzug ist.
Die Liebesbeziehung zwischen Brown und seiner Freundin Diana erscheint zwar zu keiner Zeit wirklich plausibel und auch über andere Ungereimtheiten sollte man hinwegsehen. Alles in allem bleibt Headhunter aber ein rasanter Pageturner. Flüssig geschrieben und mit interessanten Fakten versehen.
Für mich war es das erste Buch von Jo Nesbø, so dass es keine Erwartungen gab, die nicht erfüllt werden konnten, ich habe allerdings schon einige enttäuschte Rezensionen von Fans derHarry Hole Reihe gelesen. Hier scheint der norwegischen Autor mal etwas anderes ausprobiert zu haben.
Fazit – Thriller auf Steroiden
Wer keinen Literaturnobelpreis erwartet und sich nicht von einer konstruierten, fast schon klamaukartigen Handlung mit zahlreichen Twists gestört fühlt, der kann mit Headhunter eine Menge Spaß haben. Spannend, eklig, blutig und brutal aber immer auf der schwarzhumorigen Schiene fahrend.
Nesbø hat sich hier so richtig ausgetobt und scheint viel Freude beim Schreiben gehabt zu haben.
300 Seiten Blut, Schweiß, Tränen und Scheiße. Einsteigen bitte. Aber das Anschnallen nicht vergessen!
Wertung 3/5
1. Geht gar nicht 2. Is OK 3. Gut 4. Richtig gut 5. awesomatik!
awesomatik Kuriosum
Selbst wenn einem der Roman nicht gefällt, hat man mit der Lektüre dennoch eine gute Tat geleistet. Der gesamte Erlös aus dem Verkauf fließt in eine von Nesbø gegründete Stiftung, die sich für die Bekämpfung von Analphabetismus einsetzt.
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Headhunter