Prügel, Drohungen, Vergewaltigung: ein Alltag vieler Ehen. Ein Alltag, der jedoch hinter zugezogenen Gardinen stattfindet und der sich blau gefleckt am Körper der Frauen zeigt. Für die meisten Männer auf der Welt gilt: Meine Ehefrau ist mein Eigentum. Schließlich haben sie dafür in vielen Ländern einen hohen Brautpreis bezahlt. Dass gezwungener Sex und dass Prügeln und Treten gegen Menschenrechte und gegen Gesetze verstößt, ist vielen Männern unbekannt oder egal.
Selbst wenn auf schönem Paragraphenpapier Gewalt in der Ehe verboten ist, so werden Straftaten in vielen Staaten entweder kaum verfolgt oder gar nicht erst angezeigt. Denn dazu gehören Mut und Selbstbewusstsein. In den Entwick-lungsländern sind Frauen jedoch in der Regel von ihren Männern abhängig, haben es nicht anders gelernt, als sich selbst als Menschen zweiter Klasse zu sehen. Werden Frauen andererseits zu selbstbewusst, fühlen Männer sich bedroht: In manchen Ländern steigt die häusliche Gewalt, wenn Frauen mehr Erfolg im Beruf haben als ihre Ehemän- ner. Um seine Ehefrau zu unterdrücken, muss der Mann nicht unbedingt die Fäuste benutzen. Ständige Drohungen, Beschimpfungen und Einschüchterungen hinterlassen zwar äußerlich keine Blessuren. Sie führen aber dazu, dass Frauen zu ängstlich sind, sich zu wehren, ihre Männer anzuzeigen oder zu verlassen – und sich selbst wertzuschätzen. Wenn Kinder unter solch einer Tyrannei in der Familie aufwachsen, ist es für sie umso schwieriger, der Armut und der Gewalt zu entkommen und ein friedliches Leben zu führen.
Gewalt in der Ehe ist ein seelisches Gefängnis: Auch wenn es einer Frau faktisch freisteht, ihren Mann zu verlas- sen, so ist die Androhung von Gewalt, die Angst davor, ihre Kinder nie wieder zu sehen oder die fehlende Unterstützung durch Familie, Gemeinde und Staat stärker als jede Handschelle. Häusliche Gewalt gibt es überall, in jedem Land, in jeder Stadt, auf jeder gesellschaftlichen Ebene. Sie wurde jahrelang tabuisiert, verschwiegen, banalisiert.
Wie lange, das zeigt sich auch bei uns:
In Deutschland wird eine Vergewaltigung in der Ehe erst seit dem Jahr 2004 strafrechtlich verfolgt.
Aus: care_affair / care.de