Hausbesetzer - Squatter

Von Rudravarman @Bhadresvaravarman
Ich habe einige Tage nicht geschrieben. Es ist auch mal wieder einiges passiert. In Vietnam passieren einem ja so Dinge, die glaubt man einfach nicht. Dinge, die man in billigen Soap Operas sehen kann und die man dann dort als absolut lächerlich abtut.
Ich bin mir gar nicht mal so sicher, ob ich das hier schreiben kann – denn mein Ruf als Vietnamspezialist steht ja auf dem Spiel.
Was ist nun passiert?
Samstag will Hiep einen Freund treffen. Ich will nicht allein im Haus sitzen und gehe ins Café. Als ich abends nach Hause komme, ist mein Haus verschlossen. Kein Hiep, kein Schlüssel. Ich erhalte nur eine ominöse SMS: Kar, du kannst nicht mehr in dem Haus wohnen. Das Visum ist abgelaufen. Die Polizei erlaubt es nicht mehr. Basta! Natürlich großes Geschrei. Ich ziehe erst mal ins nächste Hotel.
Zwei Tage später lasse ich dann mit Hilfe von Freunden das Haus öffnen – ich hatte mir vom Hausbesitzer allerdings die Genehmigung eingeholt. Einige Dinge sind weg. Hiep bringt sie später allerdings wieder.
Nach langen Gesprächen mit Hiep, erfahre ich nun, was passiert ist. Die Story ist schon irre: Der Freund, den er damals traf ist sein ehemaliger Nachbar. Der hat einen Typen aufgetrieben, der behauptet, von der Regierung zu sein. Hiep sucht ja einen Job. Und nun meint dieser Regierungstyp, er könne ihm einen Job geben, wenn Hiep ihm 500 000 Dong gäbe. Hiep hat natürlich nicht so viel Geld. Und ich hatte ihm erst vor kurzem 600 000 Dong geliehen, so dass er davon ausgeht, dass er nun keines mehr bekommt. Also entschloss er sich kurzerhand, mein Mobiliar zu verkaufen.
Er gab dem Typen dann 500 000 Dong – es ist wohl jedem klar, dass das ein Betrug ist. Ich habe ihn auch zusammengefaltet. Wenn ich als Ausländer so etwas erzählen würde, käme jeder Vietnamese und sagte, wie dumm ich sei. So etwas passiert auf der Pham Ngu Lao in Sai Gon täglich. Aber er ist Vietnamese. Allerdings ist er der zweite meiner Freunde, dem so etwas passiert. Ein anderer Freund hatte mir letzten Monat eine ähnliche Story berichtet. Der war extra nach Sai Gon gefahren, um einen Job zu suchen und gab auch irgendjemandem 500 000. Sein letztes Geld quasi. Er musste sich dann Geld leihen, um nach Can Tho zurückzukommen. Er schlief dann in meinem Haus. Deswegen ist mir die Geschichte so bekannt.
Wir Ausländer sind ja immer so laut, wenn es um Betrug geht. Wir sehen aber nicht, dass auch die Vietnamesen selber häufig Opfer solcher Betrügereien sind.
Neben der persönlichen Erfahrung und Enttäuschung hat mir die Sache einen wunderbaren Einblick in die gesellschaftliche Situation Vietnams gegeben.
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Some days I did not write anything. But it happened a lot. In Vietnam happen so many unbelievable things that it is truly unbelievable. If you see such things in a daily soap opera you would say, how cheap and ridiculous such things are.
I do not really know if I should write about what happened. My reputation as Vietnam specialist is in danger.
What happened?
Saturday my friend Hiep wanted meet a friend of him. I did not want stay alone in the house, so I went to a coffee shop. When I came home in the evening, my house was closed and the keys gone. I only got a strange sms: kar, you cannot stay longer. Your visa expired, the police not allow. Sure, I was angry. But I had to go to a hotel.
Two days later I met some friends and we opened the house – I had the permission of the owner to break into it. Some things were gone. But I have to say Hiep brought them back later.
After a long discussion with Hiep I learned what happened. The story is mad. The friend he wanted meet was his old neighbour. This boy introduced him a guy who claimed to be from the government. Hiep is unemployed and looking for a job. This man from the government promised him to get a job. But only if he (Hiep) gave him 500 000 Dong. Hiep surely does not have so much money. And he was afraid to ask me, since I borrowed him 600 000 Dong a week before. He decided then to go to my house, and sell my things.
He gave this man 500 000 – and I think it is clear, that this is a scam. I already talked with Hiep. If I would tell such a story to a Vietnamese, everybody would laugh and say how stupid I am. Such things appear on Pham Ngu Lao in Sai Gon every day. But he is Vietnamese. He should know better. But this is not the first time I hear this story: Another friend went to Sai Gon last month. He looked there for a job. The next day he called me: Someone wanted give him a job for money. He gave him 500 000 Dong and he saw him never again. He had to borrow money to come back to Can Tho. He slept then in my house. This is the reason I know the story.
We foreigner are very loud and claim often to be the victims of scams. That Is true, but we do not see that Vietnamese often are also victims. They really believe all.
Beside the personal experience and also the disappointment of this, I had a wonderful insight into the mechanism of recent Vietnamese society.