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Der Morgen war schon warm. Als es gerade hell geworden war, lief ich hinunter zum Start an der Ironman Expo. Die Luft wunderbar klar. Wieder strahlten der Ozean und der blaue Himmel zusammen mit der immer höher steigenden Sonne um die Wette. Doch mehr Teilnehmer als erwartet, versammelten sich zu dieser frühen Stunde. Halb acht sollte es losgehen und es war einiges los. Superhelden versammelten sich neben Kinder. Walker und Geher machten sich warm. Ich schaute mich derweil etwas um. Bewunderte die Medaille, die größer war, als manch eine von einem Marathon.
Mein kurzer Lauf zum Start war ausreichend, um mich einigermaßen locker zu fühlen. Als erstes wurden die 5km Läufer auf die glühende Piste geschickt. Ich war mir ganz sicher, dass mir diese Strecke zu kurz sein würde. Ich sollte leider unrecht behalten. Dennoch bin ich froh, im zweiten Startfeld der 10km Athleten gestanden zu haben. Es war zwar die reinste Quälerei, aber wenn schon denn schon. Es muss sich ja lohnen. Außerdem schwitzt man bereits, bevor mal losläuft. Nass ist also nass. Aber eigentlich traut man sich ja gar nicht zu jammern, bedenkt man, was all die Triathleten am Samstag vorhaben. Ich dachte mir auch, dass wenn man schon mal die Möglichkeit hat, auf der Wettkampfstrecke des Ironman zu laufen, dann doch auch so lang wie man darf.
Für uns ging es fünf Minuten später auf den Alii Drive. Ich huschte noch schnell aufs Örtchen und dort schlug ich den wichtigsten Tipp des Tages in den Wind. Ich sollte es bereuen. Ein Mädchen stand am Waschbecken in Unterwäsche und machte ihr Top, die Hose und das Cap tropfend nass. Ich sollte das doch auch machen. Ja. Ok. Nein. Ich schaff das schon so. Zumindest das Visor hätte ich wie zu Haus im Sommer nass machen können. Schon an der Startlinie brannte die Sonne, die plötzlich hoch am Himmel stand. Aber hey, es sind ja nur 10km. Ich raste die ersten drei Kilometer mit meinem geplanten 4:30er Schnitt dahin. Für einen schnellen Trainingslauf genau das, was ich wollte und eigentlich das, was ich während eines Triathlons so laufe.
Jedes Mal wenn ich an einem dieser kleinen malerischen Strände vorbei lief, fragte ich mich, wo bitte die Meeresbrise blieb. Ich erwartete schon gar nicht mehr, dass die vielleicht kühl sein könnte. Aber etwas Luft wäre wirklich schön gewesen! Stattdessen kochten meine Füße. Es fühlte sich an, als würden sie mit dem Asphalt verschmelzen. Ich bewunderte die Kinder, die mit uns liefen und die Walker, die in der 5km Gruppe gestartet waren und die wir nun langsam überholten. Nach nicht einmal vier Kilometern war ich bereit für die Ohnmacht.
Meine Fotobegleitung tropfte auf dem Rad genauso wie ich im Laufschritt. Eigentlich konnte man das, was ich da veranstaltete kaum noch so nennen. Wie ich den fünften Kilometer erreicht hatte, war mir schleierhaft. Ehrlich. Ich wäre gern gekrabbelt. Die heiße Straße hielt mich davon ab. Die erste Wasserstation nach 2,5km am Wendepunkt des 5km Laufs war gefühlt Meilen entfernt, bevor auch ich offiziell umkehren und mich erneut erfrischen konnte. Wasser auf den Kopf. Etwas Wasser und Iso trinken. An jeder Station das gleiche Spiel. Alles eiskalt. Da freut sich der Bauch… Aber wenigstens etwas Kühle. Auch wenn das Wasser direkt an mir zu verdampfen schien und die Frische nach wenigen Metern wieder in schwüle Hitze umschlug.
Ich verfluchte jeden Quadratzentimeter Stoff an meinem Körper. Zumindest konnte ich mein Shirt hochziehen. Das half aber wenig. War sogar kontraproduktiv, weil das nasse Tank tatsächlich mehr kühlte als der nicht vorhandene Luftzug von der See auf blanker Haut. Während ich im Wahn fast kriechend herumeierte, schwebte auf der anderen Straßenseite Leanda Cave an uns vorbei. Ich stellte mir vor, dass ich hier auch so locker laufen könnte, wie die große, schlanke Profi-Athletin. Wie ich später in einem kurzen Gespräch mit ihr erfuhr, ist sie bereits seit einigen Wochen zum Training hier. Kaum bin ich darüber hinweg, wie locker sie bei einer Geschwindigkeit aussieht, die ich vermutlich nur bei meinen kurzen Intervallen laufen könnte, rast Mirinda Carfrae mit einem Fotografen ebenfalls an uns vorbei. Kaum den Wendepunkt überlebt, rauschte sie in die andere Richtung weiter und verschwand hinter dem nächsten Hügel.
Ich dachte, ich schaffe es wenigstens irgendwie flüssig bis zur 7,5km Marke. Auch wenn es nun stetig etwas bergab ging, wurde ich langsamer und langsamer. Die ‘Kona Boys‘ riefen mir zu, dass es nun einfacher würde, das schlimmste Stück hinter mir liegen würde. Es motivierte kurz, bevor ich in der Hitze versank und gehen musste. Meine Oberschenkel begannen zu zucken. Es wurde Zeit für Iso! Ich kam mir vor, als wäre es ein Marathon. Genau das, was die Ironman Athleten am Wochenende absolvieren werden. Nachdem sie geschwommen und Rad gefahren sind! Nicht wie ich frisch aus dem Bett auf eine kleine Runde… Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie fassungslos mich diese ganze Situation macht. Der Respekt vor jedem einzelnen Athleten, egal in welcher Zeit er das Rennen absolvieren wird, ist unermesslich. Ich bin fasziniert und werde ganz sicher mit offenem Mund am Wochenende dastehen, während ich bei brütender Hitze den Athleten zujubele.
Nach der letzten Erfrischungsstation hatte ein Läufer mit mir Mitleid. Ich soll bloß nicht nachgeben und immer weiter laufen. Ich folgte ihm. So wie er waren auch viele andere Läufer für motivierende Worte offen. Die Helfer geben ebenfalls ihr bestes.
Ihr kennt das sicher. Auf den letzten beiden oder zumindest dem letzten Kilometer schwebt man dahin in Freude auf das Ziel. Dann geht alles so leichtfüßig. Man fragt sich, wieso man so herumgejammert hat. Nicht so hier. Ich quäle mich das letzte Stück Straße entlang, wo die Geschäfte und Restaurants wieder beginnen. Dann weiter die letzten Meter bis zum Zielbogen. Dann ein kleiner letzter Schritt. Fertig. Aus.
Ich höre meinen Namen, der vom Kommentator lustig ausgesprochen wird. Sehe meinen tropfenden Fotografen und will erst einmal nichts hören und sehen, außer Wasser, Iso, Wasser, Iso, Wasser, Melone und Schatten! Für uns Finisher war im Ziel hervorragend gesorgt. Es gab Süßes und viel Obst, dazu natürlich eisgekühlte Getränke. Ich hatte das Gefühl, dass ich einen ganzen Kanister hätte austrinken können. Tim aus Kiel kommt eilig zu mir und bietet mir weitere Getränke und Essen an. Wir tauschen uns aus. Er feuerte Freunde und Familie an. Ich jammere und bin amüsiert von meiner kurzen Strecke und voller Ehrfurcht für das, was er absolvieren wird.
Als ich meine Race Card mit meinem offiziellen Ergebnis abholte, stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass ich mit gut 50 Minuten (so langsam war ich noch nie bei einem 10 Kilometer lauf) sogar noch den dritten Platz in meiner Altersklasse ergatterte. Da kommt dann auch direkt die Freude über diesen Lauf zurück. Darüber, dass ich dort laufen konnte, wo es so heiß hergehen wird. Dass ich ein Stückchen Ironman-Luft geschnuppert habe und einen Hauch von einer Idee bekam, was hier geht und was eben nicht.
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Nehmt ihr auch im Urlaub an Laufveranstaltungen teil, wenn sich dazu die Möglichkeit ergibt? Oder entspannt ihr euch oder trainiert ihr nur?
P.S. Auch bei diesem Beitrag gäbe es noch so viel mehr Eindrücke zu zeigen. Vielleicht gibt es dann später von zu Haus aus Deutschland noch ein Update der Bildergalerie.
P.P.S. Zusammen mit meinem Eiswuerfel Im Schuh Visor, dem Currex Tank und Laufeinlagen, Asics Noosa Tri und Run Shorts und dem FR920xt habe ich mich nicht schneller, aber zumindest komfortabel durch die brütende Hitze bewegt.
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Ihr möchtet jetzt schon mehr über meine in Erfüllung gegangenen vor allem sportlichen Träume und Erlebnisse erfahren? Dann schaut hier vorbei: ‘Die Schönsten Geschichten‘.
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