Hawaiis strahlende Zukunft

Von Denkbonus

Fast das gesamte Internet wurde von zwei miteinander zusammenhängenden Begriffen gesäubert. Hawaii und Radioaktivität resp. Strahlung. Die tödliche Giftsoße aus Fukushima entvölkert bereits die amerikanischen Westküste. Zuvor hatte die strahlende Fracht Hawaii passiert

Und dort herrscht tiefes Schweigen. Dabei musste die Strahlung dort bereits in exorbitante Höhen geschnellt sein. Auf sämtlichen Ausbreitungs- und Strömungsmodellen treibt die gewaltige, radioaktive Löschwasserblase aus dem havarierten Kraftwerk gen Osten. Mittendrin das paradiesische Inselarchipel, dass inzwischen eigentlich die Hölle sein müsste. Doch wo immer man auch sucht, es ist so gut wie nichts zu diesem Thema zu finden. Die zwei hawaiianischen Messstationen sind offline oder wurden gänzlich ausgeschaltet. Während es in den USA, in Japan, in Europa, ja eigentlich auf der ganzen Welt Bürgerorgsanisationen gibt, die gemeinsam ein intensives Strahlenmonitoring betreiben, findet man über Hawaii – nichts. Obwohl von Kalifornien bis Alaska Vögel, Fische und Robben sterben und selbst in Höhenlagen alamierend hohe Strahlenwerte gemessen werden, ist das große Sterben offenbar folgenlos an Hawaii vorbeigezogen. Die leben inmitten der radioaktivsten Brühe, die es je in diesem Umfang gab und es geht ihnen blendend. Eine kurze Zusammenfassung des Schweigens.

Am frühen Freitagmorgen dem 10. Juni 2011 um 03:00 Uhr Ortszeit schlug die Messstation Kaua’i/Hawaii Alarm. Kaua’i befindet sich am nordwestlichen Ende der Inselkette, gute 5600 Km von Japan entfernt. Die Strahlenwerte kletterten sprunghaft zunächst auf 100 counts per minute (cpm), wo sie etwa 15 Minuten verharrten. Danach kletterten sie weiter auf 141 cpm um anschließend wieder auf 37 cpm zu fallen. Klingt viel, ist jedoch wenig. Kurz zur Umrechnung: 100 cpm = 1μSv/h (Mikrosievert pro Stunde). Gewöhnt sind wir hier in Deutschland seit Tschernobyl an durchschnittlich 1,5 μSv/h. Also an ca. 0,1 μSv/h mehr als auf der erwähnten Messstation. Das war drei Monate nach dem Megagau. Seither sind Schätzungen zufolge 22 Peta- Becquerel in den Pazifik eingeleitet worden. Das ist eine Zahl mit 15 Nullen und entspricht einer Million Milliarden Becquerel. Seither schweigt Hawaii. Eine surfbegeisterte Hawaiianerin, Coconutgirl wireless, ist der Sache mit einem eigenen Geigerzähler auf den Grund gegangen.


Messungen von Coconutgirl wireless

Wie einem Foreneintrag zu entnehmen ist, wird bereits seit geraumer Zeit der radioaktive Tsunami- Müll an Hawaiis Küsten angeschwemmt. Zumeist sind es einfache Hilfskräfte, die die Strände davon säubern. Immer wieder fahren Boote hinaus gen Westen, um den Müll einzusammeln, bevor er die Strände erreicht. Am stärksten betroffen sind Kauai’i und Ni’ihau, weil beide Inseln die westlichsten des Archipels sind. Problematisch ist dies weniger für die Touristen als für die Tierwelt. Zahllose Fischernetze waren von dem Tsunami ins Meer gerissen worden. Darin verenden nun neben Seevögeln auch größere Fische, die sich aus eigener Kraft nicht aus den Netzen befreien können. Aber auch Badeurlauber können beim Schwimmen und Schnorcheln in die Netze geraten, mit unvorhersehbaren Folgen.

Aus den Augen – aus dem Sinn

Berechnungen wie die von Teppei Yasunari von der Universities Space Research Association (USRA) in Columbia gehen davon aus, dass allein an Cäsium 137 mehr als 5,6 Billiarden Becqerel über Japan und den angrenzenden Meeresgebieten abgeladen worden sind. Davon sind etwa eine Billiarde durch Niederschläge in den Boden gelangt. Alles, was nicht auf der japanischen Insel gelandet ist, bewegt sich seither in Richtung Hawaii und West Coast. Um die Oberflächenverteilung der Radioaktivität besser abschätzen zu können, werden gerne Milchproben ausgewertet. Da man in etwa erruieren kann, welche Fläche so eine Muhkuh täglich abweidet, lassen sich die Ergebnisse der Milchuntersuchungen auf die Flächenkontamination extrapolieren. Die Ergebnisse sind erschreckend. Für Jod 131 liegen die Messwerte 600 Prozent über normal. Bei Cäsium 137 sind 633 Prozent und für Cäsium 134 liegen die Werte sogar 800 Prozent über dem Normalwert.

Aber nicht nur Milchproben sind betroffen, sondern auch die Meeresfauna, ohne die Hawaii nicht existieren könnte. Hawaii lebt vom Tourismus und vom Fischfang. Ausladende Ackerflächen sind auf einer gebirgigen Vulkaninsel nicht unterzubringen. Wenn die Fische verseucht sind und die Korallenriffe absterben, stirbt zuerst der Tourismus. Wer taucht schon gerne in solch einer hochgefährlichen Dreckbrühe, in der ohnehin nicht mehr viel lebt. Die berühmte Schönheit der Unterwasserwelt vor Hawaiis Küsten lockte bisher genügend Tauchtouristen an, diese könnten nun ausbleiben. Und wenn die Fischer dort nur noch kontaminierte Meeresfrüchte aus dem Wasser ziehen, dürfte auch deren letztes Stündlein bald schon geläutet haben.

Ein Blick auf eine Monitoring- Karte, welche die aktuelle Kontamination der amerikanischen Westküste zeigt, lässt Schlimmes erahnen.

Als die radiaktive Wasserwolke Hawaii passiert hatte, war sie noch deutlich stärker konzentriert, als vor der Westküste der USA. Dies geht aus diesem Strömungsdiagramm hervor.

Auf dieser Animation ähnelt die Ausbreitung eher einem Schuss aus einer Schrotflinte. Zuerst in Richtung Hawaii und anschließend weiter zur West Coast.

Schon lange hatte ich davon geträumt, irgendwann einmal die Traumstrände dieses Inselparadieses zu besuchen. Wunderschöne Natur, Hula, sanfte und liebenswerte Menschen und köstliche Bewirtung auf einem Tisch am Strand oder sogar im knietiefen Wasser. Ein Traum eben. Ich habe ihn aufgegeben.

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